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Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Autoren: Angelika Merkel
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Gestalt auszuspielen suchte.
    »Ich dachte, wir sind Freundinnen.«
    Auf dem Stuhl verharrend und alle Muskeln gespannt zum Sprung ansetzend, begegnete Celena mit festen Blick Morenas Augen.
    »Und dennoch platzt ihr hier ungefragt herein«, unterbrach sie die ungebetene Besucherin. »Ich kann mich daran erinnern, dass ihr darum gebeten hattet, euch nicht zu folgen. Aber … ihr scheint uns nachzustiefeln. Was also ist der Grund des Sinneswandels?«
    Um den Mund der Hexe spielte ein sinnierendes Lächeln. Den Blick an Celena vorbei, auf den Foliant konzentriert, neigte sie leicht den Kopf zur Seite.
    »Was, wenn ich weiß, dass ihr Antworten sucht und ich euch zu den Lösungen verhelfen kann.«
    »Warum kommt mir das allzu bekannt vor?«, zischte Celena von der Seite zu ihr rauf.
    Morenas Kopf senkte sich ein wenig tiefer, bis ihr Mund nahe an Celenas Ohr zum Stillstand kam. Warmer Atem blies der Kriegerin ins Gehör, als Morena fortfuhr zu reden. »Noch immer seid ihr eine Hüterin der Anderen. Noch immer von deren Blut verderbt und dem Tod näher als dem Leben. Ein Dilemma, das nach einer Lösung schreit. Wenn es nicht euer Überlebenswille ist, der euch zu solch einer Suche antreibt, was könnte es sonst sein?«
    Die Muskeln schmerzten, so sehr waren sie angespannt. Celena war kurz davor, vom Stuhl aufzuspringen.
    »Er ist es, nicht wahr?« Morena ließ sich nicht beirren und zeigte hinüber zum Bett. »Ihr wollt ihn nicht verlieren. Denn er würde es nicht ertragen können, eines Tages mitzuerleben, wie es euch auffrisst. Deshalb bin ich zurückgekommen. Ich bin hier, um zu helfen.«
    Der Zauber ihrer bernsteinfarbenen Augen durchbrach Celenas Augen und drang in ihre Seele vor.
    »Einmal habt ihr mir ein Geschenk gemacht und keine Gegenleistung erwartet. Nun möchte ich euch ein Geschenk machen.«

    Nach Luft schnappend schreckte Celena hoch. Orientierungslos, in Gedanken und dem Gesehenen verloren, blickte sie sich um. Ihr Herz schlug schnell. Innerlich befehlend, dass es sich beruhigen sollte, gewahr sie die vertraute Gestalt neben sich im Bett. Sie seufzte. Sie hatte geträumt. Sichtlich ruhiger erhob sich die dunkelhaarige Hüterin und setzte sich auf die Bettkante. Liebevoll strich sie sanft dem schlafenden rothaarigen eine Strähne aus seinem Gesicht.
    Ihre mühsam erkämpfte innerliche Ruhe wurde augenblicklich zerstört, als sie den Folianten auf dem kleinen Beistelltisch gewahrte. Nur langsam drang die Erkenntnis in ihr Bewusstsein vor. Sie begriff.
    Es war kein Traum gewesen.
    Sie starrte auf den abgenutzten, befleckten Einband, dessen Schwärze aus der Dunkelheit selbst zu kommen schien. Es setzte sich aus Pergamentbögen unterschiedlichster Größen zusammen und verlieh dem Ganzen eine wilde Unregelmäßigkeit.
    Sie hatte es bereits in Händen gehalten – das Zauberbuch der alten Hexe Thiamet.
    Eines dieser Seiten des Folianten lugte heraus. Es schien sich vorwitzig nach außen zu drängen. Mit zitternder Hand zog Celena an dem Blatt.
    Es entpuppte sich als ein loses einzelnes Pergament.
    Mit Tinte geschrieben, stand dort: Die Götter benötigen uns. Was jedoch fordern wir von ihnen? Und unter diesem war mit nur einem Buchstaben unterzeichnet – M wie Morena.

    * * *

    »Jetzt! Spring!« , donnerte die tiefe Bassstimme.
    Mit klopfenden Herzen fuhr Lutek aus seinem Schlaf empor. Der Traum! Er war wieder erschienen. Diesmal hatte er alles deutlicher vernommen und er war nicht gefallen. Er war tatsächlich gesprungen. Das Echo des sonoren Basses klang in seinem Bewusstsein nach. Diese Vision – sie klang nicht bedrohlich. Es war ihm, als ob es ihn antrieb. Zu was? Und wohin? Es beunruhigte ihn. Er blickte zu der Frau neben sich, welche sich murmelnd hin und her rollte. Offenbar konnte sich auch seine Gefährtin nicht in einen ruhigen Schlaf ergeben. Vielleicht hatten ihre Träume ihn angesteckt. Ergeben beobachtete er sie. Er wollte sie nicht wecken. Doch als ob sie seine Gedanken gespürt hatte, blinzelten ihre Augen. Die Lider, deren geschwungenen Wimpern die Seele wie Gitterstäbe verschlossen, öffneten sich zögernd. Schließlich aber sahen die klaren, blauen Augen Lutek an.
    »Stimmt etwas nicht! Ist alles in Ordnung?«, wollte die dunkelhaarige Frau an seiner Seite wissen.
    »Sicher! Ja!«
    Die Frage verwirrte ihn. Spiegelte sich sein Traum in seinen Augen wider? Erblickte Celena seine Unsicherheit in seinem Gesicht? Sofort versuchte er, diese zu verbannen. Vergeblich. Sie bohrte nach.
    »Dein
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