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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus
Autoren: Frank Demant
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statt stark lendenstark zu benutzen. Ersatzweise griff er sich unauffällig in den Schritt.
    Nun, da alles gesagt war, und weder Maria noch der Bulle auch nur ansatzweise zu sinnlosem Aktionismus neigten, kam man überein, sich noch ein paar Gläschen Wein zu gönnen. Gerade der Belle Rose war sehr lecker und mundete vorzüglich.
    Sein zweiter Versuch war ein Volltreffer. Herrn Schweitzers Fuß war ruhiggestellt. Auch mit der Krücke war er fast fertig. Er hatte sich einfach eines der herumliegenden Bretter geschnappt und auf der Höhe, wo sich seine Hand befinden würde, wenn er es sich unter die Achseln klemmte, per Schraubenzieher ein Loch gebohrt. Durch dieses führte Herr Schweitzer nun sein handgeknüpftes Seil und verknotete es. Dergestalt ließ sich das Brett beim Gehen anheben. „Was bin ich doch für ein Cleverle“, murmelte er vor sich hin.
    Er war auch dabei, sich als großer Stratege einen Namen zu machen. Mit dem vom Kopflosen geklauten Feuerzeug zündete er die restliche Hütte an, auf daß die Rauchwolke weithin zu sehen war. Des weiteren wickelte er die beiden übrigen Raviolidosen sowie Messer, Schraubenzieher und die zwei Handys in die restlichen Deckenfetzen und machte sich vom Acker.
    Herr Schweitzer wählte die entgegengesetzte Richtung, aus der er gekommen war. Das war insofern sinnvoll, weil er ja wußte, dort, von wo er herkam, gab’s weder Mensch noch Haus. Hinter dem nächsten Hügel würde er sich im Unterholz zur Ruhe betten – Robinson Crusoe hatte auch mal klein angefangen. Sollte dann morgen früh sein Rauchsignal keine Wirkung gezeitigt haben, so wollte er stoisch seine einmal eingeschlagene Richtung beibehalten. Früher oder später würde er auf einen Weg, eine Straße oder eine Autobahn treffen. Ha! „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern …“
    In der Tat wurde die Rauchsäule von zwei Personen wahrgenommen. Leider war gerade Grillsaison.
    Mit den ersten Sonnenstrahlen kroch Herr Schweitzer aus den Federn respektive aus dem Laub. Doch noch war es zu früh aufzubrechen. Er wollte der Feuerwehr wenigstens noch die Chance geben zu gucken, was da gestern wohl abgefackelt sein mochte. Nach dem Frühstück, es gab Ravioli mit Hackfleischfüllung und Tomatensauce, legte er sich wieder hin. Eine Stunde, maximal anderthalb, wollte er noch warten. Er schloß die Augen.
    Herr Schweitzer hatte nichts von Napoleons Gabe, mal kurz für zwei Stunden zu dösen, um wieder fit zu werden. Wenn der Detektiv die Augen schloß, endete es unweigerlich im Schlaf. So auch diesmal.
    Geweckt wurde er von Maria, die mit ihrer Zunge verführerisch um sein linkes Ohr strich. Herr Schweitzer kannte die Signale: Maria wollte Sex. Er war damit einverstanden. Erst als er elegant seinen kaputten, im Provisorium steckenden Fuß um sie schlingen wollte, bemerkte er die Unstimmigkeit. Er riß die Augen auf und erschrak heftig. Zwei schwarze Striche in smaragdgrünen Augen funkelten ihn an. Das hätte auch auf einen Puma gepaßt, doch so weit weg von zu Hause befand er sich nun doch wieder nicht. Bei dem Puma handelte es sich eher um eine Miniaturausführung. „Miau.“
    „Ei wer bist denn du?“ Herr Schweitzer streichelte ihr über den Kopf. „Du beziehst deine Milch nicht zufällig von einem Bauern hier ganz in der Nähe?“
    „Miau.“
    Hmm, das konnte alles bedeuten. Schon das dritte Lebewesen innerhalb der jüngsten Vergangenheit, mit dem es sich nur schwer kommunizieren ließ. Wenn das so weitergeht, verlerne ich noch meine Muttersprache, dachte Herr Schweitzer. Doch dann entsann er sich wieder der Feuerwehr und spitzte seine Lauscher. Bedauernswerterweise vernahm er nur das Übliche. „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern …“ Verflixt und zugenäht, dachte er daraufhin, dieser Ohrwurm macht mich noch malle. Aber so ist das mit Ohrwürmern, daher auch der Name, man wird sie einfach nicht los.
    „Miau.“
    „Äh, hast du Hunger?“
    „Miau.“
    „Dachte ich’s mir doch.“ Das Kätzchen hatte es sich mittlerweile auf seinem Bauch gemütlich gemacht. „Komm, laß mich mal aufstehen.“ Er nahm das kleine Bündel und setzte es auf den Erdboden. Herr Schweitzer griff nach seiner Krücke und stand auf. „Kommst du mit? Falls wir zu einer Kneipe kommen, kriegst du Milch und ich ein Bier. Okay?“
    Oberkommissar Michael Schmidt-Schmitt hatte ein paar Druckmittel Vorgesetzten gegenüber in petto, sogar den Justizminister hätte er auf die Fahndungsliste setzen können. Schon sehr
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