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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus
Autoren: Frank Demant
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sich wieder einigermaßen gefangen hatte, systematisch vorgegangen. Aus dem Trümmerfeld hatte er einige Gegenstände geborgen, die er noch gebrauchen konnte, als da wären: Schraubenzieher, Messer (stumpf), ein paar Nägel (Streichholzgröße), drei geschlossene Dosen Ravioli (lecker), Handfeger und sein Handy (fast unversehrt, doch ohne Empfang). Ein Handy mit Empfang wäre natürlich ein Traum gewesen – ‚Hallo, ich bin’s, der liebe Simon, könnt ihr mich mal kurz orten lassen und dann abholen, das wäre furchtbar nett. Ach ja, und bringt bitte gleich einen Krankenwagen mit. Nee, nee, nix Schwerwiegendes, nur ein paar Kratzer. Und noch einen Leichenwagen … hier ist noch einer ohne Kopf …‘ In puncto Coolness wäre er, Herr Schweitzer, in Sachsenhausen für Wochen Thema Nummer eins gewesen. Doch vorerst war an solche Spielchen nicht zu denken. Doch damit war das Thema noch nicht durch. Das Tötet-ihn-Handy fehlte noch. Die Möglichkeit, daß es noch im Besitz der Leiche ohne Kopf war, mußte als realistischer, als ihm lieb war, angesehen werden. Verzweifelt suchte er nach Argumenten, die erklärten, warum es sich auf gar keinen Fall zum Beispiel in der Hosentasche des Dahingerafften befinden konnte. Scheiße, allein die vage Aussicht war einfach zu verlockend.
    Und wieder kroch er los. Egal wie’s ausging, er würde sich, wenn er wieder zurück war, mit einer Dose Ravioli belohnen.
    Schnell war sie fündig geworden. Schmidt-Schmidts Telefonnummer stand wie erwartet in Herrn Schweitzers Notizbuch, welches Maria auf der gotischen Stollentruhe in seinem Zimmer fand.
    Oft hatte sich der Oberkommissar in den letzten Monaten in ihrer gemeinsamen Sachsenhäuser Stammkneipe Weinfaß am Ziegelhüttenplatz sehen lassen. Man duzte sich: „Hallo Mischa, hier ist Maria. Sag mal, weißt du, wo der Simon sich momentan rumtreibt? Er ist nämlich verschwunden.“
    Schmidt-Schmitt klang alles andere als ausgeschlafen: „Was? Simon? Nein …“
    Okay, falscher Zeitpunkt, konstatierte Maria. Sie startete einen neuen, einen ausführlicheren Versuch: „Du, jetzt hör mir bitte mal genau zu. Simon ist seit gestern verschwunden.“ Und wie ihr diese Worte entströmten, fiel ihr auch der Fehler auf. Sie war zwei Tage auf Geschäftsreise gewesen, und hatte erst gestern versucht, Herrn Schweitzer zu erreichen. Ihre Beziehung ging schon ein paar Jahre, da telefonierte man nicht mehr täglich miteinander. Theoretisch also konnte der Erdboden ihren Freund auch schon länger verschluckt haben.
    „Hä?“ kam es aus der Leitung. Bei der Polizei sprach man bei einer eintägigen Abwesenheit eines Menschen noch lange nicht von einem Verschwinden. Da hätte man ja viel zu tun.
    Maria war aus dem Konzept gebracht. Bestimmt hielt Schmidt-Schmitt sie nun für ein hysterisches altes Waschweib. Sie konnte seine Gedanken quasi erraten. Ein Tag, an dem Simon sich nicht meldete, und sie machte hier die Pferde scheu. Eigentlich wollte sie ihm alles detailliert berichten, auch das von dieser/diesem ominösen A.M. und Simons Fernbleiben vom Konzert, sein Auftrag und so. Doch auf Außenstehende mochte es anders wirken. Ich hab so ein komisches Gefühl – damit konnte man sich auch der Lächerlichkeit preisgeben. „Och, ich wollte nur wissen, ob du zufällig Simon gestern abend gesehen hast. Wir waren verabredet und er kam nicht. Bestimmt ist ihm was Wichtiges dazwischengekommen. Privatdetektive leben ja nicht nach der Stechuhr. Und …“ Maria merkte, wie sie plapperte. Sie brach ab.
    „Simon, gestern? Nicht daß ich wüßte.“ Wegen seines Katers nahm Schmidt-Schmitt erst mal einen großen Schluck aus der Wasserflasche neben seinem Bett. Und jetzt nahm er auch das weibliche Wesen wahr, das neben ihm lag und ihm sein Hinterteil entgegenstreckte. „Hmm, war wohl spät gestern.“
    „Bitte? Was war spät?“
    „Ach nix.“ Und aus purer Höflichkeit: „Nein, unseren Simon habe ich gestern nicht getroffen. Tut mir leid.“ Prima Kurven, wo hab ich die denn aufgegabelt?
    „Ja dann, danke auch. Ich wollte dich nicht stören.“
    „Du störst nicht. Tschüssi.“
    Herrn Schweitzers Freundin störte doch. Genießerisch streichelte der Oberkommissar über den Po von … Ja, von wem eigentlich? Heidi? Petra? Sabine?
    Nein. Herr Schweitzer wollte nicht wissen, wie der Querschnitt eines menschlichen Halses aussah. Und in natura schon mal gar nicht. Desdewesche (Hochdeutsch: deswegen) umkurvte er die Leiche großräumig und näherte sich ihr von
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