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Vertrau der Stimme deines Herzens!

Vertrau der Stimme deines Herzens!

Titel: Vertrau der Stimme deines Herzens!
Autoren: Melanie Milburne
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machte die Hitze noch unerträglicher.
    Rachel spürte, wie ihr Schweißperlen über den Rücken liefen und das grelle Sonnenlicht in ihren übermüdeten Augen brannte. Die leichten Kopfschmerzen, die sich schon während der Busfahrt bemerkbar gemacht hatten, waren mittlerweile zu einem hämmernden Pochen hinter den Schläfen herangewachsen.
    Sie nahm ihre ganze Entschlossenheit zusammen und stieg die breiten Stufen hoch, die vor dem schmiedeeisernen Eingangstor der Villa endeten. Rachel drückte gegen das von einer hohen Mauer eingefasste Tor, doch es war natürlich verschlossen. Zu ihrer Erleichterung entdeckte sie in dem dunklen Stein eine kleine Gegensprechanlage, die ihr zuerst nicht aufgefallen war.
    „Niente visite“ , sagte eine Frauenstimme, kaum nachdem sie den Summer gedrückt hatte.
    „Aber ich …“, warf Rachel ein.
    Doch die Leitung war bereits unterbrochen worden. Mit beiden Händen umklammerte Rachel die rauen schmiedeeisernen Stäbe des Eingangstors und atmete ein paar Mal tief durch, bevor sie erneut auf den Summer drückte.
    Dieselbe Frauenstimme antwortete umgehend, diesmal aber in einem Englisch mit starkem Akzent. „Besuch ist unerwünscht.“
    „Ich muss Alessandro Vallini sehen“, entgegnete Rachel. „Und ich werde nicht gehen, bevor er mich empfängt.“
    „Gehen Sie bitte“, sagte die Frau unbeirrt.
    „Aber ich weiß nicht, wohin ich gehen soll. Können Sie Signor Vallini ausrichten, dass ich aufgrund widriger Umstände leider in Positano feststecke?“
    Die einzige Antwort war ein gleichmäßiges Rauschen aus der Gegensprechanlage. Rachel lehnte sich ermattet mit dem Rücken gegen die Mauer und rutschte langsam zu Boden. Das passiert mir nicht wirklich, dachte sie ungläubig, während sie sich in den Schatten kauerte und den Kopf auf die angewinkelten Beine sinken ließ.
    Es war, als habe sich ihr gesamtes Leben plötzlich in einen Albtraum verwandelt. Sie war mit Geld aufgewachsen – mit sehr viel Geld, wahrscheinlich mehr, als normale Menschen in ihrem gesamten Leben zu sehen bekamen. Lange hatte sie das für selbstverständlich gehalten. Nie war ihr auch nur für einen Moment der Gedanke gekommen, dass ihr privilegiertes Dasein einmal ein Ende haben könnte. Aber genau das war geschehen. Und obwohl sie alles darangesetzt hatte, um ihr zerstörtes Leben wieder aufzubauen, hockte sie jetzt tatsächlich vor dem Tor jenes Mannes, dessen Liebe sie vor fünf Jahren verschmäht hatte, und bettelte um Einlass.
    War das Karma? Oder einfach nur eine Laune des Schicksals? Rachel schloss die Augen und wünschte sich sehnlichst, dass ihre Kopfschmerzen nachließen. Dann würde sie sich nämlich wieder aufraffen und so lange auf die verdammte Klingel drücken, bis Alessandro endlich nachgab …
    „Ist sie immer noch da?“, fragte Alessandro seine Haushälterin Lucia betont beiläufig.
    „Si, Signore“ , erwiderte Lucia und wandte sich vom Fenster ab. „Sie sitzt dort schon seit über einer Stunde. Und draußen ist es wirklich sengend heiß heute.“
    Lediglich die angespannten Kiefernmuskeln ließen erahnen, dass die Situation ihm nicht ganz so gleichgültig war, wie er vorgab, und dass er mit seinem Gewissen kämpfte. Er saß hier in seinem angenehm kühlen Arbeitszimmer, während Rachel vor dem Tor in der Hitze schmorte.
    Aber allein die Vorstellung, sie zu sehen, verursachte ihm Magenschmerzen. Mit ihrem unangekündigten Besuch hatte er nicht gerechnet. Vor allem, nachdem er seiner Sekretärin in Mailand unmissverständlich angeordnet hatte, Rachel keinen Termin zu geben. Er war davon ausgegangen, dass das genügen würde, um sie fernzuhalten. Wann würde sie endlich kapieren, dass er sie nicht sehen wollte?
    „Oh, mio Dio!“ Lucia stand noch immer hinter der Gardine und beobachtete das Eingangstor. „Ich glaube, sie fällt in Ohnmacht.“
    „Wahrscheinlich schauspielert sie nur“, entgegnete Alessandro gespielt desinteressiert, ohne den Blick von den Dokumenten auf seinem Schreibtisch abzuwenden.
    Lucia trat vom Fenster zurück. „Vielleicht sollte ich ihr ein Glas Wasser bringen.“
    „Tu, was du für richtig hältst“, antwortete er und blätterte geistesabwesend die Papiere durch. „Aber halt sie von mir fern.“
    Als das Knirschen von Schritten auf dem Kiesweg in Rachels Ohren drang, öffnete sie mühsam die Augen und blinzelte heftig gegen das aufdringliche Licht. Vor ihr stand eine dunkelhaarige, knapp fünfzigjährige Frau, die dem Aussehen nach eindeutig
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