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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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entgegnete sie schließlich, »konnte ich zunächst an gar nichts anderes mehr denken. Kampf oder Flucht? Flucht, nichts weiter. Ich wollte nur noch fliehen und mich verstecken. Aber dann … hat sich das geändert. Ich weiß nicht mal genau, wann. Dann wollte ich rennen, um irgendetwas zu finden, mit dem ich kämpfen konnte. Ich glaube, Lo und Linda-Gail sind um Jahrzehnte gealtert, so sehr habe ich sie erschreckt.«
    »Davon können sie noch ihren Enkeln erzählen.«
    »Ja.« Sie setzte das Teewasser auf und holte eine Pfanne heraus.
    »Du hast noch vor mir rausgefunden, wer der Mörder ist. Ich bin zwar Krimiautor, aber die Köchin hat’s zuerst rausgefunden. Ich bin ihm direkt in die Falle gegangen.«
    Er würde sein Lebtag nicht mehr vergessen können, wie er noch ganz betäubt von den Medikamenten ihre Stimme gehört hatte. Er würde diese durch Mark und Bein gehende Angst nie mehr vergessen. »Und nur, weil ich ihm in die Falle gegangen bin, wärst du beinahe umgebracht worden.«
    »Nein, er hätte mich so oder so umgebracht. Du bist ihm in die Falle gegangen, Brody, weil er dein Freund war.«
    »Ja, das war er.«
    Sie holte die Butter aus dem Kühlschrank und gab ein Stück davon in die Pfanne. »Keine Ahnung, was jetzt aus Debbie und den Kindern wird. Ich weiß nicht, wie sie das durchstehen werden. Nichts wird für sie je wieder so sein wie vorher.«
    »Nichts war je so, wie sie es sich vorgestellt haben, schon vorher nicht. Besser, man weiß Bescheid, oder?«
    »Vielleicht. Darüber mache ich mir ein andermal Gedanken.« Sie schlug Eier auf und begann sie mit etwas frischem Dill und Pfeffer zu verquirlen. »Er war wirklich überzeugt von dem, was er da gesagt hat. Dass er sie beschützt hat, getan hat, was er tun musste. Dass ihm Deena keine andere Wahl gelassen hätte. Er hält sich für einen anständigen Mann.«
    »Zum Teil ist er das ja auch. Aber ein Teil von ihm ist schwach geworden, hat sich mit jemandem eingelassen, mit dem er sich nie hätte einlassen dürfen. Und dafür hat er bezahlt, genau wie auch Deena Black dafür bezahlt hat.«
    »Er hat sie umgebracht. Hat ihre Leiche vergraben, sämtliche Spuren verwischt und das Motorrad versteckt, bis er damit wieder zu ihrer Wohnung gefahren ist und ihre Sachen geholt hat – um auch diese Spur zu verwischen. Und er hat nicht mal die Nerven verloren, als wir ihn angerufen und ihm erzählt haben, was ich gesehen hatte.«
    »Wenn er es geschafft hätte, dir Angst einzujagen oder dich zu verunsichern, wäre er damit davongekommen.«
    »Wenn du mir nicht geglaubt hättest, wäre ihm das mit Sicherheit gelungen. Doch jetzt, wo ich das durchgemacht habe, bin ich vor dem Abgrund gerettet worden, der mich immer wieder wie magisch angezogen hat.«
    Sie schöpfte das Rührei auf einen Teller, den sie ihm vorsetzte. Dann berührte sie sein Gesicht.
    »Wenn du nicht mehr wärst, Brody, wäre ich hineingestürzt. Wenn er dich ermordet hätte, wäre ich hineingestürzt.« Sie beugte sich vor und gab ihm einen Kuss. »Danke, dass du am Leben geblieben bist. Und jetzt iss dein Rührei.«
    Sie drehte sich um, damit sie seinen Tee aufgießen konnte.
    »Auf mich hat auch ein Abgrund gewartet, weißt du das?«
    »Ja.«
    »Eine Frage: Warum übst du keinerlei Druck auf mich aus?«
    »Was denn für Druck?«
    »Du liebst mich – oder stimmt das etwa nicht mehr?«
    »Doch.«
    »Wir haben gerade eine Nahtoderfahrung hinter uns, und du hast höchstwahrscheinlich mit angehört, wie ich was von wegen ›ich würde für dich sterben‹, gesagt habe. Aber du übst keinerlei Druck auf mich aus.«
    »Dinge, die ich nur mit Druck erreichen kann, interessieren mich nicht.« Sie stellte seinen Tee auf den Tisch und runzelte die Stirn, als es an der Tür klopfte. »Jetzt schon«, murmelte sie. »Ich fürchte, wir werden uns auf jede Menge Besuch gefasst machen müssen, auf jede Menge Fragen von Leuten, die genau wissen wollen, was alles passiert ist.«
    »Das dürfte unser geringstes Problem sein. Nein, ich geh zur Tür«, sagte er und hielt ihre Hand fest, bevor sie sich vom Tisch abwenden konnte. »Ist für mich.«
    »Du sollst dich ausruhen.«
    »Ich werde es wohl gerade noch schaffen, bis zu meiner eigenen Haustür zu gehen. Und deinen langweiligen Tee kannst du selbst trinken. Ich werd das verdammte Rührei mit Cola runterspülen.«
    Sie schüttelte nur den Kopf, als er die Küche verließ, beschloss aber, ihm den Gefallen zu tun. Sie holte ein Glas heraus, gab Eiswürfel hinein
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