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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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Schritte und Stimmen auf der Treppe davor bewahrt.
    Thrusher drückte sich an die Wand, Walegrin riß ein Messer aus der Unterarmscheide und sah aus dem Augenwinkel, daß Cythen eine Assassinenklinge von irgendwo aus ihrem Rock geholt hatte, ehe die Tür aufschwang.
    »Sie haben sie entführt!«
    Das Licht der Fackel auf dem Treppenabsatz blendete Walegrin, und so konnte er die Einzelheiten des Bildes vor sich nicht erkennen. Da war eine riesenhafte, brüllende Gestalt in der Mitte, mit sich windenden Anhängseln, die ebenfalls brüllten, seine Wächter wahrscheinlich, und dann Thrusher, der aus der Dunkelheit sprang, um seine tödlichen Arme um den unbezwungenen Eindringling zu werfen. Der Riese ächzte, fiel zurück und quetschte Thrusher gegen die Wand, danach drehte er sich um, befreite seinen rechten Arm, löste ruhig jemanden von seiner linken Seite und warf ihn in die Ecke.
    »Walegrin!« brüllte er. »Sie haben sie entführt!«
    Cythen kauerte auf den Ballen unterhalb des Blickwinkels des Riesen, nicht jedoch unter dem Walegrins. Sie war im Begriff, nach dem Riesen zu stechen, als Walegrin ihr hastig die Hand auf die Schulter legte. Sie blieb in ihrer Kauerstellung.
    »Dubro?« fragte Walegrin unsicher.
    »Sie haben sie entführt!« Der Schmerz des Schmieds war nicht körperlicher Art, doch nichtsdestoweniger qualvoll. Walegrin brauchte nicht zu fragen, wen man entführt hatte, obwohl es ihm rätselhaft war, wie die Entführer an dem Schmied vorbeigekommen waren.
    »Beruhige dich erst einmal! Und dann langsam: Wer hat sie entführt? Wann? Warum?
    Der Schmied holte tief Luft und zwang sich zur Beherrschung. »Kurz nach Sonnenuntergang kam ein Betteljunge und sagte, am Pier sei es zu einem Unfall gekommen. Lyra sagte, ich solle helfen, wenn ich könnte, also ging ich mit dem Jungen. Ich habe ihn aber schnell aus den Augen verloren, und an den Piers war nichts los ...« Er machte eine Pause und legte die Finger in fast knochenbrechendem Griff um Walegrins Handgelenk.
    »Sie haben dich fortgelockt«, stellte Walegrin fest. Er war froh, daß der Metallhandschuh sein Handgelenk vor der vollen Kraft von Dubros Verzweiflung schützte.
    Der Schmied nickte. »Sie war fort, als ich heimkam!«
    »Glaubst du nicht, daß sie dir bloß gefolgt ist und dann vielleicht einen anderen Weg genommen hat? Oder daß sie diese andere S’danzo besuchte?«
    Ein tiefes Stöhnen entrang sich Dubros Kehle. »Nein - nein! Die Stühle waren umgekippt, der Tisch. Sie hat sich gewehrt! Sie war fort - ohne ihr Schultertuch. Walegrin, sie geht nie ohne Schultertuch aus dem Haus!«
    »Vielleicht konnte sie entkommen und hat sich irgendwo versteckt?«
    »Ich habe überall gesucht - sonst wäre ich schon eher hierhergekommen«, erklärte der Schmied, ließ Walegrins Handgelenk los und klammerte die Finger um die weniger gut geschützte Schulter. »Ich bin zu allen S’danzo - und sie haben mit mir gesucht! Wir fanden ihren Schuh hinter dem Stand der Bauern am Fluß, doch keine weitere Spur. Ich rannte heim, um dort nach Hinweisen zu suchen.« Dubro schüttelte Walegrin in seiner Erregung. »Ich habe das hier gefunden!«
    Er holte etwas aus seinem Beutel und hielt es zu dicht vor Walegrins Gesicht, als daß er es hätte erkennen können. Der Schmied schien sich jetzt wenigstens ein bißchen zu beruhigen. Er ließ Walegrin los, damit er den Gegenstand richtig betrachten konnte.
    Es war eine metallene Handschuhverzierung mit Gravierung. Sie müßte helfen, den Handschuhträger zu erkennen, falls man ihn fand. Walegrin sagte die Gravur nichts. Er zeigte sie Thrusher.
    »Kennst du das?« fragte er.
    »Nein .«
    Cythen nahm ihm den Zierknopf aus der Hand. »Stiefsöhne ...«, sagte sie in einem Tonfall aus dem gleichermaßen Wut wie Furcht sprach. »Seht ihr, das ist ein Blitz, der aus einer Wolke bricht. Nur sie tragen dieses Zeichen!«
    »Was sollen wir machen?« fragte Dubro.
    Das wollte nicht nur Dubro wissen. Bei der Erwähnung der Stiefsöhne war Cubert herbeigekommen, und Cythen war scharf auf Vergeltung. Die Falkenmasken hatten guten Grund, Rache nehmen zu wollen. Selbst Thrusher, der sich den schmerzenden Hinterkopf rieb, schien das als Herausforderung anzusehen, die man nicht unbeanwortet lassen durfte. Walegrin steckte den Kopf in seinen Gürtelbeutel.
    »Wir wissen, daß der Entführer ein Stiefsohn ist, aber nicht welcher«, sagte Walegrin, obgleich er den verdächtigte, der schon am Vormittag Illyras Tisch umgekippt hatte. »Wir haben
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