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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental
Autoren: Stefan Wolf
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ich weiß nicht. Ich wollte mich ihr kollegial (kameradschaftlich) nähern. Aber sie meidet mich wie die Pest. Sie ist verdammt hübsch. Ernähren
kann sie sich von ihrer Kunst noch nicht. Jedenfalls arbeitet sie tagsüber. Hat
wohl irgendwo einen Job. Sie geht morgens aus dem Haus und kehrt erst abends
zurück. Jetzt ist sie leider nicht da. Sonst, ja, sonst würde ich sie fragen.“
    „Wieder ‘ne Fehlanzeige“, stellte
Klößchen fest und biß verzweifelt in die zweite Tafel Schokolade.
    Tarzan stand auf, sagte, er wäre gleich
wieder da, verließ die Wohnung und trat vor die Teplersche Tür. Kennerhaft
prüfte er das Schloß. Es war ein Sicherheitsschloß. So ein Mist!
    Er ging zu den andern zurück. Vier
Augenpaare sahen ihn erwartungsvoll an.
    „Vorn kommen wir nicht rein“, murmelte
er und schob einen Stuhl unter das schwenkbare Fenster in der Dachschräge,
unter die sogenannte Luke. Der Klappriegel, mit dem man das Fenster öffnete,
lag unter einem Gummiwulst, der den Stahlrahmen polsterte.
    Wenn man an der richtigen Stelle von
außen eine Ahle durchstieß...
    „Die Wohnung nebenan hat ganz bestimmt
das gleiche Fenster“, dachte er laut. „Das ist die Lösung, Leute. Da kommen wir
rein. Aber erst krieche ich mal aufs Dach und äuge in die Teplersche Behausung,
ob’s dort überhaupt Bilder gibt. Vielleicht bemalt sie Bauernschränke, die Dame
Nicole.“
    „Willst... du... etwa.... einbrechen?“
fragte Gaby entgeistert.
    „Klar. Falls drüben Bilder sind, leihen
wir sie für zwei Stunden. Sobald sich Hubis Vater... äh... naja, sobald er sich
verabschiedet hat, bringen wir die Gemälde wieder rüber. Nicole Tepler merkt
überhaupt nichts. Dafür verbürge ich mich. Ist doch die Kiste! Oder was
dagegen?“
    Die andern sahen ihn an, als wäre er
bescheuert wie eine Bürste.

2. Wie man einen Zahnarzt beschwindelt
     
    Er war weit gefahren: ziellos,
irgendwohin — eigentlich nur, um wegzukommen aus der Gegend, wo die Polizei
nach ihm suchte. Besonders anstrengen würde sie sich allerdings nicht, denn er
hatte niemanden umgebracht. Und die Beute des Bankraubs betrug ganze 12 700 DM.
Das war kein Grund, um bundesweit nach ihm zu fahnden. Nach ihm? Niemand hatte
ihn erkannt. Niemand wußte, daß er der Bankräuber war. Sie hätten ohnehin nur
nach dem großen — nein, dem kleinen — Unbekannten fahnden können. Deshalb
machte er sich keine Sorgen.
    Ottmar Lohmann war Profi, ein reisender
Ganove ohne Anhang. Verbrechen markierten seinen Weg quer durch Europa. Aber
nur zweimal hatten ihn die Bullen erwischt: als Jugendlichen, da er anfing, und
dann vor 21 Jahren, als er in Berlin einen Geldtransport überfiel.
    Jetzt war er alt und verbraucht und
begnügte sich mit lächerlichen Coups — wie ein menschenfressender Tiger, der an
Rheuma leidet und die Zähne verliert.
    Daß seine zweifelhafte Laufbahn zu Ende
ging, darüber war er sich klar. Rentenansprüche hatte er nicht, und die
Behörden seines italienischen Wohnsitzes hielten ihn für einen Berufsinvaliden,
der vom Ererbten zehrte. Seiner Zukunft sah Lohmann kleinmütig entgegen. Kam
ein Alter in Armut auf ihn zu?
    Das werde ich nicht zulassen! hatte er
sich hundertmal geschworen. Ein letzter Coup, eine große Sache, sollte den
nötigen Zaster für einen komfortablen Lebensabend einfahren. Was ihm da
vorschwebte, war die Sache mit der , tickenden Bombe’, ein pickelharter Plan.
    Jetzt, als Sonnenglut über der Ebene
lagerte, fiel ihm das ein. Eigentlich wollte er erst nächste Woche in die Startlöcher
gehen. Aber die Landstraße, der er jetzt folgte, führte schnurgerade zur Stadt:
wo er den flash (Erleuchtung) in action (Handlung) verwandeln
wollte.
    Es war die Großstadt, die er so lange
gemieden hatte. Himmel, wann war er das letzte Mal hier gewesen? Vor 19, nein
20, ja 21 Jahren. Unmittelbar, bevor sie ihn in Berlin erwischten?
    Er quetschte Denkerfalten auf seine
Ganovenstirn, sein Hirn blätterte Kalender und Jahre auf. Aber so ganz genau
wußte er’s nicht mehr. Das war ja auch kackegal.
    Er hatte gelesen, was er wissen mußte.
Hier gab es die Nosiop-Chemie AG. Der sollte es an den Kragen gehen. Gnaski
hatte einiges ausbaldowert (ermittelt). Gnaski würde mitmachen. Es ging
nur zu zweit. Und Gnaski war ein verläßlicher Kumpel. Außerdem wohnte er hier.
    Erinnerungen stiegen in Lohmann auf,
während er sich der Stadtgrenze näherte. Erinnerungen an Magda Tepler!
    Das war eine Frau gewesen! Seltsam, daß
er ihren Namen noch wußte, ihr
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