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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden
Autoren: ANNE O'BRIEN
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Soldaten haben Feuer an die Ghost gelegt. Ihre Schuld, Ellerdine! Aber ich vermute, diese Kleinigkeit hatten Sie in Ihrem Plan nicht einkalkuliert, was?“
    Alexander runzelte die Stirn. „Feuer? Bei Gott, nein, das …“ Hastig hielt er sich zurück. „Wie kommen Sie darauf, dass ich mit dem unglückseligen Verlauf des Unternehmens etwas zu tun hatte?“
    „Sie arroganter Idiot! Wo ist Ihr Verstand? Haben Sie nicht gemerkt, dass eine Ihrer Kugeln – die vermutlich für mich gedacht waren – Harriette getroffen hat? Sie hätte dort am Strand sterben können!“ Er sah, wie sich Ellerdines Hand um den Griff des Kruges krampfte. Mit aller Selbstbeherrschung musste er sich davon abhalten, den Mann hochzureißen und die Wahrheit aus ihm herauszuschütteln.
    „Sie lügen“, knurrte Alexander. „Ihr ist nichts passiert!“
    „Wie können Sie das wissen? Die Wunde an ihrer Seite spricht für sich.“
    „Nein …“ Endlich raffte Alexander sich aus dem Stuhl auf. „Nie hätte ich das gewollt.“
    Die Worte genügten Lucius als Beweis. Mit einer Zielgenauigkeit, die man ihm in seinem etwas aufgelösten Zustand nicht zugetraut hätte, stürzte er vorwärts und rammte Ellerdine eine Faust ans Kinn, die andere in den Magen. Mehr brauchte es nicht. Überrumpelt sackte Alexander zu Boden.
    Über ihm aufragend sagte Lucius eisig: „Wie wär’s, wenn wir uns jetzt mal unterhalten, Ellerdine?“ Er zerrte ihn hoch und stieß ihn in den Lehnstuhl zurück.
    Alexander fuhr sich mit einem Ärmel über seine blutenden Lippen. „Ich wüsste nicht, worüber.“
    „Ich kann noch mehr austeilen, Ellerdine.“ Während Lucius sich mit einem Fuß einen Stuhl heranzog und sich gegenüber von Alexander niederließ, zog er eine Pistole aus seinem Rock, die er vor sich auf den Tisch legte. Kalt fixierte er den Mann.
    „Ich bezweifele, dass Sie mich töten werden“, höhnte Alexander.
    „So? Da wäre ich mir nicht so sicher. Gerade jetzt täte ich nichts lieber, als Ihnen eine Kugel in Ihr schwarzes Herz zu jagen.“ Allein seine Blicke hätten töten können. „Aber noch nicht. Zuerst werde ich Sie dazu bringen, dass Sie sich vor Harriettes Füßen winden. Sie hat Ihnen vertraut, hielt Sie für einen Ehrenmann. Aber Sie sollen sie nicht länger täuschen.“ In seinen grünen Augen glühte ein gefährliches Feuer. „Fangen wir also an: Wo, Mr. Ellerdine, waren Sie letzte Nacht, als Sie Harriette vor Rodmell und seinen Leuten hätten warnen sollen …“
    „Harriette, dein Cousin will dir etwas erzählen.“
    Lucius stieß Alexander vor sich her in Harriettes kleinen Salon. Als er sah, wie sie erbleichend von dem Erkersitz aufstand, hätte er sie am liebsten an sich gerissen und sie auf seinen Arme von hier fortgetragen, doch er hielt sich geduldig zurück. Sie wahrte Haltung, wirkte allerdings sehr traurig, und was nun kam, würde sie noch viel schmerzlicher treffen. Aber sie musste die Wahrheit erfahren.
    „Vielleicht setzt du dich besser wieder“, empfahl er grimmig, „Ellerdine möchte auspacken.“
    Sie sank zurück auf das Polster. Alexander sah ziemlich angeschlagen aus, mit einer wachsenden Beule am Kinn und einem Riss in der Lippe.
    „Er sagt, du wärest verletzt!“, stieß Alexander hervor und kam mit ausgestreckten Händen auf sie zu.
    Ihn abwehrend, sagte sie bewusst ruhig: „Ja, mich traf letzte Nacht eine Kugel. Zum Glück nicht tödlich, wie du siehst.“ Ihr war ziemlich klar, wer der Schuldige war. Wie weh es tun würde, aus Alexanders eigenem Munde die Bestätigung zu hören! „Sag mir, was letzte Nacht passiert ist, Alex. Warum ging alles so schief?“
    „Was willst du denn hören?“ Er zuckte die Achseln. „Letztendlich ist doch alles noch gut ausgegangen.“
    „Nein, keineswegs! Ich habe die Ghost verloren!“
    „Das bedauere ich natürlich. Ein arger Verlust für dich.“
    „Ein arger Verlust? So nennst du das? Alexander, ich bin nicht dumm! Die Signale waren falsch! Am Strand warteten keine Träger. Es wurde geschossen, keine Warnschüsse, sondern ganz gezielt auf uns geschossen. Und in dem ganzen Debakel war von dir weit und breit nichts zu sehen! Die Lampe im Turmfenster gab uns freie Bahn, dabei schwärmten die Soldaten schon über die Klippen! Wo warst du da? Wo lag der Fehler?“
    „Sagen Sie ihr die Wahrheit, Ellerdine“, sagte Lucius obenhin, was jedoch umso drohender wirkte, weil er gleichzeitig eine geladene Pistole auf einen kleinen Beistelltisch legte.
    „Na gut.“
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