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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen
Autoren: dtv
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Die Klappe löste sich, sie wackelte, Carl drückte von unten dagegen,
     damit sie nicht ins Wasser platschte. Er versuchte sie zu halten, aber seine Hände machten nicht mit, sie entglitt ihm und
     fiel mit lautem Platschen ins Wasser.
    Carl schrie auf, ließ sich fallen, hörte oben rasche Schritte, einer der Ungarn musste bemerkt haben, was los war, und ein
     Körper fiel durch das Viereck zu ihm herunter, klammerte sich an ihn und riss ihn wieder unter Wasser. Es war Ellen, er zog
     sie von der Luke weg zwischen die Pfähle. Ellen tauchte auf, erkannte ihn, begriff, dass er ins Schilf wollte. Vor dem Haus
     wurde ein Motor angeworfen, nein, es war nicht einer, es waren mehrere, das typische Floppen eines Hubschraubers kam hinzu.
     Der Bootsmotor heulte auf, Carl sah das Boot der Entführer auf Johannas Surfbrett zurasen, sie hechtete kopfüber ins Wasser,
     dann ein Krachen. Wieder ein Surfbrett vernichtet, dachte Carl und lachte blödsinnig. Der Trip war wirklich scheiße, diese
     Pillen taugten überhaupt nichts. Das Boot riss die Nase hoch, Wellen klatschten laut gegen die Pfähle und versetzten das Schilf
     hinter ihm in heftige Bewegungen.
    »Halt dich an meinem Surfbrett fest«, keuchte Carl und hangelte sich zwischen den Pfählen unter dem Haus durch zu Johanna.
     Sie war längst aufgetaucht, ihr war nichts passiert.
     
    |385| »Haben Sie immer noch nicht genug«?, fragte der Notarzt, der ihm im Hafen die Handschuhe mit den durchweichten Verbänden von
     den zitternden Fingern schnitt, und beklagte die Unvernunft des Menschen an und für sich. Es war derselbe, der zwei Tage zuvor
     im Hubschrauber mitgeflogen war.
    Es sah schlimmer aus, als es war, durch das Aufweichen wirkten die Wundauflagen blutgetränkt. Schmerzen verspürte Carl noch
     immer nicht, was ihn am meisten verwirrte. Auch die riesige Beule schmerzte kaum. Schmerzen sagten einem doch, was man falsch
     machte, und wenn man keine hatte – machte man dann alles richtig? Diesen Film würde er sich nicht wieder ansehen   ...
    »Meine Güte, ist mir schwindlig«, sagte er und ging taumelnd zu einem Baum.
    Ellen hatte sich tapfer gehalten, bis sie an Land gebracht worden war. Erst da geriet sie in einen gefährlichen Schockzustand.
     Johanna war die Coolste von allen, Carl beobachtete, wie sie, als wäre nichts geschehen und als würde sie in der Surfschule
     weiterhin aus- und eingehen, sich eine Flasche Wein aus Hansis Kühlschrank holte; in seiner Schreibtischschublade lag der
     Korkenzieher, und die Gläser waren im Schrank dahinter. Nur dass sie den Wein wie Wasser trank und danach unsichere Schritte
     machte, ließ Carl ihre Anspannung erkennen.
    »Was ist das für ein Wein?«, fragte er.
    »Pinot irgendwas, blanc wahrscheinlich, also ein Weißer, ein Bio-Wein, vom Weingut Angermann, Mörbisch. Das ist doch hier?«
     Sie betrachtete das Etikett und hielt die Flasche wie eine Trophäe. »Willst du auch?«
    »Sind Sie wahnsinnig? Auf keinen Fall Alkohol. Der ist total im Öl, bis zum Rand abgefüllt – mit Medikamenten«, fuhr der Arzt
     dazwischen.
    »Da drüben steht die Frau«, Carl wies auf Karola, »die den gemacht hat, die mit den beiden Hunden.«
    |386| Johanna stöhnte. »Du und deine Frauen. Sind die eigentlich überall?«
    »Deine Männer haben nicht so viel Glück«, frotzelte Carl, »und Hansilein ist fertig, ein für alle mal.« Fechter hatte ihm
     Handschellen anlegen lassen, Entführung war ein Kapitalverbrechen. Der Surflehrer stand mit gesenktem Kopf unter einem Baum
     wie ein Hund, den man ins Wasser geworfen und der vergessen hatte, sich beim Rauskommen zu schütteln. Seine Hilfslehrer debattierten
     vor dem Pavillon, Ratlosigkeit in den Gesichtern. Wie sollte es ohne ihn weitergehen? Und die ersten Schüler murrten, sie
     wollten ihren Kurs fortsetzen, schließlich hätten sie bezahlt.
    »Mir tut seine Frau leid – mit so einem verheiratet zu sein, muss schrecklich sein. Und dann ist es nicht Hansilein, sondern
     Hans Petkovic, merk dir das, okay?« Mühsam hielt Johanna die Tränen zurück.
    Für Carl war es zu früh, sie in den Arm zu nehmen und zu trösten. Es ging ihm alles zu schnell, er kam nicht mehr mit, das
     Tempo war zu hoch und er zu langsam, der Fall zu kompliziert, es gab zu viele Beteiligte und zu viele Pillen, ihm war mordsmäßig
     schlecht. Aber einer fehlte ihm, der Schmierenkomödiant, Inspektor Herrndorff. Weshalb war der nicht hier? Carl stand auf
     und ging zu Fechter.
    »Ja, Himmel Herrgott noch
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