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Verschwörung auf Burg Schreckenstein

Verschwörung auf Burg Schreckenstein

Titel: Verschwörung auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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zurück. Dampfwalze hatte alle passenden Dietriche dabei. Für das Portal und für das Tor bei der Zugbrücke.
    Stumm, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt, stiegen sie durch den Wald den Hang hinauf zu ihren Rädern. Eines war allen klar: Der Einzug der Mädchen bedeutete das Ende des freien Ritterlebens.
    Plötzlich fing Ottokar an, die tollsten Streiche zu entwerfen, die nach eingehendem Studium der Pläne angeblich zu machen seien.
    „Red dir nichts ein“, sagte Stephan schließlich. „Du willst nur nicht wahrhaben, daß es mit unserer Burg hier zu Ende ist.“
    Ottokar blieb stehen und sah alle an: „Wollt ihr etwa aufgeben?“
    „Natürlich nicht“, antwortete Mücke. „Klar werden wir der Horn einheizen. Aber was ändert das, wenn die Hühner schon hier wohnen? Wir sind zu spät dran.“
    „Eben nicht“, erwiderte Ottokar. „Wir müssen sie so weit bringen, daß sie gern wieder gehen.“
    „Und wie stellst du dir das vor?“ wollte Andi wissen.
    „Mit Hilfe der Technik“, antwortete Ottokar. „Mit Elektrizität zum Beispiel läßt sich viel machen. Besonders mit Störungen im System.“
    „Davon verstehen wir zu wenig“, gab Dampfwalze zu bedenken.
    „Dann lernen wir’s eben! Ich melde mich morgen als Handlanger bei Elektro-Fischer! Nachdem meine Eltern da Kunden sind, wird das schon gehen. Geld will ich ja keines.“
    Dampfwalze sah ihn an: „Ich denke, ihr fahrt nach Italien?“
    „Erst in zehn Tagen. Wenn ich fünf mitgearbeitet habe, kenne ich mich aus. Vielleicht kann ich sogar einige Störungen einbauen, die nachher keiner findet.“
    „Hm.“ Andi grinste. „Streiche mit Technik — das war ja für unsere Allgemeinbildung ein echter Gewinn.“
    Stephan nickte ihm zu: „Jedenfalls haben wir noch viel Arbeit, bevor wir wegfahren. Aber wir wissen ja wofür.“
    Dampfwalze boxte sich in die offene Hand: „Wenn Mädchen kommen, gibt’s immer Unruhe!“ brummte er.
    Mücke sah an ihm hinauf: „So was Kluges hast du noch nie gesagt.“

Unter einem Dach

    Von Schulkapitän Ottokar bis zu Mini-Ritter Eberhard wußten am Anreisetag nach den Ferien alle Schreckensteiner, was ihnen bevorstand. Die Mädchen waren nicht zu übersehen. Mauersäge empfing sie sogar und gab jeder die Hand. Der Hausherr hatte sich mit Diener Jean in die Nordwestecke über der Einfahrt zum Sternenhof zurückgezogen. Hier wohnte er jetzt. Platz war auf der Burg ja kein Problem. Die Rosenfelserinnen bewohnten das Geviert um den Sternenhof, die Ritter das daneben um den Hof mit der Freitreppe.
    Schon am frühen Nachmittag rief der Rex die Ritterschaft zu einer Schulversammlung ins Wohnzimmer.
    „Die Zeiten ändern sich“, begann er, „und mit ihnen die Umstände. Rosenfels ist baupolizeilich gesperrt worden. Das Fundament gibt nach. Ob das Gebäude zu retten ist, kann im Augenblick noch niemand sagen. Wie schon einmal, hat Graf Schreckenstein ausgeholfen. Dadurch wird unsere Schule fast doppelt so groß wie zuvor. Wir werden uns umstellen und von manch liebgewordener Gewohnheit trennen müssen. Doch das geht den Mädchen genauso. Deswegen wollen wir versuchen, auch sie zu verstehen. Das wird nicht immer glattgehen, aber etwas Unruhe kann uns nur guttun, wenn wir an unseren Grundsätzen festhalten: Ehrlichkeit, Ritterlichkeit und alle Probleme offen besprechen. Auch mit den Mädchen. Bleiben wir unseren Grundsätzen treu, wird es uns vielleicht gelingen, Fräulein Doktor Horn doch noch von unserem Schulprinzip zu überzeugen. Ist Schreckenstein so gut, wie wir glauben, muß es sich jetzt erweisen.“ Er lachte vor sich hin und fuhr dann fort. „Wundert euch über nichts, was Fräulein Horn uns gleich auf der ersten gemeinsamen Schulversammlung erzählen wird. Ob es so kommt, wie sie sich das vorstellt, oder ob wir uns durchsetzen, wird sich zeigen. Ich möchte die neue Situation mit einem Parlament vergleichen: Wir werden in ständiger Auseinandersetzung leben und uns über alles einigen müssen. Dieses tätige Miteinander hat einen anspruchsvollen Namen: Demokratie.“
    Zehn Minuten später standen sie im Rittersaal. Die Ritter auf der einen, die Mädchen auf der anderen Seite, die Lehrerschaft hinter den beiden Leitern. Mauersäge sprach Begrüßungsworte und vergaß dabei auch nicht fleißig zu „schalten“. So nannten die Ritter jenes merkwürdige Knacken, das sich anhörte, als müsse er seine schmale Nase von Zeit zu Zeit durchpusten, um überhaupt weitersprechen zu können.
    „... und jetzt... ks...
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