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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus
Autoren: Frank Demant
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Schweitzer, jetzt fällt’s mir wieder ein, Sie kriegen ja noch dreitausend Euro von mir, stimmt’s?“
    „Stimmt.“
    „Ist doch Ehrensache. Leider müssen wir schnell weg.“ Er überreichte dem Detektiv drei Scheine. „War nett, Sie kennengelernt zu haben.“
    Draußen hupte es. Das Taxi hatte die Fahrbahn blockiert. Ein städtischer Müllwagen wollte vorbei.
    „Oh, jetzt muß ich aber wirklich. Auf Wiedersehen. Wenn Sie mal nach Sankt Petersburg kommen, melden Sie sich einfach. Und wenn Sie vorhaben, als Gastgeschenk Apfelwein mitzubringen: Vergessen Sie’s einfach. Okay?“
    Für Schmidt-Schmitt und Herrn Schweitzer ging alles viel zu schnell. Vielleicht hätten sie doch besser auf den Morgenjoint verzichten sollen. Zusammen mit Michailovitsch verließen sie das Hotel.
    Draußen stieß Herr Schweitzer mit dem Nackten Jörg zusammen. Nicht heftig, keiner verletzte sich dabei, aber doch so, daß beide gehörig erschraken.
    Maxim hatte aufgepaßt. Selbst im Halbschatten der sich öffnenden Tür erkannte er sein Opfer. Das war nicht weiter schwierig, denn Herr Schweitzer trug im Gegensatz zu seinem vermeintlichen Zwillingsbruder keinen astrein gebügelten Anzug, war eher freizeitmäßig gekleidet. Der aufgesetzte Schalldämpfer implizierte ein größeres Kaliber als die Gewehrkugeln in Wirklichkeit besaßen. Blut und Ehre fürs Vaterland, dachte er noch, bevor das Unheil seinen Lauf nahm, ihn jedoch nicht daran hinderte, noch drei Schüsse abzufeuern.
    Doch der Reihe nach. Im Fadenkreuz befand sich der Kopf des ahnungslosen Opfers. Maxim war gerade im Begriff, den tödlichen Schuß anzusetzen, als ein heftiger Ruck die menschliche Zielscheibe vibrieren ließ. Ein weiterer Kopf tauchte im Visier auf. Er sah Herrn Schweitzer ein verdutztes Gesicht ziehen, konzentrierte sich aber schnell wieder auf seine Aufgabe. Flach ging sein Atem. Er würde jetzt aber wirklich sofort abdrücken, sobald der andere Kopf den des Opfers nicht mehr verdeckte. Der nackte Rücken des Fremden irritierte ihn aber schon ein bißchen. Maxim senkte das Gewehr um wenige Millimeter. Und erblickte einen nackten Arsch. Wäre es der von Claudia Schiffer gewesen, hätte er wenigstens noch etwas davon gehabt. Aber dieser hier war eindeutig kein Knackarsch. Es schwabbelte beträchtlich.
    Man sollte sich davor hüten, Maxim irgendwelche Vorwürfe zu machen. Nicht einmal der ausgebuffteste Scharfschütze mit Dutzenden von Berufsjahren auf dem Buckel hätte eine ähnliche Situation in seinem Erfahrungsschatz vorweisen können. Im ersten Moment glaubte Maxim an einen Flashback, aber dann fiel ihm ein, daß er ja gar keine Drogen konsumierte. Als nächstes schrieb er es seiner Übernächtigung zu. Doch auch das konnte nicht sein. Maxim guckte genauer hin. Es gab keinen Zweifel. Der Typ da drüben war nackt. Und sein eigentliches Opfer unterhielt sich ganz ungezwungen mit ihm. Maxims Puls schoß in die Höhe. Er zitterte. Erste Schweißperlen sammelten sich auf seiner Stirn. Alles in allem keine guten Voraussetzungen für einen finalen Schuß. Und trotzdem sprach eine innere Stimme zu ihm: Schieß endlich, schieß, schieß, schieß, Blut und Ehre fürs Vaterland, schieß!
    Es hupte erneut. Und als sich Maxim endlich dazu durchgerungen hatte, trotz der irritierenden Gesamtlage zu feuern, schob sich ein weißer Müllwagen zwischen das Duo Herr Schweitzer/Nackter Jörg und das chinesische Gewehr.
    Der tschetschenische Terrorist konnte die Salve in seinem jetzigen Zustand nicht mehr stoppen. Wahrscheinlich hätte sie ihr Ziel aber sowieso verfehlt. Die erste Kugel schlug in der eisernen Verstrebung der Fahrerkabine ein, die zwei anderen durchschlugen die hintere Wand und blieben schon bald in der Ladung stecken. Im Altpapier, um genau zu sein. Wegen des Lärms, den ein solcher Müllwagen veranstaltet, hätten selbst sensibelste Ohren die drei Plops der Salve nicht wahrgenommen. Es sollten noch drei Wochen vergehen, ehe ein Angestellter die Löcher entdeckte und aus Spaß zum Fahrer meinte, ob man versucht habe, den Altpapiertransporter auszurauben.
    Maxim wußte sofort, daß er es versaubeutelt hatte. Und er ahnte, daß der Grund hierfür irgendwo im mystischen oder außerirdischen Bereich zu suchen war. Gott vielleicht? Ein Ufo? Ein Wink des Himmels etwa? Nackte laufen doch nicht einfach so durch die Straßen. Und falls doch, so werden sie meist schnell von der Polizei aufgegriffen. Jedenfalls in Tschetschenien. In anderen Ländern auch. Nur in
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