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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden
Autoren: ANNE O'BRIEN
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flüsterte sie.
    „Ja. Nur er konnte es gewesen sein. Wussten wir es nicht beide? Und ich glaube, es interessierte ihn nicht im Mindesten, welchen Schaden er anrichtete. Alles, was er wollte, war, dieses Haus in die Finger zu bekommen.“
    Lucius lehnte sich an die Balustrade und betrachtete angelegentlich seine ruinierten Stiefel.
    Er ist auf Abstand bedacht, vermutete Harriette. Und konnte man es ihm übel nehmen? Alle ihre Verwandten hatten sich als nicht sehr ehrenhaft entpuppt.
    „Du musst zufrieden sein“, sagte sie.
    Jäh schaute er auf. „Meinst du?“
    „All deine Hoffnungen haben sich erfüllt. Noir ist ausgeschaltet, Marie-Claude mit ihrem Kind in Sicherheit, Marcus’ Vaterschaft steht fest.“ Sie schluckte angestrengt, ehe sie fortfuhr: „Und du wirst deine Freiheit wiedererlangen und kannst mich freigeben, so wie wir es abgemacht hatten.“
    „Ja, so war es abgemacht.“ Wieder fixierte er seine verschrammten Stiefel. „Allerdings habe ich es mir anders überlegt.“ Er hob den Blick und schaute ihr fest in die Augen. „Ich gebe dich nicht frei.“
    „Aber …“ Verwirrt überlegte Harriette, ob ihr in ihrem ein wenig verwirrten Zustand etwas Wesentliches entgangen war. „Aber du willst mich nicht zur Ehefrau, hast es von Anfang an nicht gewollt. Und erzähl mir jetzt nicht, du seiest mir verpflichtet, weil ich dir das Leben gerettet habe“, sagte sie sehr betont, obwohl ihr war, als krallte sich eine eisige Hand um ihr Herz. „Du bist nur dankbar, und davon solltest du eine solche Entscheidung nicht abhängig machen.“
    „Dann werde ich Dankbarkeit gar nicht erst anführen.“ Schnell wie der Blitz stand er vor ihr und zog sie behutsam, um ihr nicht wehzutun, dicht an sich. „Du möchtest unseren Handel vielleicht abschließen, nicht jedoch ich.“
    „Warum nicht?“
    „Ich liebe dich.“
    „Nein …“ Gewiss hatte er die Worte nur aus Güte ausgesprochen.
    Schweigen gebietend, verschloss Lucius ihr mit einem Finger die Lippen. „Nein, es ist keine Dankbarkeit. Weißt du, ich habe einfach gemerkt, dass ich nicht alles habe, was ich wollte. Ich will dich . Darum werde ich mein Versprechen nicht halten. Zum ersten Mal in meinem Leben breche ich mein Ehrenwort, und meinetwegen kannst du mich dafür verurteilen. Aber ich will dich, Harriette. Ich liebe dich. Und ich will verdammt sein, wenn ich ohne dich lebe, nur wegen eines Versprechens, das ich unter dem Druck der Ereignisse machte.“ Sehr ernst küsste er sie auf den Mund und raubte ihr so vollends den Atem. „Ich gebe dich nur unter einer Bedingung frei: wenn du mir sagst, dass du meine Liebe nicht erwiderst – nicht erwidern kannst.“
    „Ich glaube dir nicht“, stieß sie atemlos hervor.
    „Harriette, liebst du mich?“
    Er hielt sie so fest, als wollte er sie nie wieder loslassen, und sein glühender und gleichzeitig drängender Blick forderte, dass sie ihm ehrlich antwortete. Plötzlich erkannte sie unter seiner gewohnten Maske der Distanziertheit seine tiefe Einsamkeit. Es tat ihr im Herzen weh. Weil er glaubte, nur so alle Beteiligten – auch sie selbst – vor Schaden bewahren zu können, hatte er die schwere Last der Verantwortung allein getragen. Nun forderte er, dass sie ihm ihr Herz öffnen solle, und indem er den Mut aufbrachte, ihr seine Liebe zu gestehen, vernichtete er ihre Abwehr.
    „Captain Harry, du stehst hier unter Wahrheitspflicht. Sag mir ganz ehrlich, liebst du mich? Und keine Ausflüchte! Darüber sind wir hinaus.“
    „Ah … Luke!“
    „Nun sag’s.“
    „Ja“, sagte sie schließlich einfach. „Ich weiß nicht, warum, aber ich liebe dich, gegen jede Vernunft liebe ich dich, seit ich dich zum ersten Mal sah – ein ehrloser Spion und Verräter, wie ich damals dachte.“
    Harriette sah seine Augen vor Erleichterung aufleuchten; immer noch aber spannte sich jeder einzelne Muskel seines Körpers.
    Er blickte auf ihre verschränkten Hände nieder und strich zart über den Ring, den er ihr so wenige Wochen zuvor erst angesteckt hatte. „Kannst du mir verzeihen, dass ich dir nicht vertraut, dich nicht in meine Schwierigkeiten eingeweiht habe?“, fragte er leise.
    „Ja, denn habe ich dir nicht umgekehrt auch die hässlichsten Dinge zugetraut?“
    „Meinen verflixten Stolz entschuldigt das nicht.“
    „Ich kann nicht glauben, dass du mich wirklich willst.“
    „Aber es ist so! Ich will es dir beweisen!“ Sacht hob er sie auf seine Arme und trug sie trotz ihrer atemlosen Proteste ins Haus und
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