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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen
Autoren: dtv
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der Junge etwas von seinem Fahrrad stammelte, das
     umgefallen sei und am Auto der Frau einen Kratzer hinterlassen habe.
    »Das ist drei Wochen her«, sagte die Mutter, »wir haben uns erinnert, weil am selben Tag die Maria Sandhofer ermordet worden
     ist. Und wir haben so lange gebraucht, um rauszukriegen, wem das Auto gehört. Ich habe dem Peter gesagt, wenn du was anstellst,
     musst du dafür geradestehen. Und er hat sein Taschengeld mitgebracht, weil er den Schaden   ... «
    »Ich habe gar nichts bemerkt«, sagte die Winzerin, und alle gingen auf den Hof, um nach dem Wagen zu sehen. Da war tatsächlich
     ein dicker Kratzer am vorderen rechten Kotflügel. Die Winzerin schüttelte den Kopf. »Ach, es gibt noch andere Kratzer, der
     Wagen ist alt, das lohnt sich nicht, den zu reparieren.«
    »An dem Tag, als Maria ermordet wurde, sagst du?« Carl blickte Johanna an, doch die begriff nicht.
    Der Junge wagte nicht, aufzusehen, und nickte schuldbewusst. Carl war hellwach, und ihm sträubten sich die Haare.
    »Da war ich nicht in Breitenbrunn, nein«, sagte die Winzerin. »Da bin ich nicht gefahren. Nachmittags, da   ... da habe ich den Wagen verliehen   ... «
    Wie elektrisiert sprang Carl auf. »An wen«, schrie er, »an wen?« und verzog das Gesicht vor Schmerz.
    Erschrocken trat die Winzerin zurück. »An den Thomas natürlich, Thomas Thurn, das ist mein Nachbar.«
    »Und wieso?«
    »Der kam mit dem Fahrrad, sein Wagen sei kaputt, ob ich ihm mein Auto leihen könnte, er hätte was zu besorgen. Ich |390| habe mich gewundert, dass er seine Angestellten nicht gefragt hat. Sagen Sie mal, sind Sie nicht der Mann, der die Maria gefunden
     hat?«
    Mit Mühe beugte Carl sich ein wenig zu dem Jungen runter. »Und wie spät war es, um wie viel Uhr war das, wann ist dir das
     Rad umgefallen?«
    »Schrei nicht so«, Johanna hielt Carl beschwichtigend zurück, »du machst ihm Angst.«
    Peter war zurückgewichen und starrte Carl aus großen Augen an. »Das, das war bevor, bevor das losging, auf dem Hof, mit der
     Rettung und den Gendarmen. Als ich mit der Mama dann wiederkam, da war das Auto weg.«
     
    »Das kann ich mir nicht entgehen lassen«, sagte Carl höhnisch, nachdem Fechter eingetroffen war und den Jungen befragt hatte.
     »Die Verhaftung muss ich sehen, das Gesicht von diesem Lackaffen. Dafür habe ich drei Wochen lang was auf die Fresse gekriegt.«
    »Da gehst du nicht alleine hin«, meinte Johanna, setzte sich hinters Steuer und ließ Carl einsteigen.
    Sie hielt gleich neben dem Eingang der Kellerei und stieg erst aus, als sie Fechter und sein Kommando kommen sahen.
    »Ah, die gnädige Frau«, meinte der Winzer mit aalglattem Lächeln. »Meine liebe Johanna, welche Freude, welche Ehre. Also kommen
     wir doch noch zur Führung. Und der Herr?« Thomas Thurn stutzte, als er Carls verbundene Hände sah. »Sie armer Mensch, können
     ja kaum ein Glas halten.«
    »Oh, das geht, machen Sie sich darum keine Sorgen.«
    Thomas Thurn sah aus, als wollte er gerade fragen »worum denn?«, als er den Inspektor auf sich zukommen sah, während ein Kriminalbeamter
     sich rechts von der Bar aufbaute, der andere links den Ausgang blockierte, eine Hand unter der Jacke. Der Edel-Winzer begriff
     sofort, dass etwas faul war.
    »Herr Thomas Thurn?«, fragte Fechter.
    |391| Der Angesprochene nickte und wurde blass.
    »Ich wollte Ihnen mitteilen, dass für die B 50 ein Fahrverbot für Lkw mit mehr als sieben Tonnen eingeführt wird. Nur Quell-
     und Zielverkehr ist weiterhin genehmigt. Der Bau der Leitha-Autobahn allerdings wird mindestens bis ins Jahr 2009 verschoben.
     Und ob sie dann noch gebaut wird   ... Sie haben Maria Sandhofer vergeblich erschlagen. Sie sind festgenommen   ... «
    »Bitte nicht so laut, Herr Inspektor. Ich möchte nicht, dass meine Gäste was davon mitbekommen«, flüsterte der Winzer. »Darf
     ich mir mein Sakko holen?«
    Es war das Graue, Pfeffer und Salz– oder Asche? Ein Häufchen Asche im Wind, dieser Mann, dachte Carl, und auch Johanna verzog
     gequält das Gesicht.

|393| Epilog
    »Den Anblick werde ich nie vergessen.« Fechter schüttelte sich geradezu vor Schadenfreude. »Er hat geschaut und geschaut,
     da sind ihm beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen.«
    »Tun Sie nicht, als hätten Sie das nicht vorausgesehen«, entgegnete Johanna, »Sie haben die Pressekonferenz möglich gemacht.«
     Sie haderte noch immer mit ihm oder eigentlich mehr mit sich selbst, denn es ärgerte sie, wie sehr sie sich in
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