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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel
Autoren: Carter Brown
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in Amoys Büro, als er die
Möglichkeit dazu hatte, nicht umgebracht?«
    »Damals
hatte er bereits zuviel in mir investiert«, sagte ich. »All die Mühe, die er
sich gegeben hatte, um mich davon zu überzeugen, daß Carson der Mörder wäre — das
wollte er doch nicht aufs Spiel setzen.«
    Ich
öffnete die Tür und ging rasch hinaus. »Wenn ich noch länger geblieben wäre,
hätte er, so befürchtete ich, sich womöglich noch nach Polniks Spesenrechnung im Confidential Club erkundigt.
     
    »Ah«,
schnurrte sie zufrieden. »Bitte nicht.«
    »Kannst
du mir einen guten Grund dafür sagen?«
    »Es
demoralisiert ein Mädchen«, sagte sie. Dann murmelte sie erneut »Ah!« und das
»Ah« verlor sich in der Hefe ihrer Kehle. Der Summer an der Wohnungstür
ertönte, und wir schraken beide auf.
    »Beherzige
deinen eigenen Rat, Al«, sagte sie entschlossen. »Geh nicht hin!«
    »Judy,
Liebling«, sagte ich zu ihr, »das galt nur fürs Telefon. Türen muß man immer
aufmachen, denn vielleicht steht das Schicksal davor.«
    Ich
erhob mich von der Couch und ging zur Tür. »Es dauert nur eine Sekunde«, sagte
ich, »ich bin sofort zurück.«
    »Beeil
dich«, flüsterte sie, »ich fühle mich schon wieder vernachlässigt.«
    Gerade
als ich die Wohnungstür aufmachte, ertönte der Summer zum zweiten Male. Ein
Mädchen stand davor — ein goldenes Mädchen. Sie eilte an mir vorbei in das
Wohnzimmer, und bis ich sie erreicht hatte, war es bereits zu spät.
    Melanie
Randall stand, die Hände in die Hüften gestützt, da und blickte spöttisch auf
Judy. »Wer ist das«, fragte sie mich kalt. »Die Reinemachefrau?«
    »Jetzt
hören Sie aber mal«, sagte Judy erregt, »für wen halten Sie sich eigentlich?«
    »Ich
bin doch wohl immer noch seine Frau!« Bei dem Wort Frau warf sie sich besonders
heftig in die Brust.
    Von
der Couch ertönte ein wilder Schrei, und Judy fuhr wie der Blitz auf.
    Wenn
ich das Gefühl gehabt hätte, es würde etwas genützt haben, hätte ich Melanies
Behauptung dementiert. So aber machte ich gar nicht den Versuch dazu. Ich
zündete mir statt dessen eine Zigarette an und dachte, es sei mein eigener
Fehler, offenbar vergessen zu haben, daß der beste Freund des Mannes vier Beine
hat und auf den Namen »Cäsar« hört.
    Judy
war gerade dabei, sich die Nase zu pudern. Dann verstaute sie die Puderdose und
nahm ihre Tasche an sich. Einen Augenblick lang blieb sie unmittelbar vor mir
stehen, dann sagte sie: »Du — du Blaubart!«
    Dann
schoß im Bruchteil einer Sekunde ihr rechter Arm nach oben, holte aus und eine
Ecke ihrer riesigen Tasche hieb mir ins Auge. Darauf stürmte sie aus der
Wohnung und schmiß die Tür mit einem Krach hinter sich zu, der bestimmt meine
Mieterbeziehungen zu meinem Hausherrn für alle Ewigkeit zementierte.
    »Armer
Al«, sagte Melanie zärtlich, »kann ich dir ein rohes Steak oder irgend etwas
anderes für dein Auge besorgen?«
    »Du
kannst mir einen Whisky eingießen«, sagte ich erbittert, »was hat dich denn
veranlaßt, hier so plötzlich hereinzuwalzen?«
    »Wenn
meine Gründe dafür jetzt noch nicht klar auf der Hand liegen, dann werden sie
es nie«, sagte sie.
    »Du«,
sagte ich, »du bist noch keine vierundzwanzig Stunden...«
    »Witwe«,
fiel sie ein. »Spielt das eine Rolle?«
    »Eine
ziemlich kaltblütige Witwe jedenfalls«, sagte ich.
    Sie
drückte mir das Glas in die Hand, und ich trank dankbar daraus.
    »Habe
ich jemals gesagt, ich hätte Francis geliebt«, fragte sie.
    »Nein«,
gab ich zu.
    »Habe
ich jemals gesagt, ich hätte ihn auch nur gern gehabt?«
    »Nein.«
    »Na
ja, dann!« sagte sie.
    Ich
trank mein Glas aus und starrte sie an.
    »Nach
allem bin ich aber doch sehr enttäuscht, daß es der Butler gewesen ist, Al«,
sagte sie. »Bist du dessen ganz sicher?«
    »Für
irgendwelche Zweifel ist es jetzt zu spät«, sagte ich.
    »Im
Augenblick ist es für alles zu spät, außer für mich, Süßer«, sagte sie und
begann, auf mich zuzukommen.
    Ich
blieb, wo ich war, es gab keine Ecke, in die ich mich hätte flüchten können,
und so ließ ich sie direkt in mich hineinrennen. Es gab einen dumpfen Laut, als
sie auf mich prallte und wie angeklebt stehenblieb.
    »Das
ist es, was ich so gut an dir leiden mag, Al«, sagte sie mit heiserer Stimme.
»Du weißt, daß es besser ist, wenn man gar nicht erst versucht, mir aus dem Weg
zu gehen.«
     
    ENDE
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