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Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Autoren: Angelika Merkel
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schritt Lutek mit prüfenden Blick auf seinen Bogen. Als Schlusslicht schritt Belothar langsam mit geneigtem Kopf, auf der Stirn unzählige Falten angestrengten Nachdenkens verzeichnet, hinterher.
    Nacheinander betraten sie den Ausschankraum. Die junge Tousard ließ den König vorbei und blieb kurz in der Tür stehen. Sie sah zurück in die beginnende Dunkelheit. Einen Lidschlag später verwarf sie ihre verzerrte Wahrnehmung auf eine feindliche Haltung, die sie irgendwo dort draußen vermutete. Vollends schritt sie in die Räumlichkeit, dessen Dunst von Bier und kalten Rauch etlicher Pfeifen eines vorangegangenen bäuerlich fröhlichen Zechgelages stammen mochte.

    * * *

    Entnervt fegte Deirdre die beständig fallenden Schneeflocken, die sich auf ihre Notizen verirrten, beiseite. Irgendwann steckte sie jedoch ihre Studien resigniert zurück in ihren Beutel. Sie blickte zu der wuscheligen Fellnase, welcher vor ihren Füßen saß und mit gespitzten Ohren ununterbrochen in die Dunkelheit hinaus starrte. Sebyll neben ihr tat es dem Hund gleich. Ihr Augenmerk richtete sich ebenfalls mit unnatürlich geweiteten Pupillen in die Nacht hinein. Ein befremdlicher Anblick für das menschliche Auge, als sie ihr Haupt mit den goldenen Haaren wie ein Raubvogel ruckartig zur Seite neigte.
    Deirdres Gedanken lenkten sich in andere Bahnen.
    Immer und immer wieder brütetet sie über der einen Frage nach, wie es ihren Bruder ergehen mochte. Sie hasste es in Ungewissheit zu bleiben und bangte um Merthed. Er hatte ihr diese Aufgabe übertragen, der sie nun nachging. Würde sie dem gewachsen sein?
    Eins wusste sie. Sie musste alles daran setzen, ihn nicht zu enttäuschen, denn seine Forschung hatten bedeutende Erkenntnisse zutage gefördert. Es war etwas, was das Schicksal aller änderte. Das Wort Schrecken war nichtssagend für das, was wirklich vor sich ging.
    Die Magier, die sich ständig im Jenseits herumtrieben, bekamen nichts mit. Und sie, sie selbst verabscheute und fürchtete die zwielichtige Welt voll widernatürlicher Illusion.
    Der Sog dieses Ödlands war stärker geworden. Das Schöne und Gute schien von vermoderten Träume verzehrt und drohte zu vergehen. Übrig blieben Elend und seelische Marter, die unbemerkt in die geistigen Gedanken der Eindringlinge einsickerte und somit niemand merkte, was geschah. Das Jenseits, von manchen Nichts genannt, brachte Unbehagen und doch konnten sie nicht ohne den Ort der Träume sein.
    Jenen Ort, der eine in sich verfallenen und gelähmte Ewigkeit war. Jene Grenzwelt, die ebenso vergiftet durch die Boshaftigkeit war, wie das des umgebenen Diesseits. Es war gar ein Sumpf voll geistigem, verfaulendem Morast, dass seit Jahrtausende ihr Sein bestimmte. Und selbst die Geister des Jenseits wandelten unter ihnen, die die vergiftete Leere nicht mehr ertragen mochten. Wer konnte es den Dämonen verübeln, wenn sie in den Körpern der Lebenden zu wandeln suchten?
    Freiwillig oder durch Magie in die Gestalt gezwungen, war den Dämonen und Geistern die Rückkehr in ihr Jenseits ein Grauen, dem sie zu entkommen gedachten. Und diese verdrängten im Laufe der Zeit, genauer gesagt seit den Nemibistarmagistern, die Wunder und Geschöpfe aus Deirdres Leben.
    Doch so sehr der Göttliche Schöpfer selbst ein Gefangener des verdorbenen Zustands seines Reiches sein mochte, er war nicht untätig geblieben. All seine Hoffnung lag nunmehr in den Händen der Kinder.
    Es war Zeit, das die Finsternis endlich ein Licht gebar.
    Der kleine Vierbeiner zu ihren Füßen schien ihr mit seinen zottelbehangenen Augen, die sie anblickten, zuzustimmen. Wissende dunkle Augen, die zu dem streunerhaften aber liebenswerten Äußeren des Hundes gar nicht passen wollten.
    Mit einem warnenden leisen Knurren aus seiner Kehle wandte er abrupt seinen Kopf der dunklen Nacht zu. Argwöhnisch zogen sich die dünnen Brauen der Magierin zusammen. Sie erhob sich von ihrem Platz und trat einige Schritte von der mächtigen Buche fort, unter der sie ihr Lager hergerichtet hatte.
    Doch die schneegepeinigte Finsternis, die ihr entgegenblickte, gab nicht viel preis. Latten von Zaunabgrenzungen, die wie schiefe Zähne von dem fahlen Licht einer der ersten Hütten des Dorfes angestrahlt wurden, war das Einzige, was sie sah.

    * * *

    Belothar verzog bei dem ersten Schluck des Gebräus, angewidert die Nase. »Was ist das, bei Karmastes Blut?«, schimpfte er.
    Er hielt den Krug samt Inhalt dem Wirt unter die Nase. »Wie könnt ihr so etwas Bier
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