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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus
Autoren: Frank Demant
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genau nicht sagen. Einen Tag, vielleicht auch zwei, weiß der Geier. Um so deutlicher aber waren die Worte, die er vernommen, bevor ein unvorhersehbares Inferno möglicherweise sein Leben gerettet hatte. So reimte er es sich jedenfalls zusammen. Doch diese Worte hatten es in sich gehabt: „Tötet ihn.“ Unheilvolle Worte, die einem Handy entströmt waren.
    Stark fröstelnd kroch Herr Schweitzer zum Bettgestell, griff sich die graue, verdreckte und stinkende Decke und legte sie sich über seinen Kopf. Geborgenheit war etwas anderes. „Tötet ihn“ – so hatte noch keiner über ihn gesprochen.
    Nun ja, er lebte noch. Und der Kopflose da draußen, der war tot. Trotz aller Widrigkeiten mußte er kichern: „Ätsch.“
    Maria von der Heide brauchte mehrere Versuche, bis der Schlüssel steckte. Sie fand eine leere Wohnung vor und wurde schwermütig. Dann kam ihr eine Idee. Sie trottete zurück in Simons kombiniertes Schlaf-Wohnzimmer und blätterte in seinem Terminkalender. Leider lieferte dieser auf den ersten Blick auch keine Erklärung für sein Verschwinden. Unter dem gestrigen Tag war die Brotfabrik aufgeführt, er hätte es also unmöglich vergessen können. Maria seufzte schwer. Drei Tage vorher allerdings war unter dem Eintrag Frankfurter Hof – das ist ein Nobelhotel in der Innenstadt, ganz in der Nähe der Hauptwache – in Simons ungelenker Schrift das Kürzel A.M. (14 Uhr) hinzugefügt. Flugs durchforstete sie die Liste gemeinsamer Freunde und Bekannten, auf die diese Initialen zutreffen könnten, aber so sehr Maria sich auch anstrengte, ein oder eine A.M. war nicht darunter. Erschwerend kam hinzu, daß sich ihr Simon nicht unbedingt in Kreisen bewegte, die sich den Frankfurter Hof so ohne weiteres leisten konnten. Also, kombinierte Maria, auf den Spuren Herrn Schweitzers wandelnd, könnte es eventuell mit seinem neuen Fall zusammenhängen. Genau, jemand, der zehntausend Mille für einen Detektiv auszugeben bereit war, für den dürfte der Frankfurter Hof erschwinglich sein. Viele Gäste dort zahlten ihre Rechnungen aus der sogenannten Portokasse.
    Da das Wetter wie vorausgesagt weiterhin einfach nur herrlich war, sie auch sonst nichts Besseres mit sich anzufangen wußte und Laura Roth noch keinen Feierabend hatte, beschloß sie kurzerhand einen Spaziergang nach Hibbdebach – wie die andere Mainseite im Volksmund hieß – zu besagtem Nobelhotel. Sicherlich konnte man ihr dort weiterhelfen. So viele Menschen mit den Initialen A.M. werden wohl nicht zur selben Zeit im Frankfurter Hof genächtigt haben.
    Doch weit gefehlt. Der blöde gelackte Empfangsschnösel fertigte sie höflich, aber bestimmt mit den Worten ab: „Tut mir leid, meine Dame, aber darüber darf ich Ihnen keine Auskunft geben.“
    Maria aber war keinesfalls aus dem Holze geschnitzt, sich damit zufrieden zu geben. Gegebenenfalls konnte sie ganz schön resolut sein, Simon Schweitzer konnte ein Lied davon singen. Doch hier und jetzt wußte sie um die Ausweglosigkeit ihres Unterfangens. Wenn die nicht wollen, wollen die nicht. Und Müssen tun sie auch nicht, das war glasklar. „Könnte ich mal telefonieren, bitte. Und ein Telefonbuch von Frankfurt bräuchte ich auch.“
    „Selbstverständlich. Wenn Sie mir bitte folgen möchten …“
    Sie war es gewohnt, sich in dieser Umgebung sicher zu bewegen. Marias Beruf einer international anerkannten Künstlerin brachte es mit sich, mit vielen Leuten von Rang und Namen zu verkehren. Bei einigen Museumseinweihungen waren sogar Staatsoberhäupter zugegen gewesen.
    Dann war sie alleine. Das Frankfurter Telefonbuch hatte den Makel, daß im Abspann auch Offenbach auftauchte. Dagegen konnte man leider nichts machen, das war Sache der Post. Maria blätterte bis S. Zu ihrer Überraschung stand Schmidt-Schmitt, der Oberkommissar, mit dem Simon seit gut einem Jahr befreundet war, nicht drin. Nach kurzer Überlegung jedoch fand sie es nicht mehr ganz so überraschend. Polizisten hatten sicherlich viele Feinde, zumal wenn sie mit der Verbrechensbekämpfung beschäftigt sind. Dann halt nicht, sagte sie sich, und schlug das gelbe Buch zu. Doch Simon dürfte die Nummer irgendwo notiert haben, so vergeßlich wie der immer ist …
    Dem Empfangsboy warf sie noch einen erotischen Wimpernaufschlag zu. Befriedigt registrierte sie dessen Irritation. Und errötet war der arme Kerl auch noch. Zurück nahm sie ein Taxi.
    Unterdessen war Herr Schweitzer, wie es sich für einen Detektiven seiner Klasse gehörte, und nachdem er
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