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Verschwörung auf Burg Schreckenstein

Verschwörung auf Burg Schreckenstein

Titel: Verschwörung auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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„Kommt überhaupt nicht in Frage.“
    „Was können sie schon damit machen?“ lenkte Stephan vergeblich ein.
    Ottokar war nicht umzustimmen: „Gib ihnen den kleinen Finger, und sie nehmen die ganze Hand. Du hast es ja gesehen!“
    „Dann gibt’s Krach.“ Dessen war sich Stephan sicher.
    Ottokar nickte: „Besser, als daß gewisse Typen dauernd beisammensitzen und Händchen halten. Wenn das einreißt, ist es aus mit unserem Ritterleben.“
    „Wenn unser Ritterleben von einem Schlüssel abhängen sollte, wär das traurig, Ottokar. Sie sind nicht unsere Stallhasen, die wir rauslassen, wenn wir mit ihnen spielen wollen. Sie sind jetzt hier und haben Rechte.“
    Ottokar lachte: „Die sollen sie haben! Von der Horn. Aber nicht unsere Schlüssel. Wir sind doch nicht die Lieferanten von Rosenfels.“
    Mit Ottokar war im Augenblick darüber nicht zu reden. Stephan blieb ihm die Antwort schuldig. Er hätte den Schlüssel aus der Schublade in Ottokars Klappbett holen und auf der Werkbank in der Lehrergarage einen zweiten danach feilen können, ohne daß der Freund es gemerkt hätte. Doch das war nicht Schreckensteiner Art. Die Ritter hintergingen einander nicht.
    Als Beatrix wieder fragte, wie ihre Entscheidung nun ausgefallen sei, sagte Stephan ihr die Wahrheit.
    „Dann eben nicht“, antwortete Beatrix, als sei sie nicht weiter daran interessiert. Ein anderer Weg war ihr eingefallen: Dampfwalze. Der Muskelprotz hatte es nie versäumt, sich vor den Mädchen als Schlösserknacker mit einer umfassenden Sammlung von Dietrichen und Nachschlüsseln zu brüsten. Er würde sie vermutlich nicht ausleihen, es sei denn, Ingrid bat ihn darum. Seine Vorliebe für Mückes Schwester war nicht zu übersehen. Bei jeder Mahlzeit setzte er sich neben sie.
    Stur und mit einem leuchtenden Halstuch geschmückt, steuerte er seinen Lieblingsplatz auch an diesem Abend an und war, weil es Astronautencreme gab, bester Laune.
    Ingrid lächelte ihm zu: „Du, Dampfwalze, ich hab da so eine dumme Kiste, die krieg ich nicht auf. Hast du nicht’n Dietrich oder so was für mich?“
    „Ich komm sie mir gern mal anschauen“, antwortete er und mampfte weiter.
    „Kannst du mir keinen Dietrich geben?“ fragte Ingrid. „Die Hausordnung...“
    Dampfwalze lächelte mit prallen Backen: „An sich gebe ich meine Dietriche nicht aus der Hand. Aber weil du’s bist.“
    Er hielt Wort. Nach Fräulein Doktor Horns Kontrollgang machte sich Ingrid an das Schloß im Duschraum. Der vierte Dietrich paßte. Sie hakte den Schlüsselring auf und nahm ihn heraus.
    „Und wenn er nachzählt?“ fragte Sophie, die ihr zusah.
    Ingrid verzog den Mund: „Wetten, daß er’s nicht merkt! Bei den vielen. Und wenn — streit ich’s ab. Ich bin ja kein dämlicher Ritter und nicht zu deren dämlichen Wahrheit verpflichtet.“
    Die Gegensätze wurden immer deutlicher. Am folgenden Tag ging Ottokar, wie gewohnt, gegen Ende des Mittagessens ans Schwarze Brett, läutete mit der Kuhglocke, sagte das weitere Programm an, gab Anzeigen und Verlustmeldungen bekannt. Dieser Nachrichtendienst wurde auch auf die Belange der Mädchen ausgedehnt.
    „Wer hat Fräulein Böcklmeiers Strickzeug — rote und blaue Wolle — irgendwo liegen sehen oder weiß etwas davon?“ las er von einem Zettel ab. Großes Gelächter zwang ihn noch einmal zu bimmeln, um sich für den letzten Punkt Gehör zu verschaffen: „Die Redaktion Wappenschild hat eine Sondernummer herausgebracht. Sie liegt auf dem Tisch neben der Tür. Jeder kann sich... ich meine, jeder und jede kann sich eine nehmen.“
    Mit dem silbernen Glöckchen hob der Rex die Tafel auf. Neugierig griffen alle zu. Auch Lehrer und Lehrerinnen. „Ist es besser, ich bin dabei, wenn Fräulein Doktor Horn das liest?“ raunte der Rex dem Chefredakteur Mücke zu.
    Der grinste: „Nicht nötig, Rex. Wir sind zahm wie Klosettfliegen. Aus taktischen Gründen.“
    Die Sondernummer bestand aus einem einzigen Blatt.

    „Liebe Ritter! Liebe Mädchen!
    Das Leben auf unserer Burg hat sich verändert. Wenn auch nicht so sehr, wie manche befürchtet haben. Die vorläufige Hausordnung ist zum Teil gar nicht übel. Wir haben Ablenkung und gleichzeitig Ruhe voreinander. Gewisse Ritter brauchen sehr viel Ruhe. Unnötig finden wir nur, daß der Mädchentrakt abgesperrt wird. Mißtrauen ist hier nicht üblich. Wir sind auch gegen Einmischung in unsere Angelegenheiten, wie zum Beispiel das Verbot von Streichen. Da es zu einem Schreckensteiner Streich gehört,
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