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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel
Autoren: Carter Brown
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»Dann beschloß
er, Ross zu erpressen und sich selber in das Geschäft einzuschalten. Entweder
bekam er Geld oder er würde der Polizei mitteilen, was Alice Randall ihm
erzählt hatte. So war Ross gezwungen, ihn zu beseitigen.«
    »Aber
warum mußte er unmittelbar hinterher Justine Randall ermorden«, erkundigte sich
Lavers angelegentlich.
    »Ein
Mord schafft seine eigenen Probleme«, sagte ich. »Ross versuchte mit aller
Kraft, Indizien zu schaffen, die gegen Carson sprachen. Wenn er nur genügend
Indizien zusammentrug, so konnte er sicher sein, daß niemand Carson glauben würde,
wenn dieser, sozusagen in einem letzen Versuch, seine Haut zu retten, die
Wahrheit erzählte. Er fand einen Zettel, den Carson an Justine geschrieben
hatte, riß den Namen oben weg und steckte ihn dann in eine von Alices Taschen —
in der sicheren Erwartung, daß ich ihn dort finden würde. Er wartete den
geeigneten Augenblick ab und ließ dann Carsons Alibi für jene Nacht, in der
Alice ermordet worden war, platzen. Indessen wußte er, daß Carson in dieser
Nacht in Justines Zimmer gewesen war und daß sie die Wahrheit sagen würde,
bevor ihr Liebhaber in die Gaskammer kam. So mußte sie daran gehindert werden,
jemals Carsons tatsächliches Alibi bestätigen zu können. Er brachte ihr das
Brandmal sozusagen als zweite Mahnung für die übrigbleibenden Mitglieder der Familie
bei. Eben jetzt, als ich die Tathinweise vorbrachte, Tatverdachte, die in
Wirklichkeit gegen Ross und nicht gegen Carson sprachen, konnte er nicht länger
widerstehen, zuzugeben, daß es Carson gewesen war, der ihn umzubringen versucht
hatte. Im Augenblick erschien ihm das sozusagen der vorletzte Nagel für den
Sarg des Anwalts. Der letzte Nagel würde die Entdeckung des Brandeisens im
Kofferraum von Carsons Wagen sein — wo Ross ihn sorgfältig versteckt hatte.«
    Ross
lachte unbekümmert. »Lieutenant, ich muß Ihnen zu Ihrer sehr bemerkenswerten
Phantasie gratulieren.«
    »Sie
brauchen jetzt nicht mehr Butler zu spielen«, sagte ich verdrossen zu ihm, »die
Rolle ist ein für allemal zu Ende.«
    »Das
Ganze ist von Anfang bis Ende ein Lügengespinst«, sagte er mit ruhigem,
aufrichtigem Ton. »Ich glaube, dem Sheriff ist das genauso klar wie mir.«
    Er
blickte mich unverwandt an, und ich konnte den spöttischen Schimmer in seinen
Augen sehen. »Wenn auch nur ein Teil Ihrer Geschichte wahr sein soll,
Lieutenant, dann zeigen Sie mir doch einen Beweis dafür«, sagte er sanft.
»Haben Sie irgendeinen Tatbeweis?«
    Jetzt
hatte er mich drangekriegt, und er war sich völlig klar darüber. Echte
Tatbeweise waren das einzige, was ich nicht hatte. Alles, was ich hatte, war
Carsons Aussage, die jetzt wertlos war. Die ganze Zeit, während ich die
Geschichte vorgetragen hatte, hatte ich verzweifelt gehofft, daß Ross
zusammenbrechen möge. Ich hätte besser auf Lavers hören sollen als er davon
sprach, daß wir es mit einem Irren zu tun hätten — einen psychopathischen
Mörder.
    Ein
schwaches Lächeln begann sich über Ross’ Gesicht auszubreiten.
    »Nicht
den allerkleinsten Tatbeweis, Lieutenant?« sagte er freundlich. Ich blickte auf
Francis und traf nur auf die Reflexe der Gläser seiner hellen Brille. »Los, sagen
Sie es dem Sheriff, Sie wissen, daß es die Wahrheit ist, sagen Sie es ihm.«
    Einen
Augenblick lang zog Francis seinen Zeigefinger aus seinen Zähnen. »Ich glaube,
Sie sind verrückt, Lieutenant«, sagte er mit leiser Stimme, »mir kommt das
alles wie eine Geschichte von Edgar Allan Poe vor.« Die falschen Zähne
schimmerten einen Augenblick bösartig, bevor sie abrupt aufs neue hinter seinen
Lippen verschwanden.
    »Glauben
Sie, daß er jetzt aufhören wird?« sagte ich. »Er wird Ihnen jeden Penny
abnehmen, Francis. Er wird Sie weißbluten lassen.«
    »Sie
sind überreizt, Lieutenant«, sagte er in mißbilligendem Ton. »Sie müssen versuchen, sich etwas zu beruhigen. In dem Zustand, in dem Sie
sich augenblicklich befinden, kann alles mögliche passieren.«
    Ich
blickte auf Lavinia Randall, die steif wie ein Ladestock auf ihrem geradlehnigen Sessel saß.
    »Mrs.
Randall«, sagte ich, »hier steht der Mann, der kaltblütig Ihre beiden Töchter
ermordete. Wollen Sie ihn laufenlassen?«
    Sie
starrte geistesabwesend ins Leere, ohne irgendein Anzeichen, daß sie überhaupt
gehört hatte, was ich gesagt hatte.
    »Mrs.
Randall«, brüllte ich plötzlich.
    Ihr
Kopf bewegte sich, und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Es war, wie wenn
man ein Geldstück in
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