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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental
Autoren: Stefan Wolf
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Aber kein Umweltverpester verstopft deshalb
seinen Fabrikschornstein. Nein, da braucht es Leute wie Dr. Knoth senior, einen
Zahnarzt, der nicht nur gegen Karies (Zahnfäule) kämpft, sondern auch
für höhere Ziele. Gönn es ihm, Pfote, daß er sich den Glauben an seinen
referendarischen Sohn erhält. Daß dieser ihm Kunstwerke zeigt und nicht die
Nachtseite seiner Seele.“
    Klößchen zuckte zusammen, als von
Karies die Rede war, und dachte an seinen lieben Vater, den Schokoladenhersteller,
der gewissermaßen dafür sorgte, daß den Zahnärzten die Patienten nicht knapp
wurden. Gestern erst hatte die 9b im Biologie-Unterricht erfahren, was eine
Symbiose ist, nämlich das Zusammenleben zweier Organismen (Körper) zu
beiderseitigem Vorteil.
    Nee, dachte Klößchen. Trifft nicht zu.
Knoth senior hat vielleicht Vorteile. Er kann mehr bohren, weil Schokolade den
Zähnen schadet. Aber mein Vater... hm! Naja, reparierte Kau-Instrumente können
wieder vollsaftig in die Schoko reinhauen. Also... Ach, was strenge ich
überhaupt meine Gehirnzellen an? Karl spinnt wieder.
    Aber dessen Ausführungen hatten Gaby
überzeugt. Zumindest erlahmte ihr Widerspruch.
    „Einbruch bleibt Einbruch, aber...
zugegeben: Wenn es um die gute Tat geht, geht auch mein Papi ungewöhnliche
Wege. Doch er trägt dann voll die Verantwortung.“
    „Die trage ich auch“, sagte Tarzan.
    Das klang wie ein Fingerschnippen. Er
war ungeduldig und wollte endlich aufs Dach. Das ganze Gesülze drückte ihm
schwer auf den Keks, zumal die Zeit wie Sand durch die Finger lief und man noch
Nägel in die Wand hauen mußte, um die geliehenen Kunstwerke aufzuhängen — falls
es die gab, nebenan.
    „Sag das nicht“, rief Gaby, „als wäre
Verantwortung nichts! Wer bei ungewöhnlichen Maßnahmen die Verantwortung
übernimmt, riskiert... Jedenfalls hält er bei einem Mißerfolg den Kopf hin.“
    „Pfote“, sagte Tarzan, „es sollte nicht
geringschätzig klingen. War nämlich so nicht gemeint. Du weißt: Wenn es einen
gibt, für den wir uns alle in Stücke reißen lassen — dann für deinen Vater. So,
und jetzt steige ich aufs Dach. Vielleicht palavern wir um Methusalems (biblischer
Urvater) Schnurrbart. Auch den kriegen wir nie.“
    „Mein Gott!“ flüsterte Porsche-Hubi, „so
zieht eins das andere nach sich. Ich bin ein Lump, und ihr wollt für mich Kopf
und Kragen riskieren. Sogar euer Gewissen schlagt ihr k.o.“
    Tarzan grinste, stieg auf den Stuhl,
öffnete das schwenkbare Fenster und schwang sich per Klimmzug hinauf und
hinaus.
    Heiß brannte die Mittagssonne auf die
Ziegel. Sie glühten, büßten aber nicht an Griffigkeit ein.
    Das Dach war schräg. Vorn, bei der
Dachrinne, gähnte ein sechsstöckiger Abgrund. Dort war der Hinterhof.
    Auf die Ziegel gepreßt, robbte Tarzan
durch Taubendreck zu dem Atelierfenster hinüber.
    Wie vermutet: Es war genau das gleiche.
    Das sah er beim Näher-Robben. Außerdem
sah er Schornsteine, andere Dächer und die Hochhaus-Parade in halber Kilometer-Entfernung.
Ein Täuberich brüstete sich und blickte erstaunt. Als er abschwirrte, hatte
Tarzan die Teplersche Luke erreicht.
    Durch die ziemlich schmutzige Scheibe
blickte er hinein.
    Klecks und Pinsel! Das war ja ein
richtiges Maler-Atelier. Ob Kunstwerke rumstanden oder nur Schund, konnte er
von hier, aus der Bauchlage, nicht entscheiden.
    Er zerrte sein Super-Taschenmesser aus
der Jeanstasche. Es ersetzte eine Werkzeugkiste, fast.
    Er klappte die Ahle auf.
    Leider bohrte er fünf Löcher in den
Gummiwulst — das war Sachbeschädigung — , bevor er den Riegel hinunterdrücken
konnte. Das reichte noch nicht. Aber der Zufall bescherte ihm ein Stück
rostigen Drahtes. Es klemmte unter einem Dachziegel. Durch Loch Nr. fünf
gezwängt, ließ sich der Riegel damit senkrecht stellen.
    Das Fenster schwang auf. Tarzan turnte
hinein.
    Das Atelier!
    Es gab zwei Staffeleien, beschmierte
Paletten, Farbtuben, Töpfe mit Flach-, Haar-, Rund- und Grundierpinseln,
Flaschen mit Firnis und Malmittel, Palettenmesser und Malspachtel, Keilrahmen
und Leinwand.
    Die Staffeleien waren leer, aber — Gott
sei Dank! — vier fertige Bilder lehnten an der Wand.
    „Na, also“, begrüßte er sie, „für drei
Stunden, höchstens, seid ihr Porsche-Hubis Gäste, ihr...“
    Sein Grinsen, mit dem er ohne
Anstrengung 32 gesunde Zähne zeigte, wurde schmäler.
    Was dort an der Wand lehnte... Himmel,
diese Kostbarkeiten genau hatte Porsche-Hubi erst neulich im Kunstunterricht
vorgeführt. Allerdings
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