Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
was für ein mieser Kerl! Ich schäme mich und habe es nicht
besser verdient.“
    Die vier Freunde erstarrten. Daß ein
Pauker solche Geständnisse ablegte, war noch nicht dagewesen. Im allgemeinen
handelte es sich um unnahbare Typen, die immer recht hatten und eventuelle
Zweifel an sich selbst einbruchsicher im Gemüt verwahrten. Porsche-Hubi war
offenbar anders.
    Vielleicht, dachte Tarzan, wächst da
eine Pauker-Generation (Generation = Gesamtheit der Altersgenossen) heran, die auf kleineren Pferden sitzt, jedenfalls nicht auf dem hohen Roß.
    „Nö“, sagte Gaby. „Sind Sie nicht. Kein
Schwein und kein Lügner. Da kennen wir Sie besser als Sie sich selbst. Und uns
können Sie glauben. Nicht wahr?“
    Sie blickte die Jungs an. Heftiges
Nicken antwortete.
    Klößchen war so aufgeregt, daß er sich
eine halbe Tafel Vollmilch-Nuß hinter die Zähne schob.
    „Doch!“ sprach Knoth mit gesenktem Kopf
zu dem reinigungsreifen Teppich. „Ich verachte mich. Aber damit will ich euch
nicht belasten. Das muß ich mit mir abmachen.“
    Damit kam er bei Gaby schlecht an. Ihre
Neugier war geweckt, ihre Hilfsbereitschaft im Anmarsch.
    „Wir werden Ihnen helfen“, rief sie. „Was
es auch ist. Unsere Verschwiegenheit kennen Sie. Worum geht’s?“
    Er zögerte, blickte auf, zwinkerte
heftig und begriff, daß er schon zuviel gesagt hatte — in seiner seelischen Pein.
Ein Zurück hätte sein Ansehen vor den Pennälern (Oberschülern) nicht
mehr gerettet.
    „Versprecht mir bei eurer Ehre und bei —
Oskars Gesundheit — , daß ihr zu niemandem darüber redet. Ich erzähle es auch
nur, um euch vor einem ähnlichen Fehler zu bewahren. Denn es ist
verabscheuungswürdig, wenn man seinen eigenen Vater belügt - ja, betrügt. Noch
dazu, wo ich mich glänzend mit ihm verstehe. Meine Mutter lebt schon lange
nicht mehr. Und Papa ist wirklich in Ordnung.“
    Die TKKG-Freunde schwiegen, daß es in
den Ohren schallerte. Gaby wagte kaum zu atmen.
    Porsche-Hubi lehnte sich zurück.
    „Ihr kennt meinen Wagen“, begann er. „Er
ist gebraucht gekauft. Als ich ihn damals erwarb, war ich noch Student. Ich
stand kurz vor dem Examen. Gut, Papa hat mich nicht gerade knapp gehalten. Aber
der Wagen sollte 20 000 DM kosten. Und das war er auch wert. Mein Vater ist
Zahnarzt, müßt ihr wissen. Er hat Kohle wie Heu, aber auch strenge Maßstäbe. Er
meint, daß man sich so einen Superschlitten erst verdienen muß. Für einen Junglehrer
ist ein Porsche viel zu teuer, zumal ein Referendar nicht gerade klotzig Kohle
einfährt. Ich meine, das Gehalt ist...“Er blies in die hohle Hand. „Und ob ich
später als Pauker übernommen werde, steht sowieso in den Sternen. Aber — und da
fängt die Schweinerei an — ich wollte die Karre haben.“
    „Aha!“ sagte Klößchen.
    Drei strafende Blicke trafen ihn. Er
tat, als merke er’s nicht, und zog sich eine Handvoll Schokoladenkrümel rein.
    „Ich malte mir aus“, erzählte Knoth, „mit
welchem Hohngelächter mein alter Herr reagiert hätte. Also griff ich zur List.
Ich stamme, wie ihr vielleicht wißt, aus dem Oldenburgischen. Das ist weit von
hier. Ungefährlich also, dachte ich. Ich rief Papa an. Ich sagte: Bevor mir die
Sache durch die Lappen geht, will ich’s dir wenigstens erzählen. Es wäre eine
einmalige Geldanlage. Ich könnte nämlich Gemälde erwerben. Es handelt sich um
einen Notverkauf. Als Kunststudent kann ich die Sache beurteilen. Himmel, Papa!
sagte ich. Wenn ich da zugreifen könnte! Von den Gemälden würde ich mich nie
wieder trennen. Was sage ich euch, Kids. Wir redeten nicht lange. Im
Hintergrund stöhnte ein Patient mit aufgebohrtem Zahn. Mein alter Herr willigte
ein. Denn mit dem Problem, Geld wertbeständig anzulegen, schlägt er sich
ständig rum. Warum nicht mal Gemälde? Er überwies mir das Geld. Ich kaufte den
Porsche. Rauskommen, dachte ich damals, kann’s nicht. Drei Jahre bin ich jetzt
hier. Besucht hat er mich kein einziges Mal. Und später, dachte ich, male ich
mir meine Geldanlage selbst oder erwerbe bei Gelegenheit was.“
    „Au Backe!“ stieß Klößchen durch
schokoladenbraune Zähne.
    Seine Freunde beachteten ihn nicht.
    „Ich ahne was“, sagte Tarzan. „Denn ein
Unglück kommt ja selten allein.“
    Porsche-Hubi nickte. „Gestern der
Armbruch. Und heute... heute kommt mein Vater.“
    „Wann?“ fragte Tarzan.
    Knoth sah auf die Armbanduhr, die er
jetzt rechts trug.
    „In reichlich einer Stunde ist er hier.
Er kommt mit der Lufthansa. Er bleibt auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher