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Verrueckt nach Liebe

Verrueckt nach Liebe

Titel: Verrueckt nach Liebe
Autoren: Rachel Gibson
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Edith Moorehead stürmte Anna zu Robyns Do You Know die Bühne. Ihre Lippen-Synchronie war perfekt, ihre Bühnenpräsenz gut, doch letzten Endes gewann Kreme Delight den Wettbewerb und damit auch die begehrte Back Door Betty Night -Krone. Anna stürmte wütend von der Bühne und zur Vordertür hinaus. Stella warf einen Blick zum weißen Elvis-Anzug. G.I. Joe war ebenfalls verschwunden. Zufall?
    Um Viertel vor zwei hatte sie den Großteil ihrer Zusatzaufgaben erledigt. Sie schnitt Früchte in Scheiben und füllte die Oliven- und Kirschenvorräte auf. Sie wischte die Theke ab und räumte die große Spülmaschine aus. Um zwei machte sie Kassensturz und blieb so lange, bis das Trinkgeld ausgezahlt wurde. Sie band ihre lederne Trinkgeldbörse von ihren Hüften und stopfte sie zu ihren Stöckelschuhen und ihrer Bürste in den Rucksack. Gewohnheitsmäßig holte sie ihren Lippenstift Russian Red heraus und schminkte ihren Mund ohne Spiegel mit perfektem Schwung. Manche Frauen mochten Mascara. Andere Rouge. Stella war ein Lippenstift-Fan. Sie verwendete grundsätzlich Rot, und obwohl sie in dem Glauben erzogen worden war, dass nur leichte Mädchen Rot trugen, ließ sie sich nie irgendwo ohne rubinrote Lippen blicken.
    Sie fischte die Schlüssel für ihren bordeauxfarbenen Chrysler PT Cruiser aus dem Rucksack. Der Wagen hatte über 160 000 Kilometer auf dem Buckel und brauchte neue Stoßdämpfer und Streben. Beim Fahren fielen einem die Plomben aus den Zähnen, aber die Klimaanlage funktionierte, und alles andere war Stella nicht wichtig.
    Sie verabschiedete sich bei ihren Kollegen und ging zur Hintertür hinaus. Trotz der frühen Morgenstunde lastete die schwüle Juniluft auf ihrer Haut. Stella stammte aus Las Cruces, New Mexico und war an eine gewisse Luftfeuchtigkeit gewöhnt, doch die Sommer in Miami waren, als lebte man in einem Dampfbad, und sie hatte sich nie ganz daran gewöhnt, wie schwer sie auf ihrer Lunge lastete. Ab und zu erwog sie, zurück nach Hause zu ziehen. Dann fiel ihr wieder ein, warum sie von dort weggegangen war und wie viel besser ihr ihr jetziges Leben gefiel.
    »Kleine Stella-Bella.«
    Sie blickte auf, während sie die Tür hinter sich zuzog. Scheiße. Ricky. »Mr de Luca.«
    »Gehst du schon so früh?«
    »Meine Schicht ist seit über einer halben Stunde zu Ende.«
    Ricardo de Luca war gute achtzehn Zentimeter größer als sie und gut fünfundvierzig Kilo schwerer. Er trug immer Guayabera-Hemden aus Leinen. Manchmal mit Reißverschluss, manchmal mit Knöpfen, aber immer in Pastellfarben. Heute Abend schien es Orangerot zu sein. »Du darfst noch nicht so früh gehen.« Aufgrund seiner Lebensweise schätzte man ihn älter als dreiundfünfzig. Früher mochte er einmal gut ausgesehen haben, doch zu viel Alkohol hatte seine Haut gerötet und aufgedunsen. Er trug seine schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und ein Unterlippenbärtchen, weil er der Täuschung verfallen war, dadurch jünger auszusehen. In Wahrheit wirkte er nur traurig.
    »Gute Nacht«, sagte sie und trat um ihn herum.
    »Ein paar Freunde von mir kommen gleich vorbei.« Er packte sie am Arm, und seine Alkoholfahne schlug ihr ins Gesicht. »Feier mit uns.«
    Sie wich einen Schritt zurück, doch er ließ sie nicht los. Ihr Pfefferspray war in ihrem Rucksack, und mit nur einer Hand kam sie da nicht dran. »Ich kann nicht.« Angst kroch ihren Rücken hinauf und ließ ihr Herz schneller schlagen. Entspann dich. Atme, sagte sie sich, bevor ihre Angst in Panik umschlug. Sie hatte seit Jahren keine ausgewachsene Panikattacke mehr gehabt. Seit sie gelernt hatte, wie man sie sich ausredete, nicht mehr. Das ist Ricky. Er würde dir nicht weh tun. Aber wenn er es versuchte, wüsste sie, wie sie ihm weh tun konnte. Sie wollte ihm wirklich nicht mit der Hand gegen die Nase stoßen oder ihm das Knie in den Sack rammen. Sie wollte ihren Job behalten. »Ich bin schon verabredet«, log sie.
    »Mit einem Mann? Ich wette, ich hab dir mehr zu bieten.«
    Sie brauchte ihren Job. Er brachte gutes Geld, und sie war gut darin. »Lassen Sie bitte meinen Arm los.«
    »Warum rennst du immer weg?« Die Beleuchtung vom Hintereingang der Bar fiel auf die dünne Schweißschicht auf seiner Oberlippe. »Was hast du für ein Problem?«
    »Ich habe kein Problem, Mr de Luca«, entgegnete sie und wies ihn recht vernünftig, wie sie fand, darauf hin: »Ich bin Ihre Angestellte. Sie sind mein Chef. Es ist einfach keine gute Idee, wenn wir zusammen feiern.« Dann krönte
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