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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen
Autoren: dtv
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mal«, fluchte der Notarzt hinter ihm her, »können Sie nicht eine Sekunde stillsitzen?«
    Der Inspektor wusste auch nichts von Herrndorffs Verbleib. Oder verheimlichte er ihm etwas?
    »Und der Mörder läuft weiter frei herum, Herr Polizeiinspektor. Wann holen wir uns den?«
    »Wir? Wen meinen Sie bitte mit wir?«
    »Sie und mich, Herr Inspektor. Wenn wir nicht bald was tun, ist er weg. Eben ist mir eingefallen, dass der übermorgen nach
     Fernost oder Japan reist, zu einer Weinpräsentation |387| . Der setzt sich ab, wo alles hier in die Hose geht. Der ist mit Petkovic und dem Wollknecht befreundet, Johanna war mit allen
     zusammen essen, und ich glaube   ... «
    »Das weiß ich längst, Herr Breitenbach«, unterbrach ihn Fechter. »Und was Sie glauben – das interessiert unseren Untersuchungsrichter
     wenig, er ist katholisch, und sonst will er Fakten.«
    »Kriegt man die nicht nur, wenn man danach sucht?«
    »Sie sind penetrant, Herr Breitenbach. Es ist absolut normal, dass unsere Winzer ihre Weine im Ausland vorstellen, Maria Sandhofer
     genau wie Thomas Thurn. Er kann es nicht gewesen sein.«
    »Nein?«
    »Nein! Sein Wagen stand den ganzen Nachmittag über vor der Kellerei. Die Mitarbeiter haben das einhellig bestätigt. Er selbst
     sagt, er sei zur fraglichen Zeit im Weinberg gewesen. Und er wird ja wohl kaum zu Fuß gegangen sein, um Maria Sandhofer zu
     erschlagen.«
    Wieso dachte keiner an das Naheliegende? »Hat er kein Fahrrad, Herr Fechter? Vielleicht ist er damit zum Mord gefahren.« Carl
     merkte, wie der Inspektor aufhorchte.
    »Lächerlich, einfach absurd«, meinte er abwehrend. »Von der Entfernung her ist es in der Zeit nicht zu schaffen.«
    »Sie werden sicher die Mitarbeiter der Bank in Neusiedl vernehmen. Vielleicht hat ihn jemand mit den Entführern gesehen? Man
     kann genau feststellen, wann Ellen Karcher telefoniert hat und wann das Gespräch beendet wurde. Wenn Thurn zu diesem Zeitpunkt
     die Bank verlassen hat, dann hat er den Ungarn den Auftrag gegeben   ... «
    »Sie geben wohl nie auf, was? Jetzt aber mal zu Ihrer Frau. Wir brauchen ihre Aussage, und wir brauchen ihre Fingerabdrücke.
     Sicher sind welche von ihr auch auf dem Pfahlbau. Wann wollen Sie abreisen?«
     
    |388| Den Vormittag hatten Johanna und Carl in der Polizeidirektion von Eisenstadt verbracht. Beide waren stundenlang befragt worden,
     hatten Verbrecherkarteien durchgesehen, Johanna musste die Prozedur des Fingerabdrückeabnehmens über sich ergehen lassen,
     nicht zum ersten Mal, und Carl war froh, dass er Herrndorff nicht über den Weg laufen konnte. Kaum zu glauben, dass er gerade
     jetzt wegen irgendeiner Angelegenheit nach Wien hatte fahren müssen.
    Fechter bemerkte einmal mehr, dass Carl mit seiner Vermutung auf dem Holzweg sei. »Die Bank hat sich wegen des Gesprächs mit
     Thomas Thurn aufs Bankgeheimnis berufen. Und wohin oder mit wem er gegangen ist, hat niemand gesehen. Und zur Beschlagnahme
     seines Mobiltelefons sieht der Untersuchungsrichter keine Veranlassung.« Danach bat der Inspektor ihn darum, wegen der Ermittlungen
     noch einen oder zwei Tage länger zu bleiben. Johanna wollte darüber mit ihrem Arbeitgeber sprechen. Carl fühlte sich am Ende
     seiner Kräfte. Alles war umsonst gewesen.
    Am Nachmittag fuhren sie an der Kellerei von Thomas Thurn vorbei, um eine Winzerin zu besuchen, die mit ihrer Tochter in der
     Nähe ein Weingut betrieb, das Carl von Rita Hecht empfohlen worden war. Die Winzerin bemühte sich seit langem darum, in den
     Kreis der Sieben aufgenommen zu werden.
    Eine Kellerei war für Johanna Neuland, Carl hingegen fühlte sich zwischen Gärtanks, Holzfässern und Abfüllanlagen fast heimisch.
     Die Führung wurde wie üblich mit der Verkostung beendet, und sie gingen gerade vom Weißwein zum Rotwein über, als eine Frau
     einen vielleicht zehnjährigen Jungen in den Verkostungsraum zerrte, anders konnte man das Verhalten kaum deuten. Der Junge
     starrte zu Boden, schaute die Flaschen an, blickte an den Wänden hoch und bemühte sich, möglichst niemanden anzusehen.
    »Sind Sie Frau Meixner?«, fragte die Frau und hielt den Jungen energisch an der Hand fest. »Der Peter ist mein Sohn, |389| und er möchte sich bei Ihnen entschuldigen«, sagte sie. »Der Bub hat was ausgefressen, und das will er beichten. Los, Peter,
     nun sag’s schon. Stell dich nicht so an«, insistierte sie. »Es ist lange genug her.«
    Carl fand die Szene amüsant und dachte an zerdepperte Fensterscheiben, als
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