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Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Autoren: Angelika Merkel
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Adlige seufzend.
    Luteks Keuchen hinter ihr ließ sie vermuten, dass ihr Gefährte durchaus ahnte, was mit dem Zwerg nicht stimmte.
    »Thorgrim?«, ertönte mahnend seine Stimme. »Ihr habt eure Frau nicht etwa …?«
    Das Kleine Rotfell hüstelte verlegen.
    »… und dann mit dem Kind sitzen lassen?«
    Der Zwerg zupfte unsicher an seinem geflochtenen Bart herum.
    »Nun, wie sieht es aus?«, wollte er wissen, ohne auf Luteks Fragen einzugehen.
    Celena stieg kopfschüttelnd auf ihrem Rappen auf. »Wir werden sehen, Thorgrim! Und sei es nur wegen des Kindes«, schnaufte die Kriegerin.
    Sie lächelte Lutek zu, der es richtig verstand. Sofort schwang er sich hinter ihr auf den Rücken Feuerwinds.
    Sebyll bestieg recht schweigsam den großen Grauen, den Lutek zuvor getragen hatte. Deirdre hatte sich währenddessen in eine Maus verwandelt und huschte in die Tasche von ihrem Umhang.
    Celenas Stirn bekam kurzfristig kleine Furchen. Ihr kam es so vor, als ob die beiden Frauen gegenüber Belothar Groll hegten. Vielleicht war es auch nur die Gryposfrau. Es war bekannt, das Belothar sich oft in den Ton vergriff, wenn es um das Thema Tiere ging. Man konnte auch jetzt den Schalk in seinen Augen hochkommen sehen, als er Sebyll auf das Pferd aufsteigen sah.
    Jeamys Stimme erhob sich über den ganzen Trupp, gleich einem General. »Sind alle zu Pferd? Gut! Dann lasst uns losreiten«, brüllte sie über die Häupter hinweg. »Und denkt daran. Ihr müsst euch selbst bewusst sein, dass ihr in Eile seid. Nur dann können die Flammenpferde dem Befehl folgen und galoppieren wie der Wind.«
    Etwas zotteliges wedelte zwischen den Fesseln der Pferde. Jeamy sah hinab. »Ich fürchte, du kannst nicht mitkommen, kleiner Hund.«
    Die Fellnase winselte.
    »Er wird mit uns Schritt halten können«, warf Celena ein und erhaschte damit verwunderte Blicke. Dagos lenkte seinen Fuchs zu dem Hund hin. Er kratze sich am Bart und schickte sich abzusteigen.
    »Ich kann ihn mitnehmen. Angenehm wird es für das Tier nicht im Sattel«, brummte er.
    Celena winkte mit einer knappen Handbewegung ab. »Vertraut mir. Er wird uns nicht verlieren.

    * * *

    Unzählige Hufe donnerten über den gefrorenen Boden und dröhnten wie von Tausende von Trommeln. Es war ein Wettlauf mit dem Tagesgestirn, der sich am Horizont stetig seinem Ende neigte. Das Land flog an den Reitern vorbei. Bäume und Büsche nahmen zerflossenen Formen an, während die Pferde des Feuers über Hügel, Felder und Wege jagten. Ihre krachenden Hufe bohrten sich in den eisigen Boden und hinterließen dabei dampfende, zischende Abdrücke. Sie ließen Gehöfte und Orte am Wegesrand im rasanten Ritt hinter sich und sprangen über Gatter und Zäune. Feuerwinds Kopf weit von sich gestreckt, seine Nüstern aufgebläht, flatterte seine lange Mähne im Gleichtakt mit Celenas Haare im schneidenden Wind. Lutek presste sich fest gegen ihren Rücken.
    Jegliches Zeitgefühl verlor sich durch die von Eile angetriebenen, in rasender Hatz dahingaloppierenden Pferde. Celena wagte einen kurzen Blick auf ihre Begleiter. Zumeist starrten sie mit unerschütterlicher Strebsamkeit geradeaus. Ausschließlich von der angespannten Anstrengung beherrscht, die Reiter und Tier in demselben Maße forderten.
    Eine nicht intakte, in Einzelteile verfallene Steinbrücke kam in Sichtweise. Celena beabsichtigte den Umweg durch das tief unter ihnen liegende Tal zu nehmen, als Sebyll völlig unerwartet an ihr vorbeipreschte. Sie trieb ihr Reittier an, raste an den anderen vorbei direkt auf die abgebrochene Kante der Brücke zu. Die schweren Hufe des Grauen schlugen sechs Schrittmaß weiter in den Steinboden der zerbrochenen Brückenhälfte Funken lodernd auf.
    Sebyll blickte nicht zurück, sondern setzte ihren Ritt weiter fort.
    Celena presste ihre Lippen zusammen. Ihr Zaudern veranlasste Feuerwind langsamer zu werden, während die anderen Sebyll nacheiferten. Einer nach dem anderen übersprangen sie den großen Spalt. Der Aufsprung auf die zweite Hälfte ließ das Teil erzittern.
    Mit bloßen Gedanken trieb sie erneut Feuerwind an und setzte mit einen, flugähnlichen Sprung auf der anderen Seite auf. Der heftige Aufprall von den Hufen ließ das Brückenteil in sich zusammenfallen. Steinbrocken stürzten in die Tiefe, als das Pferd festen Boden erreichte. Glücklicherweise hatten es alle geschafft, hinüberzugelangen.
    Was sie unter normaler Reisegeschwindigkeit in vielleicht vier Tagen erreicht hätten, hatten sie innerhalb eines Tages in
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