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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel
Autoren: Carter Brown
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Aufklärung dieses Falles«, fuhr ich fort, »und
ich treffe nach wie vor die dazu notwendigen Maßnahmen. Wenn Sie recht haben,
daß die Unterlassung von Carsons Festnahme ein schwerer Fehler war, bin ich heute nacht zum letztenmal Polizeibeamter gewesen. Deswegen beeindrucken mich Ihre Drohungen in keiner
Weise.«
    »Hören
Sie mal!« prustete er. »Sie...!«
    »Vor
nicht allzu langer Zeit saß ich in Amoys Büro fest«,
fuhr ich fort. »Jemand schlug mich nieder und erschoß dann Amoy, so daß wir uns
über zwei weitere Morde Gedanken machen müssen. Es wäre also vielleicht besser,
Sheriff, Sie hörten auf, sich den Kopf über mich zu zerbrechen, Sie haben
nämlich gar keine Zeit dazu.«
    Bevor
ich Zeit fand, weitere detaillierte Schilderungen zu geben, hielt der Wagen vor
dem Haus. Wir stiegen aus und erblickten direkt vor uns den schwarzen Lincoln.
    »Da
steht Carsons Wagen«, sagte ich. »Es sieht also so aus, als ob er hier wäre.«
    »Das
werden wir gleich feststellen«, sagte Lavers grimmig und marschierte auf die
Haustür zu.
    »Polnik«,
sagte ich und ergriff den Sergeanten am Arm, »durchsuchen Sie diesen Wagen.
Wenn ich auch nur im geringsten das Zeug zu einem Propheten habe, werden Sie
ein Brandeisen darin entdecken.«
    Ich
erwischte Lavers, als die Haustür aufging. Der Butler stand hölzern im Flur,
als wir eintraten.
    »Wo
sind die Überlebenden, Ross?« fragte ich ihn.
    »Im
Salon, Sir«, sagte er. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen — «
    »Das
ist es, was ich an Butlern so schätze«, sagte ich zu Lavers, als wir Ross den
Flur entlangfolgten. »Sie wissen, was Sie zu tun haben. Ross ist der Typ, der,
wenn das Schiff untergeht, als allererster ins Rettungsboot springt, die Kissen
zurechtrückt, nachsieht, ob der Champagner auch schön kalt ist und dann auf das
schiefe Deck des sinkenden Schiffes zurückkehrt, um seinem Herrn ins
Rettungsboot zu helfen. Dort bleibt er stehen, und dann bleibt er, seinem Herrn
und Meister respektvoll nachwinkend, stehen, während ihm das Wasser bis an den
Hals steigt.«
    Ross
öffnete die Tür zum Salon und trat beiseite, um uns einzulassen. »Furchtbar
komisch, Lieutenant«, sagte er kalt. »Aber das dürfte kaum der passende Ort
noch die Zeit für solche Witze sein.«
    »So
wie die Dinge sich hier entwickeln, werden Sie hier allein auf einer Million
Schlüssellöcher sitzenbleiben, hinter denen es nichts mehr zu erspähen gibt«,
sagte ich.
    Lavers
stapfte in die Mitte des Zimmers und blieb dann, Carson anblickend, stehen.
»Ich hätte nicht geglaubt, daß Sie den Nerv haben würden, hierzubleiben!«
knurrte er.
    Carson
sah ihn voller Nervosität an, dann warf er einen fragenden Blick auf mich. Es
war eine Wahl zwischen zwei Übeln, so daß er sich zu einem Kompromiß entschloß
und zwischen uns beiden hindurch ins Leere zu starren begann.
    Francis
entblößte zögernd seine falschen Zähne, schloß jedoch seinen Mund rasch wieder,
als er den Ausdruck auf dem Gesicht des Sheriffs sah.
    »Nun,
Sheriff«, sagte Lavinia Randall mit Schärfe. »Sobald nur noch einer von uns am
Leben ist, werden Sie wohl den Mörder gefunden haben.«
    Laver räusperte sich mit einem kratzenden Laut in
seiner Kehle. »Gene Carson«, sagte er heiser, »ich verhafte Sie wegen der Morde
an Alice und Justine Randall!«
    »Das
ist geradezu grotesk«, schnaubte Lavinia Randall.
    Der
Sheriff lief purpurn an. »Niemand hat Sie nach Ihrer Meinung gefragt, Madam«,
fuhr er sie an.
    »Sheriff!«
Ihre Stimme klang wie aus weiter Ferne. »Hören Sie auf, in diesem Ton mit mir
zu reden. Vergessen Sie nicht, wo Sie sind — Sie befinden sich im Haus der
Familie Randall.«
    Ich
sah Ross an, der in der Türe stand und sagte betont höflich dann zu Mutter
Randall: »Sie müssen den Sheriff entschuldigen, Mrs. Randall — er hat eben der
Familie nicht während der letzten fünfundzwanzig Jahre dienen können.«
    »Ich
bin kein Mörder!« sagte Carson erregt. »Sie müssen nicht ganz bei Trost sein!«
    »Natürlich
ist er der Mörder!« sagte Mutter Randall steif.
    Ich
betrachtete sie eingehend. Sie saß mit aufgerissenen Augen kerzengerade in einer
der hochlehnigen Sheraton-Sessel. Der äußere Lack war
noch unversehrt. Selbst die Ermordung ihrer zweiten Tochter hatte ihm nichts
anzuhaben vermocht. Aber da war etwas Neues in ihren Augen — etwas, was ich nie
zuvor darin gesehen hatte, etwas, was mir wie nacktes Entsetzen erschien.
    Tiefe
Linien hatten sich in Carsons Gesicht eingegraben. Er sah müde,
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