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Verrueckt nach Liebe

Verrueckt nach Liebe

Titel: Verrueckt nach Liebe
Autoren: Rachel Gibson
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Magie und Zauber. Letztere fuhr auf Wunder und Marienerscheinungen ab und behauptete sogar, einst auf einem Taco die Jungfrau Maria gesehen zu haben. Leider hatte Onkel Jorge es gegessen, bevor sie es in einem Schrein hatte aufbewahren können.
    »Ich glaub, ich sag ihm mal Hallo. Du wärst überrascht, wie viele Hetero-Männer hinter Tunten her sind.«
    Eigentlich nicht. Seit sie in Ricky’s Rock ’n’ Roll Saloon arbeitete, überraschte sie nicht mehr viel. Das hieß jedoch nicht, dass sie Männer verstand. Ob sie nun schwul, hetero oder irgendwo dazwischen waren. »Vielleicht ein Tourist, der sich hierher verirrt hat.«
    »Vielleicht, aber wenn es eine bitch gibt, die einen Hetero bekehren kann, dann Anna Conda.« Anna ließ ihren Drink sinken. »G.I. Joe steht Dank für seinen Einsatz zu, und ich fühle mich plötzlich so patriotisch.«
    Stella verdrehte die Augen und nahm die Bestellung eines korpulenten Mannes mit einem dichten roten Bart entgegen. Sie zapfte das Guinness mit einer perfekten Blume und wurde dafür mit fünf Dollar Trinkgeld belohnt. Lächelnd bedankte sie sich und stopfte den Schein in den kleinen Lederbeutel, den sie sich um die Hüften gebunden hatte. Sie besaß auch ein Trinkgeld-Glas, das sie gern regelmäßig leerte, weil sich zu oft Betrunkene daraus bedient hatten.
    Sie schaute Anna hinterher, die zielstrebig durch die Bar lief. Mit jedem ihrer Schritte blinkten grünblaue Lichter in ihren Acryl-Stöckelschuhen in Größe 45.
    Roy Orbisons kultiges Oh Pretty Woman erschütterte die Lautsprecher der Bar, während Penny Ho in schenkelhohen Stiefeln und blauweißem Nuttenkleid über die kurze Bühne stolzierte und dabei Julia Roberts bemerkenswert ähnelte. Dieses Lied war unter Dragqueens offenbar ebenso beliebt wie bei kleinen Mädchen auf Schönheitswettbewerben.
    Innerhalb der nächsten Stunde schenkte Stella Schnäpse ein, zapfte Bier und schüttelte die Cocktailshaker. Gegen halb zwei hatte sie ihre zehn Zentimeter hohen Pumps aus- und ihre Doc Martens angezogen. Trotz der dicken Polsterung durch die Bodenmatten hatten ihre Füße es nicht länger als sechs Stunden durchgehalten. Ihre alten Boots waren zwar abgewetzt, aber dafür eingelaufen und bequem und gaben ihren Füßen Halt.
    Nach Penny Ho betrat Edith Moorehead die Bühne und tänzelte in einem Fleischkleid zu Lady Gagas Born This Way . Dass das Outfit für eine große, schwere Frau wie Edith eine unglückliche Wahl war, verstand sich von selbst.
    Stella fächelte sich mit einem Pappuntersetzer Luft zu, während sie ein Glas Merlot einschenkte. In einer halben Stunde hatte sie Feierabend und wollte ihre Zusatzaufgaben erledigen, bevor der nächste Barkeeper ihren Platz einnahm. Im Vergnügungsviertel von Miami waren die Bars rund um die Uhr sieben Tage die Woche geöffnet. Ricky schloss seine zwischen fünf und zehn Uhr morgens, weil das Geschäft dann nachließ und er aufgrund der Betriebskosten nur Geld verlor, wenn der Laden nicht zumachte. Und Geld liebte Ricky noch mehr, als nichts Böses ahnende weibliche Angestellte zu begrapschen.
    Stella hob sich die langen Haare aus dem Nacken und ließ den Blick durch die Bar schweifen. Ein Paar mit Elfenflügeln, das wenige Meter vom weißen Elvis-Anzug entfernt rummachte, erregte ihre Aufmerksamkeit. Die zwei sollten lieber einen Gang zurückschalten, sonst würde ein Türsteher sie rausschmeißen. Ricky tolerierte in seiner Bar weder unmäßige öffentliche Liebesbezeugungen noch Sex. Nicht weil der Mann auch nur flüchtig mit etwas vertraut wäre, das einem moralischen Kodex ähnelte, sondern weil es – egal ob schwul oder hetero – schlecht fürs Geschäft war.
    Zwischen dem Elfenpärchen und dem Elvis-Anzug eingezwängt saß Annas G.I. Joe weiter hinten im Dunkeln. Ein Lichtstrahl fiel auf seine Schulter, den kräftigen Hals und das Kinn. Das Disco-Stroboskop am Bühnenende blitzte auf seinem Gesicht, seinen Wangen und dem Schild seiner Mütze. So wie er die Zähne zusammenbiss, wirkte er nicht gerade glücklich. Stella lächelte ironisch und schüttelte den Kopf. Wenn der Mann keine Tunten und keine Typen, die irgendwas dazwischen waren, mochte, konnte er jederzeit wieder gehen. Dass er immer noch dasaß und das viele homosexuelle Testosteron um ihn herum inhalierte, hieß wahrscheinlich, dass er ein »verkappter Schwuler« war. Wut war ein klassisches Anzeichen dafür. Wenigstens hatte sie das von homosexuellen Männern gehört, die frei waren, sie selbst zu sein.
    Nach
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