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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen
Autoren: dtv
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einwarf, halfen gegen seine Wut und die Schmerzen gleichermaßen. Sie stellten den Wagen
     ab und suchten links der Seebühne einen Platz, von dem aus sie den Kanal und Hansis Surfschule überblicken konnten. Per Handy
     lotsten sie Rita her. Carl versuchte, ihr die Hintergründe der Affäre in Stichworten zu erläutern. Es fiel der Winzerin schwer,
     sich von Richard als Täter zu verabschieden, denn sie wusste von den ständigen Querelen zwischen ihm und Maria. Hingegen war
     Thomas Thurn in ihren Augen relativ bedeutungslos, einer der vielen Winzer des Burgenlandes, ein Schaumschläger zwar, ein
     kurzes Gspusi von Maria, lange her, aber sie stand ihm gleichgültig gegenüber. Wenn es allerdings stimmte, dann   ...
    »Warum macht deine   ... deine Frau auf einmal mit?«, fragte Karola unvermittelt.
    Die Frage war zu erwarten gewesen. Carl stöhnte. »Warum? Keine Ahnung, es kann viele Gründe haben. Vielleicht hat sie die
     Vergangenheit eingeholt, vielleicht ist nicht alles so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hat? Sie war bei Bruno Sandhofer,
     jedenfalls brachte sie vorgestern Marias Weine |378| mit. An ihrer Nichte hat sie anscheinend einen Narren gefressen. Dann hat sie erfahren, dass ihr lieber Surflehrer verheiratet
     ist   ... «
    »   ... hast du ihr das etwa gesagt?«, fragte Rita.
    »Es ist zufällig rausgekommen, sie hat ihm sogar Geld geliehen, so viel, dass sie es mir nicht sagen will. Wofür – das weiß
     ich nicht.«
    »Mein Gott, wie dämlich Frauen sein können«, meinte Rita kopfschüttelnd.
    »Aber angefangen hat es damit, dass dieser Kompagnon von Hansi, Anwalt Wollknecht, die Zusammenarbeit mit ihr aufgekündigt
     hat, nachdem er erfahren hatte, dass sie früher eine ziemlich radikale Umweltaktivistin war. Und als ich wegen der Autobahn
     in Wien recherchiert habe, werden sie geglaubt haben, dass wir zusammenarbeiten. Sie wussten, wo sie arbeitet, und haben ihren
     Arbeitgeber informiert, und ob Environment Consult nun wieder angenommen hat, dass Johanna sozusagen Trojanisches Pferd gespielt
     hat, werden wir kaum erfahren. Dieser Wollknecht – der steckt bis zum Hals in der Geschichte mit der Autobahn. Ich habe Johanna
     informiert, dass die Landesregierung den Bau betreibt, weil die Landeshauptfrau beziehungsweise ihr Mann und seine Freunderl   ... «, Carl zog das Wort genüsslich in die Länge, »   ... von der abbag daran verdienen, so wie lokale Unternehmer und Konsorten. Na, und du, du hast ja mitbekommen, dass die abbag
     sogar die Flugblätter der Bürgerinitiative bezahlt. Alle machen mit, der totale Freunderl-Verein.«
    Als Carl von der Verschwörung beim Heurigen erzählen wollte, streckte Karola den Arm aus. »Da kommt er   ... allein.«
    Hansi steuerte das Elektroboot an der Surfschule vorbei, und Carl lief, so schnell es ihm seine diversen Handicaps gestatteten,
     zum Strand, um den Surflehrer nicht aus den Augen zu verlieren. Der machte inzwischen das Boot am Steg der Bootsverleiher
     fest.
    |379| »Dann sind die anderen auf dem Pfahlbau geblieben«, meinte Karola entsetzt, als Carl zurückkam. »Das heißt, sie haben Ellen
     verschleppt. Hoffentlich nicht nach Ungarn.«
    »Wir wissen gar nicht, ob es wirklich Ellen war«, wiegelte Rita ab. »Wir werden es wissen, wenn Carls Frau wiederkommt. Wie
     heißt sie? Hanne?« Carl korrigierte sie und schämte sich, weil sich das Drama seiner Ehe offenbar unter den Frauen herumgesprochen
     hatte.
    Kurz darauf kam eine schlanke Gestalt in einem Neopren-Anzug auf sie zu, den Schirm des Basecaps tief im Gesicht. Carl erkannte
     sie sofort und war zum ersten Mal seit Wochen, wenn nicht gar seit Monaten, nicht auf drohende Konflikte, kaltherzige Missachtung
     oder Abwehr eingestellt. Er war erleichtert, geradezu froh, sie unversehrt zu sehen. Und heute kam ihm bei ihrem Anblick im
     Neopren-Anzug nicht der Gedanke an Gummifetischisten, für die er alle Surfer insgeheim hielt. Lag es daran, dass er inzwischen
     selbst zuweilen einen dieser Anzüge trug, dass der ihn vor noch größerem Schaden bewahrt hatte, oder dass ihm Johanna darin
     gefiel?
    Die Begrüßung blieb allerdings verhalten, alle waren befangen, am schlimmsten ging es Johanna, Carl sah es ihr an, sie glaubte
     sich der geballten Macht einer verschworenen Gemeinschaft gegenüber, die sicher von Carl entsprechend instruiert worden war.
     Wenn sie Angst hatte, so wie jetzt, das wusste Carl, dann wurden ihre Lippen hart. Einem Fremden mochte das entgehen, er sah
    
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