Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
höchstens zwei Stunden und fährt
dann per Bahn weiter nach Bad Wiesentau. Dort findet ein Kongreß statt. Kein
Zahnärzte-Kongreß, sondern... Papa ist nämlich Vorsitzender einer tollen
Vereinigung. Sie nennt sich ,Bürger schützen Wald und Umwelt’. Tja, da ist er
engagiert, was ich gut finde. Sind alles namhafte Leute, und die hauen auf den
Putz, um von der Welt noch was zu retten. Er freut sich darauf, mich hier zu
besuchen. Als Mann schneller Entschlüsse und gezielter Überraschungen rief er
mich vorhin an. Ich glaubte, mich trifft der Schlag. Wie angestochen bin ich
unter meiner gläsernen Dachschräge hin und her gerannt. Ich habe jetzt noch
mehr Panik als Füße in den Schuhen und Sch...“
    Er sah Gaby an und verstummte.
    Wieder breitete sich dröhnende Stille
aus.
    Uih! dachte Tarzan. Jetzt dampft der
Naturdünger. Dr. Knoth, der Zahnklempner, wird sich natürlich der Gemälde
entsinnen. Daß er sie sehen will, ist klar.
    Sein Blick strich durchs Apartment und
fiel auf die drei bescheidenen Kunstdrucke an der Wand.
    „Ist Ihr Vater vielleicht kurzsichtig,
Herr Doktor?“ erkundigte sich Klößchen in diesem Moment. „Das wäre günstig.
Vielleicht hält er dann die drei Lappen da für 20 000-Mark-Gemälde im
Notverkauf. Oder versteht er was von Kunst?“
    Porsche-Hubi hätte beinahe gelächelt.
    „Er ist nicht kurzsichtig. Zwar kein
Kunstkenner. Aber mit den Drucken kann ich ihn nicht täuschen. Das Furchtbare
ist, daß ich das Vertrauen meines Vaters mißbraucht habe. Verstehst du jetzt,
Gaby, wie ich mich verachte? Es gibt keine Entschuldigung. Ich war blind und
bedenkenlos in meiner idiotischen Vernarrtheit zu dieser Karre. Ein Auto! Was
ist das schon? Eine Maschine. Leblos. Eine Konstruktion. Ein Nichts gegen die
Beziehung zwischen zwei Menschen, gegen das Einvernehmen zwischen Vater und
Sohn. Es ist das erste und einzige Mal, daß ich meinen Vater belogen habe. Diese
Enttäuschung möchte ich ihm ersparen. Nicht aus Feigheit, sondern seinetwegen!
Himmel, könnte ich’s ungeschehen machen — sofort würde ich die Karre
verbrennen.“
    „Der Porsche kann nichts dafür“,
knurrte Tarzan. „Der fährt nur und denkt sich überhaupt nichts. Daß er sie
verführt hat, ist nicht seine Schuld. Wäre es nicht das Beste, wenn Sie Ihrem
Vater die Wahrheit sagen?“
    Knoth schüttelte den Kopf. „Jetzt...
kann ich das nicht“, flüsterte er. „Vielleicht später, wenn... Jetzt würde es
ihn seelisch umwerfen. Das weiß ich. Aber was soll ich tun? Ich sehe keinen
Ausweg.“
    „Leihen!“ rief Tarzan. Die Idee hatte
in seinem Kopf gezündet wie die Lunte am Pulverfaß. „Leihen Sie sich drei, vier
Gemälde! Echte, wertvolle! Das muß doch möglich sein. Als Kunststudent haben
Sie doch sicherlich Kunstsammler kennengelernt. Und Sie benötigen die Gemälde
nur für zwei Stunden.“
    Knoth Augen leuchteten auf. Dann
schüttelte er den Kopf.
    „Die Idee ist gut, Tarzan. Aber ich
weiß niemanden.“
    „Überlegen Sie! Es muß jemanden geben.
Wir haben noch gut eine Stunde.“
    Der Junglehrer senkte den Kopf. „Es ist
vergebens. Eher gelingt es mir, im Landesmuseum ein paar Bilder zu stehlen.“
    Karl schnellte vom Sitz hoch. Mit einer
Hand riß er sich die Nickelbrille von der Nase. Mit der andern wies er zur
Wand.
    Alle erschraken. Es kam zu plötzlich.
    Gaby und Tarzan, die mit dem Rücken zur
Wand saßen, blickten sich um.
    Aber keine gespenstische Erscheinung
malte ihr Menetekel (Warnung) an die Rauhfasertapete.
    Was ansonsten dort hing, war noch
weniger wert als die drei Kunstdrucke.
    „Die Malerin!“ stieß Karl hervor. „Nebenan
wohnt doch eine Kunstmalerin. Vielleicht, Doktor Knoth, befinden sich
Kunstwerke hinter dieser Mauer. Gemälde, deren Wert Ihr Vater nicht abschätzen
kann. Ist die Dame nett? Ist sie zugänglich? Wenn Sie ihr erklären, in welcher
Tinte sie sitzen, hilft sie bestimmt.“
    „Das ist echter Gehirngipfel“, meinte
Tarzan. „Absolute Spitzenidee, Karl. Wozu ins ferne Landesmuseum schweifen,
Herr Doktor? Die Kunst liegt so nahe, nämlich nebenan. Ich finde das tierisch.
Tapern wir mal rüber, ja?“
    Knoths Gesicht färbte sich rot, dann
blaß, wieder rot und blieb schließlich käsig. Sein Gipsarm wackelte. Mit der
rechten Hand bürstete er sich wild durch den Rotschopf.
    „Also... hm... theoretisch Klasse.
Aber, um ehrlich zu sein, bis jetzt habe ich keinerlei Kontakt zu Fräulein
Tepler. Sie ist irre jung. Erst 20, schätze ich. Ob sie wirklich schon toll
malt —
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher