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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus
Autoren: Frank Demant
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nicht im jetzigen Zustand, das wäre kaum möglich gewesen. Aber vorher vielleicht, als der Kopf noch obenauf saß. Es muß einer seiner zwei Bewacher gewesen sein. Und nun setzte sich Herr Schweitzer auch das erste Mal mit der Frage auseinander, warum sie sich ihm gegenüber unmaskiert gezeigt hatten. Sie mußten sich ihrer Sache sehr sicher gewesen sein. Oder wollten sie ihn von vornherein abmurksen? Er glaubte nicht daran, dafür klang das „Tötet-ihn“ zu sehr nach einer überraschenden Wendung. Aber, einer Wendung von was? Was war geschehen? Dabei hatte alles so simpel angefangen. Für zehntausend Euro sollte er für ein paar Tage einen in Fachkreisen bekannten, stinkreichen russischen Geschäftsmann doubeln, damit der in Frankfurt in Ruhe seinen noch geheimzuhaltenden Geschäften nachgehen konnte. Ein ganz großes Ding habe er am Laufen und Neider könnten ihm einen Strich durch die Rechnung machen, wenn sie davon Wind bekämen.
    Herr Schweitzer erinnerte sich noch an die zwei Bodyguards, als sie vor dem Frankfurter Hof in die schwarze Limousine stiegen. Devot hatte das Muskelpaket ihm den Schlag geöffnet. Zur Einübung in seine neue Rolle, wie sich Alexander Michailovitsch ausdrückte, sollte sich Herr Schweitzer in einem Kaufhaus an der Konstablerwache ein paar chice Klamotten kaufen. Das sei sehr unauffällig, alle Neureichen aus dem ehemaligen Ostblock gingen nach ihrer Ankunft sofort shoppen.
    Mit einem Anzug hatte er in der Umkleidekabine gestanden. Und fortan ward es dunkel um ihn. Herr Schweitzer betastete seinen Kopf. Schau an, eine Beule.
    Das hat nichts zu sagen, sagte er sich, die konnte auch von der Explosion hier stammen. Jetzt fiel ihm auch das Verhör wieder ein.
    Schmidt-Schmitt hatte eine erstklassige Nummer hingelegt, fand er. Die Dame, übrigens eine Gisela, hatte vor wenigen Minuten seine Gartenhütte verlassen, und der Oberkommissar meinte, ein saftiges Rindersteak mit Tomatensalat würde den Kräfteverschleiß – siehe erstklassige Nummer – kompensieren. Die Tomaten aus dem Gewächshaus waren gepflückt, der Grill schon am Qualmen und das Steak zischte beim Drauflegen. Er ging noch mal in die Hütte, um Besteck, Teller, Salatschüssel und Tabasco zu holen, ehe er sich in den Campingstuhl fläzte.
    Mit einem Rülpser, ähnlich laut wie das Orgasmusquieken von Gisela, beendete Schmidt-Schmitt die Echte-Männer-Mahlzeit. ‚Plop‘ machte es, als er die Bierflasche öffnete. Drei Wochen Urlaub standen bevor, und den würde er im Garten verbringen. Der ein oder andere Kumpel würde vorbeischauen, die Wettervorhersage war sehr nach seinem Gusto, kurzum: Was will der Mensch mehr?
    Es dauerte zweieinviertel Liter Binding, ehe ihm Marias Anruf wieder einfiel und er darüber nachdachte. Schmidt-Schmitt kannte sie, seit er Simon kannte. Und er hielt große Stücke auf sie. Was auch immer man Maria übel nachreden wollte, Irrationalität und Hysterie wären absurd gewesen. Er wählte Simons Nummer. Kein Anschluß, augenblicklich ging die Mailbox an. Weil Herr Schweitzer, der Schussel, sein Handy oft dort aufbewahrte, wo er es nicht hörte, hatte der Oberkommissar vor etlichen Monaten auch Marias Nummer gespeichert. Abends waren die beiden oft zusammen unterwegs und so konnte er, wenn er Simon erreichen wollte, auch Maria anrufen. Das tat er jetzt. Nicht weil er Herrn Schweitzer sprechen wollte, sondern um sich mit seiner Freundin über sein Verschwinden auszutauschen. Vielleicht war ja doch was dran an der Geschichte. Und über Alexander Michailovitsch wußte er in Umrissen auch Bescheid. Simon hatte ihm beim letzten gemeinsamen Kneipenbesuch ein bißchen was von seinem neuen Auftrag preisgegeben.
    Das Verhör war eines der komischeren Art gewesen. In mindestens zwei verschiedenen Sprachen hatte man auf Herrn Schweitzer eingeredet. Eine davon war kaum verständliches Englisch. Ab und an hatte es Backpfeifen gegeben. Die beiden Kerle waren nicht brutal vorgegangen, geradenwegs so, als sei er ein Porzellanpüppchen. Es hatte ihn an seine Schulzeit erinnert, als der Lehrer ihn für einen seiner unzähligen Streiche abstrafte. Herr Schweitzer hätte sich gerne kooperativer gezeigt. Auf englisch hatte er erklärt, er sei nicht der, für den sie ihn hielten. Er sei bloß ein Double von Alexander Michailovitsch – you understand? A double! Believe me! Alexander Michailovitsch is bestimmt noch in Fränkfort. Fränkfort, you know? City of Äppelwein …
    Doch all seine Erklärungsversuche waren
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