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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus
Autoren: Frank Demant
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früh hatte er an diesem, wiederum strahlenden Freitagmorgen alles Nötige in die Wege geleitet. Eine Vermißtenmeldung Herrn Schweitzer betreffs war herausgegeben worden. Alexander Michailovitsch sei leider außer Haus, hatte der Hotelmanager des Frankfurter Hofs ihm persönlich mitgeteilt. Zwei Beamte in Zivil saßen im Foyer und würden den Geschäftsmann, zur Not auch gegen seinen Willen, ins Präsidium bringen.
    Es war elf Uhr neunzehn und er saß zusammen mit Maria vorm Computer. Alexander Michailovitschs gab’s wie Sand am Meer. Sie hatten nichts anderes erwartet.
    Maria: „Wenn das wirklich ein so erfolgreicher Geschäftsmann ist, wie Simon dir erzählt hat, dann müßte er doch leicht zu finden sein.“
    „Logo, und es sollte mich wundern, wenn wir nicht auch ein Foto auftreiben. Dann wird sich zeigen, ob er Simon ähnlich sieht.“
    Es dauerte dann auch nur zwanzig Sekunden und sie hatten den Richtigen.
    Im Gegensatz zur vorherigen Fortbewegungsart flog Herr Schweitzer geradezu durch die Gegend. Fast spürte er den Gegenwind. Die Katze stromerte herum, aber sie blieb stets in seiner Nähe. Einmal war er über eine Wurzel gestolpert, was aber ohne Folgen blieb. Anhand des Sonnenstands orientierte er sich. Ein Sextant sei etwas für Sicherheitsfanatiker, redete er sich gut zu.
    Nach gut drei Stunden machten sich die ersten Anzeichen von einem Krampf im linken Bein bemerkbar. Ermattet glitt Herr Schweitzer zu Boden. Seinen Rücken lehnte er an eine Birke. Aber es hatte auch Tannen, Buchen und andere Baumarten um ihn herum, die er nicht kannte. Wie gesagt, Botanik war keine seiner Paradedisziplinen.
    Einen Steinwurf entfernt erblickte er etwas Rotes. Eine Blume war es nicht. Obwohl es ihm momentan schwerfiel, erhob er sich.
    Aber es war nur eine Coladose der Marke Pepsi. Herr Schweitzer wertete diesen sensationellen archäologischen Fund als gutes Zeichen. Wo verarbeitetes Aluminium, da auch zur selben Spezies gehörende Zeitgenossen. Er war auf dem richtigen Weg. Was die Kürze der unfreiwilligen Verbannung anging, würde er, Herr Schweitzer, Robinson Crusoe weit hinter sich lassen. Diese seine Überzeugung war nun eine felsenfeste.
    Und wie er so die Dose in der Hand hielt, kam das kleine Kätzchen angeschossen, sprang in seinen Schoß und maunzte. Gedankenlos sprach er: „Pepsi.“
    „Miau.“
    So kam die Katze zu ihrem Namen: Pepsi. Kurz darauf kam eine weitere spektakuläre Entdeckung hinzu.
    „Aha, hab ich’s mir doch nicht bloß eingebildet“, erklärte der Oberkommissar mit Blick auf den Bildschirm, „Michailovitsch ist sogar Großaktionär von Fedor-Gas.“ Er rieb sich die Hände. Andere Zeitungen sprachen von Hauptaktionär, wo da der Unterschied sein sollte – keine Ahnung.
    Kurze Zeit später waren sie bei der Suche nach einem Foto des ominösen Herrn auf der Homepage der Prawda fündig geworden. Doch die Buchstaben des 869 in Rom verstorbenen Slawenapostels Kyrill von Saloniki waren sowohl Schmidt-Schmitt als auch Maria fremd, doch darauf kam’s nicht an. Über den Umweg des Speicherns und Bearbeitens füllte Alexander Michailovitsch nun den kompletten Bildschirm aus.
    Maria war skeptisch: „Ich weiß nicht. Sieht so Simon aus? Was meinst du?“
    Mit einem Kugelschreiber verdeckte er den Oberlippenbart. „Wenn man sich Schnauzer und Brille wegdenkt, haut’s hin.“
    „Ja, stimmt. Auch die Frisur, fast dieselbe wie bei Simon.“ Nur Optimisten konnten bei Herrn Schweitzers wilder, kaum zu bändigender und wie bei einem Stromschlag nach allen Seiten abstehenden Haaren von Frisur sprechen. Realisten benutzten in ähnlich gelagerten Fällen das Wort Heuhaufen.
    „Gut, das ist also tatsächlich unser Mann.“ Schmidt-Schmitt strich sich übers Kinn. „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen …“ Er suchte nach Worten.
    „Was?“
    „Nun ja, daß er sich nur deshalb hat doubeln lassen, um in Ruhe seinen Geschäften nachzugehen. Da steckt bestimmt mehr dahinter.“
    Die Bildhauerin brachte es auf den Punkt: „Simon ist verwechselt worden.“
    „Von Michailovitschs Widersachern“, ergänzte der Oberkommissar.
    „Entweder entführt oder getötet.“
    „Na, na, na.“ Er tätschelte Marias Schulter. „Wo bleibt denn deine Zuversicht?“
    „Entschuldige. Laß es uns mal über Fedor-Gas probieren.“
    Schmidt-Schmitt tippte den Begriff in die Google-Suchmaschine ein. Und siehe da, gleich der allererste Treffer war ein Artikel von Spiegel-online vom letzten Jahr.
    Nicht weit
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