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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental
Autoren: Stefan Wolf
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nicht im Original, sondern auf Kunstdruck-Fotos. Himmel,
das waren doch Tafelbilder altdeutscher Meister! Grünewald. Cranach. Und wie
sie alle hießen, die Malermei... die Kunstmalermeister aus der Zeit um 1500.
Gemalt waren die Prächtigkeiten auf Holz.
    Besaß Nicole Tepler solche Schätze?
Ließ sie Millionenwerte hier einfach so rumstehen? Oder...
    Wie tausend Volt durchschoß ihn der
Gedanke. Oder war das hier Diebesgut? Gehörte die Kunstmalerin zur Firma Klemm
und Klau, Abteilung Kultur?
    Er trat näher, kniff - wie er das mal
bei Kunstkennern gesehen hatte — die Lider zusammen und sank schließlich auf
die Knie, um die Entdeckung ganz aus der Nähe zu machen.
    Ein Bild war fertig, die Farbe aber
noch frisch.
    Bei den andern fehlten hier und da
einige Feinheiten.
    Dennoch war klar zu erkennen, wie
großartig sie gemalt waren — diese Fälschungen.
    Aha! Wenn das so war! Kein Wunder, daß
sich die Kunst-Tussi von Porsche-Hubi nicht anmachen ließ. Sie mußte damit
rechnen, daß er um Besichtigung ihrer Tätigkeit bat. Was sie ihm verwehren
mußte, die Fälscherin.
    Nicht zu glauben! dachte er. Ich breche
ein, um zu entleihen, und stoße auf sowas. Aber sie hat Talent, die Tepler! Und
ihre Schöpfungen helfen uns.
    Er sah auf die Uhr.
    Noch 46 Minuten, falls Hubis Berechnung
stimmte.
    Er nahm eines der trockenen
Tafelbilder, stieg hinaus, kroch übers Dach und reichte die Beute durch die
Knothsche Luke.
    „Vorsichtig, bitte!“
    Karl nahm das Bild in Empfang.
    „Es kommen noch drei“, sagte Tarzan in
den allgemeinen Jubel hinunter. „Sorgt bitte für die richtige Hängung. Der
Lichteinfall sollte nicht zu freundlich sein.“
    Im Eiltempo erledigte er den Transport.
    Nachdem er das letzte Bild, das
feuchte, Karl übergeben hatte, ließ er sich durch die Luke hinunter.
    Jetzt jubelte keiner mehr. Die Stille
schien aus dem Weltraum zu kommen. Nur Klößchen raschelte mit dem Silberpapier.
Aber die Schokolade war ratzeputz alle.
    Staunen überzog Gabys Gesicht. Tarzan
fand das süß — wie jeden Ausdruck an ihr. Ob sie zürnte, verzagte, ausflippte
oder motzte — süß war sie immer. Manchmal so süß wie eine Löwin mit
Bauchschmerzen.
    Karl polierte seine Brille.
    Porsche-Hubi glotzte die Tafelbilder
an.
    „Ich hätte Erdkunde studieren sollen“,
murmelte er. „Oder Chemie. Aber nicht Kunstgeschichte. Dann würde ich jetzt
nichts merken.“
    „Dann wären Sie beknackt wie ein
Holzwurm“, meinte Tarzan. „Daß die Dinger gefälscht sind, merkt doch jeder, der
mit drei Kreuzen unterschreiben kann. Und nicht nur an der frischen Farbe merkt
er’s. Ich könnte mich belustigen. So kommt man einer Kunstgewerblerin auf die
Spur. Hahahah!“
    „Hahahah“, sagte Knoth — mit einer
Stimme, als hätte er nicht einen Arm, sondern alle Viere gebrochen. „Das ist
jetzt das dritte Unglück. Nach Armbruch und Besuchs-Ankündigung meines Papas
raubt mir diese Erkenntnis die letzte Illusion (Luftschloß). Daß ich ein
Scheißkerl bin, weiß ich. Aber sie, die schöne Nicole Tepler, die hielt ich für
blütenweiß.“
    „Sie muß ja kein weiblicher Abgrund
sein“, sagte Gaby, „nur weil sie Bilder fälscht. Ich finde, sie macht es gut.
Wenn irgendein Bildungs-Fuzzi, ein Geisteszwerg, sowas kauft — für viel Asche —
und denkt, es sei echt und sich freut, dann ist er voll drauf auf seinem
Kunsterlebnis und happy. Kunst sollte ja nicht nur für wenige sein, sondern
möglichst für alle.“
    Knoth verdrehte die Augen. „Gaby, das
hast du völlig falsch verstanden. Klar! Kunst soll für alle sein, nicht nur für
die DM-Scheichs, die sich ihr Privatmuseum einrichten. Aber Kunst soll es sein.
Kunst! Nicht Fälschung! Fälschung ist Handwerk! Kunst hat nichts mit Besitz zu
tun. Wenn echte Kunst im Museum steht, ist sie für alle da — während der
Öffnungszeiten.“
    Gaby lächelte. „So habe ich’s
eigentlich gemeint. Ich will doch nur Ihre Lie... Nachbarin verteidigen. Jetzt
sollten wir die Bilder endlich aufhängen. Ihr Papa dürfte in einer halben
Stunde hier sein.“
    Klößchen machte mit, schlug sich mit
dem Hammer den linken Daumennagel lila und ein — kleineres — Loch in die Wand.

    Porsche-Hubi beschränkte sich auf
geistige Mitarbeit. Am Handwerklichen hinderte ihn seine Verletzung.
    Als die Bilder hingen, blickte er
verzückt umher.
    „Das ist jetzt keine Bude mehr. Das ist
ein Palast! Was ihr für mich getan habt, vergesse ich euch nie.“
    „Geschenkt!“ sagte Gaby. „Mir macht
vielmehr
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