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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental
Autoren: Stefan Wolf
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Gehirnweh, wie wir uns zu Fräulein Tepler verhalten. Das ist nämlich
nach allem der vierte Hammer, der hier voll auf den Pudding haut. Wenn wir sie
anzeigen — ja, woher wissen wir denn von ihrer Fälscherei? Wir müßten den Einbruch
bekennen. Dann sitzen wir drin im Verdruß.“
    „Diesem Problem widmen wir uns, nachdem
wir den Zahnarzt abgehandelt haben“, schlug Tarzan vor. „Die Notverkauf-Objekte
sind hier. Alles hängt. Dr. Knoth wird bald antanzen, und wir machen eine Mücke
und...“
    „Kommt ja gar nicht in Frage!“ sagte
Porsche-Hubi. „Soweit kommt’s. Ihr macht die Arbeit, und ich schließe euch aus
vom gemütlichen Teil. Mein Papa liebt die Jugend. Von euch wird er begeistert
sein. Pfeift auf euer Internats-Mittagsmahl. Bei mir gibt es Knäckebrot und
Erdnußbutter. Gaby und Karl können zu Hause anrufen, ausrichten, daß ihr meine
Gäste seid. Für euch“, er meinte Tarzan und Klößchen, „stehe ich beim EvD (Erzieher
vom Dienst) gerade.“
    Begeisterung bei allen. Lediglich
Klößchen hielt sich etwas zurück. Unauffällig stieß er Tarzan an.
    „Weißt du, welchen Schlangenfraß die
uns heute mittag serviert hätten?“
    „Kohlrouladen mit Zementkartoffeln“,
behauptete Tarzan, weil er wußte, daß sein dicker Freund dieses Menü am
wenigsten schätzte.
    „Dann lieber Strohbrot mit Erdnußpüree“,
nickte Klößchen.
    Gaby war in die Küche geeilt, nicht um
Brote zu bereiten, sondern um für Dr. Knoth senior den Tisch zu decken.
    Sie fand nur benutztes Geschirr und
keine fünf Tassen, die zusammen paßten. Karl half beim Spülen.
    Tarzan erhielt Geld von Porsche-Hubi
und sauste zur nächsten Konditorei, um Käsekuchen zu besorgen. Den mochte der
Zahnarzt besonders gern. Wein, Cognac und Kaffee waren in ausreichender Menge
vorhanden. Gaby improvisierte (etwas ohne Vorbereitung tun), stellte
fünf unterschiedliche Kuchenteller auf den Tisch, dazu eine Sammeltasse, eine
Keramiktasse Marke Kameradenbetrüger, eine Tasse mit dem Aufdruck DEUTSCHE
SCHLAFWAGENGESELLSCHAFT, eine Tasse mit dem Aufdruck eines stadtbekannten
Hotels und einen Porzellanbecher in Form einer Birne, den Hubi auch zum
Zähneputzen benutzte.
    Er war ziemlich verlegen ob seines
Hausstandes und führte entschuldigend an, daß er ja vor kurzem noch Student gewesen
sei.
    Aber ein Gebraucht-Porsche für 20 000
D-Märker mußte es sein, dachte Tarzan, ts... ts... ts...
    Gaby hatte Kaffee gebrüht. Der Duft
durchzog das Atelier-Apartment.
    Hubi ging umher, als hätte er eine
Eintrittskarte gelöst. Bewundernd betrachtete er die Tafelbilder aus fast jedem
Blickwinkel. Sie wirkten enorm.
    „Also, in den Knast schicken wir sie
nicht“, meinte er dann. „Das wäre nicht fair. Sie muß eine Chance kriegen. Seid
ihr einverstanden, wenn ich sie seelisch bearbeite? Ich werde ihr klarmachen,
daß es sooo nicht geht. Ich wette, sie hält dann innere Einkehr, stiftet
selbstgemachte Gemälde fürs Altersheim und tut nie wieder unrecht.“
    „Klar sind wir einverstanden“, sagte
Gaby, ohne die Jungs zu fragen. „Umkehr ist wichtiger als Sühne.“
    „Außerdem“, nickte Hubi, „ist sie
bestimmt nur die Künstlerin, die Aufträge ausführt. Der Anstifter ist der
Übeltäter. Ihm sollte man auf die Finger klopfen.“
    „Mit dem Hammer“, pflichtete Klößchen
bei. „Damit er sich’s merkt.“
    Dr. Knoth senior kam zehn Minuten
früher als erwartet, aber die Farbe des vierten Tafelbildes wäre ohnehin nicht
mehr getrocknet. Er war rundlich und agil (Hink) wie ein Schwarm
Köcherfliegen. Daß er im Frühherbst seines Lebens stand, merkte man nur am
Silberglanz-Haar.
    Ein Taxi hatte ihn hergebracht. Sechs
Etagen hatte er seinen Flugzeugkoffer hochgeschleppt, als er plötzlich vor der
Tür stand. Porsche-Hubi umarmte seinen Papa.
    „Das sind meine jungen Freunde“,
stellte er die TKKG-Bande vor, „Schüler der 9 b und mir... äh... immer zur
Hand.“
    Dr. Knoth begrüßte sie herzlich.
    „Lächle mal etwas breiter“, sagte er zu
Gaby. Und dann: „Tadellose Zähne! Weiter so, kleines Fräulein!“
    Als Tarzan begrüßt wurde, grinste er
den Zahnarzt an, als wollte er ihn fressen.
    „Wolfsgebiß!“ lobte Knoth. „Mehr von
euch, und ich müßte mich umschulen lassen.“ Er klopfte auf Hubis Gipsarm. „Tut’s
weh?“
    „Jetzt nicht mehr.“
    Was gelaufen war, wußte der Senior.
Sein Sohn hatte es am Telefon mitgeteilt.
    Man setzte sich. Käsekuchen. Der Kaffee
schmeckte. Knoth versorgte seinen schwitzenden Sohn mit
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