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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental
Autoren: Stefan Wolf
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überraschte niemanden. Außer Tarzan kannte ihn keiner. Und Tarzan
nickte zufrieden: Ja, es war der aus der Gnaski-Bude.
    Aber dann!
    Warnend stieß Tarzan den
Studien-Referendar an. Der hätte auch beinahe einen Schrei der Enttäuschung ins
stille Tal geschickt.
    Daß Magda Tepler unter einer Maske zum
Vorschein kam, tat ihm nicht weh. Ihr war er noch nie begegnet. Aber Nicoles
Demaskierung (Entlarvung) traf ihn wie ein Keulenhieb auf die Nase.
Tränen traten ihm in die Augen, und er fletschte die Zähne. Zusätzlich zum Arm
war ihm jetzt auch das Herz gebrochen.
    „Pst! Pst!“ machte Nicole und strich
ihr Honighaar aus der schweißfeuchten Stirn. Ihr Herzgesicht glühte.
Verwegenheit loderte in den Veilchenaugen. „Hören darf uns der Lohmann nicht.
Wittert Verrat, dieser Lachsack! Aber er denkt nicht an uns. Gut, was! Alles
klar, Fred?“
    „Besser konnte es nicht laufen“,
erwiderte der und klapste Magda aufs Hinterteil — wohl eine Geste des Übermuts.
„Ihr beide schiebt Wache! Haltet eure Knarren bereit. Daß nicht in letzter
Sekunde ein blöder Pilzsammler antanzt und den Tankwagen entdeckt statt
Pfifferling, Speisetäubling und Hallimasch! Ich bau mal die Röhre zu.“
    Die Damen fanden das in Ordnung,
hielten lässig die Pistolen am Schenkel und luchsten ins Gelände, aber ohne
Mißtrauen. Denn nichts störte den Frieden des Tals. Nur ein Eichelhäher
schimpfte. Vermutlich hatte er mit seiner Häherin Ärger.
    Die fünf Beobachter lagen bäuchlings
und streckten die Nasen ins Moos. Spontanes Eingreifen wäre nicht ratsam
gewesen. Angesichts dreier Pistolen hielt selbst Tarzan Geduld für eine Tugend.
    Der mit Fred angeredete Fiffi ächzte
wie der Nachtschicht-Vorarbeiter beim Turmbau zu Babel. Er hatte bestimmt
manikürte Fingernägel. Trotzdem gelang es ihm, mit dem letzten Balken den
letzten Spalt am Eingang zu schließen.
    „So“, meinte er und überprüfte seine
Handflächen nach Splittern, „abhauen können sie nicht, um Hilfe brüllen auch
nicht. Und die kleine Hungerkur bringt sie nicht um. Wir werden jetzt dem
Direktor Gisen-Häpplich Bescheid geben, damit er ‘ne Million rausrückt. Oder
wenigstens ‘ne halbe. Sonst... Aber das hatten wir schon. Und sobald der
gezahlt hat, erfährt er auch, wo er seinen Tankwagen abholen kann — samt der
bösen Giftnapper. Ich könnt mich beömmeln! Hahahah!“
    Fröhlich stimmten die Teplers in seine
Lache ein.
    Er sammelte die Brechstangen auf und
warf sie in Gnaskis Kombi. Die drei stiegen ein. Fred ließ den Motor an,
wendete und lenkte den Wagen zum Tal hinaus. Bald verklang das Motorgeräusch
hinter den Bäumen.
    „Ich nehme an“, sagte Tarzan, „sie
haben die Karre, mit der sie gekommen sind, irgendwo vor dem Tal geparkt. Bis
dorthin benutzen sie den Kombi. Sind wohl jetzt müde — nach vollbrachter Tat.“
    „O Gott!“ Hubi schüttelte den Kopf. „Also
doch! Nicole ist... durch und durch schlecht! Eine Kriminelle! Und das bei
ihrem Talent. Wie begnadet sie malt...“
    „...in der Manier der Cranachs“, fiel
Klößchen ein. „Ja, es ist ein Jammer! Begabung schützt vor Torheit nicht, oder
wie man so sagt.“
    „Die Cranachs!“ rief Karl. „Fast hätte
ich die vergessen. Seit vorgestern will ich euch mitteilen, was ich über diese
beiden Künstler der Reformationszeit auf der Pfanne habe. Aber irgendein
widriger Umstand hält mich dauernd ab und...“
    „...wie jetzt“, wurde er von Tarzan
unterbrochen. „Jetzt haben wir’s nämlich eilig.“
    „Wir müssen die Ganoven aus dem Tunnel
holen“, nickte Gaby.
    „Daran habe ich nicht gedacht“, lachte
Tarzan. „Warum denn? Dort sind sie gut aufgehoben. Abhauen können sie nicht.
Und auch keinen Schaden anrichten. Lassen wir sie dort. Der Abtransport ist
Sache der Polizei. Wir fahren jetzt erstmal zum Gartenfest. Es ist gleich 16
Uhr. Sie, Herr Doktor, begleiten uns bitte! Als Ehrengast. Emma mag junge
Leute. Und jünger als sie ist fast jeder.“
     
    *
     
    Vor der Nosiop-Villa parkte die halbe
Stadt — jedenfalls hatten sich alle teuren Benzinkutschen eingefunden. Im Park
hinter der Villa erscholl Gartenfest-Musik, die aber übertönt wurde von
Stimmengewirr und Gelächter. Ein Bediensteter am Portal ließ die Gäste ein. Als
die TKKG-Bande und Porsche Hubi vor ihm standen, runzelte er die Stirn.
    „Der Herr Direktor ist heute nicht zu
sprechen“, näselte er.
    „Wir sind Gäste“, stieß Tarzan ihm
Bescheid, „eingeladen von Frau Emma...“
    „Da seid ihr ja“,
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