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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen
Autoren: dtv
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es, und es tat ihm leid.
    »Es war leicht«, berichtete sie eilig. Sie war den Entführern in mäßigem Abstand gefolgt, das Elektroboot war langsam, der
     Wind hatte sie hingegen schnell gemacht, sie hatte sich sogar einige Ablenkungsmanöver erlauben können, um nicht aufzufallen.
     Sie hoffte nur, dass Hansi nicht die Nummer im Segel erkannt hatte. »Die Frau, auf die eure Beschreibung zutrifft, haben sie
     in das Haus gebracht, in dem ich auch gewesen bin   ... «
    |380| Das war wohl die angebliche Reise zum Plabuschtunnel gewesen, dachte Carl, »   ... und vor dem Pfahlbau, den ich sofort wiedererkenne, da rechts davon eine Regenbogenfahne gehisst ist, liegt ein Motorboot.«
    »Ein weißes Boot mit rotem Deck und weit nach hinten gezogener Frontscheibe?«, fragte Carl erregt, »blauer Yamaha-Außenborder?«
    »Kann sein, blau war er«, antwortete Johanna. »Das Boot aber habe ich nicht sehen können, da war eine Persenning drüber. Der
     Rumpf war weiß, das stimmt.«
    Karola packte Carl an der Schulter. »Ruf sofort deinen Inspektor an! Sie müssen Ellen da rausholen.« Erschrocken wich sie
     zurück, als Carl nach Luft schnappend in die Knie ging.
    Johanna machte sich klein, denn Hansi kam hinter ihnen vom Parkplatzund schlenderte zum Pavillon. »Er wird sich mit seinen
     Chefs beraten, was zu tun ist. Er und seine Freunde auf dem Pfahlbau sind lediglich Handlanger, die werden nichts selbst entscheiden.
     Wenn Fechter einen Großeinsatz anordnet, was ich nicht glaube, und wenn die mit einer Sondereinheit anrücken, dann gnade uns
     Gott – beziehungsweise uns und eurer Ellen. Bei den Typen, so wie Carl sie geschildert hat, gibt’s entweder ’ne Schießerei,
     oder sie flüchten und schleppen eure Freundin mit oder tun ihr was an. Außerdem dauert das viel zu lange, bis die hier sind.
     Ich an deren Stelle würde ganz schnell mit dem Boot abhauen   ... «, sie blickte Carl auffordernd an. »Zu zweit würde es gehen. Du kannst surfen, meinst du, dass du es schaffst?«
    Er wusste, was sie meinte. »Nur mit Handschuhen, dann ja.« Sie sah ihn an, mit dem Blick, den er viele Jahre vermisst hatte;
     es gab ihn noch, und er bedeutete dasselbe wie damals: Ich verlasse mich auf dich.
    »Ihr seid lebensmüde«, sagte Rita und auch Karola protestierte. »Das ist zu gefährlich! In deinem Zustand, Carl.«
    |381| »Ich bin nicht schwanger«, witzelte er. Er hatte sich entschieden. Allein für diesen Blick Johannas hätte er es getan, es
     war einer von denen »ohne Wenn und Aber«. Wie tief hatte der Schmerz gehen müssen, um an dieses Gefühl wieder heranzukommen?
     Es gab keine Träume mehr, es gab nur noch sie beide. Und entsetzlich viel zu reparieren. Nachkriegszeit eben. Den Zustand
     »ohne Wenn und Aber« würde es nicht mehr geben, man könnte höchstens lernen, mit dem »Trotz dem« zu leben.
    »Die Handschuhe habe ich bereits organisiert«, sagte Johanna und war begeistert. »Ich lege dir einen Anzug hinter die Hütte«,
     und an die Frauen gewandt sagte sie: »Keine Sorge, bevor die Bullen, äh, die Polizei kommt, haben wir sie rausgeholt. Ich
     weiß auch wie. Ich muss nur noch Hansi ausschalten, aber das lässt sich machen.«
    Carl hörte sich Johannas Plan an und stimmte zu, und während sie zur Umkleidekabine huschte, ging er zu den Waschräumen des
     Strandbades, warf vier Schmerztabletten ein, die doppelte Tagesdosis, und trank so viel Wasser, wie er nur konnte. Karola
     half ihm beim Umziehen. Am schwierigsten war es, die Hände durch die Ärmel zu stecken. Dann rief er Fechter an. Der war schon
     unterwegs, wollte sich, bevor er den Polizeiapparat mobilisierte, vor Ort einen Überblick verschaffen. Carl versprach zu warten.
     Doch um ihn von seinem Entschluss abzubringen, hätte man ihn in Ketten legen müssen. Worum ging es ihm eigentlich? Wollte
     er Ellen da herausholen, weil er sie in die Sache reingezogen hatte? Wollte er Marias Mörder hinter Gittern wissen oder Johanna
     zurückgewinnen?
     
    »Fass den Gabelbaum weiter hinten an   ... bleib mit dem Fuß vor dem Mast   ... geh etwas höher an den Wind   ... nein, nicht abfallen   ... ja, den Mast leicht nach hinten   ... so ist es gut.« Die Kommandos kamen eines nach dem anderen, klar und fordernd, aber freundlich. Johanna blieb kurz hinter |382| ihm in Luv, so konnte sie ihn beobachten und korrigieren. Als Trainer war sie entschiedener als Fritz, aber hier ging es auch
     um mehr. »Es sind keine fünfhundert Meter mehr. Das Haus kann
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