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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05
Autoren: Ian Rankin
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grinste. »Da ich weiß, dass du Polizist bist, sollte ich das besser nicht sagen.« Rebus wartete einfach ab. Torrance war so betrunken, dass er schon fast sabberte. Er würde sich gewiss nicht lange zurückhalten können. »Ich mache in An- und Verkauf, hauptsächlich Verkauf.«
    »Und was verkaufst du?«
    Torrance beugte sich dicht zu ihm. »Rede ich mit der Polizei oder mit einem alten Kumpel?«
    »Mit einem Kumpel«, erwiderte Rebus. »Strikt außerdienstlich. Also, was verkaufst du?«
    Torrance grunzte. »Alles, was du willst, John. Ich bin so was wie Jenners, das Kaufhaus … bloß ich komm an Dinge ran, die die nicht führen.«
    »Zum Beispiel?« Rebus sah auf die Uhr über der Bar. Es konnte doch unmöglich schon so spät sein. Die ließen die Uhr hier immer zehn Minuten vorgehen, aber trotzdem.
    »Einfach alles«, sagte Torrance. »Alles von ’ner Matratze bis zum Schießeisen. Du brauchst es nur zu sagen.«
    »Wie wär’s mit einer Uhr?« Rebus begann seine abzunehmen. »Meine scheint immer nur für ein paar Stunden zu gehen.«
    Torrance warf einen Blick darauf. »Longines«, sagte er und sprach den Namen korrekt aus, »die solltest du nicht wegwerfen. Lass sie mal richtig reinigen, dann tut sie’s auch wieder. Ich könnte sie allerdings auch für ’ne Rolex in Zahlung nehmen …«
    »Du handelst also mit geklauten Uhren.«
    »Hab ich das gesagt? Kann ich mich nicht dran erinnern. Alles, John, was auch immer der Kunde will. Ich besorge es ihm.« Torrance zwinkerte.
    »Hör mal, wie spät ist es eigentlich?«
    Torrance zuckte die Schultern und zog den Ärmel seines Jacketts hoch. Er hatte keine Uhr an. Rebus wurde nachdenklich. Er hatte seinen Termin mit dem Grinder eingehalten. Deek hatte bereitwillig im Vorraum auf ihn gewartet. Und danach hatten sie immer noch Zeit für ein bis zwei Pints gehabt, bevor er nach Hause musste. Bisher hatten sie zwei … nein drei Bier getrunken. Vielleicht war er schon ein bisschen spät dran. Es gelang ihm, den Barmann auf sich aufmerksam zu machen. Er tippte auf sein Handgelenk.
    »Zwanzig nach acht!«, rief der Barmann.
    »Dann sollte ich wohl besser Patience anrufen«, meinte Rebus.
    Doch irgendwer benutzte das öffentliche Telefon, um jemandem seine große Liebe zu gestehen. Außerdem hatte derjenige den Hörer in die Damentoilette gezogen, damit er trotz all dem Lärm in der Bar etwas verstehen konnte. Die Telefonschnur war straff gespannt und drohte jeden zu garrottieren, der versuchte, die Toilette zu benutzen. Rebus wartete zunächst geduldig, dann starrte er immer eindringlicher auf die Gabel des Telefons an der Wand. Zum Teufel damit. Er drückte mit der Hand auf die Gabel, ließ sie los und reihte sich wieder in die Schar der Trinker ein. Ein junger Mann tauchte aus der Damentoilette auf und knallte den Hörer auf die Gabel. Er wühlte in der Tasche nach Kleingeld, hatte aber keins und steuerte auf die Bar zu.
    Rebus ging zum Telefon. Er nahm den Hörer ab, hörte aber kein Freizeichen. Er versuchte es noch einmal, dann versuchte er zu wählen. Nichts. Irgendetwas war offensichtlich kaputtgegangen, als der Mann den Hörer aufknallte. Verdammte Scheiße. Es war jetzt fast halb neun, und bis zur Oxford Terrace brauchte er mit dem Auto fünfzehn Minuten. Dafür würde er teuer bezahlen müssen.
    »Du siehst aus, als könntest du noch ’nen Drink vertragen«, bemerkte Torrance, als Rebus sich wieder neben ihn an die Bar stellte.
    »Weißt du was, Deek?«, sagte Rebus. »Mein Leben ist eine schwarze Komödie.«
    »Na ja, besser als eine Tragödie, was?«
    Rebus fragte sich allmählich, worin der Unterschied bestand.
    Um zwanzig nach neun war er an der Wohnung. Vermutlich hatte Patience für vier Personen gekocht. Vermutlich hatte sie fünfzehn Minuten gewartet, bevor sie anfingen zu essen. Sie würde sein Essen weitere fünfzehn Minuten warm gestellt haben, dann hatte sie es weggeschmissen. Wenn es Fisch war, hatte es die Katze gefressen. Ansonsten war es auf dem Komposthaufen im Garten gelandet. Das war schon vorgekommen, viel zu häufig vorgekommen. Und doch kam es immer wieder vor, und Rebus war sich nicht sicher, ob die Entschuldigung, einen alten Freund getroffen zu haben oder dass seine Uhr kaputt war, irgendetwas bewirken würde.
    Die Stufen zu der Gartenwohnung hinunter waren ausgetreten und glatt. Rebus nahm sie ganz vorsichtig, und so kam es, dass er erst ziemlich spät die große Sporttasche bemerkte, die — angestrahlt vom orangefarbenen Licht der
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