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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel
Autoren: Carter Brown
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der Pflege kommunaler Fürsorge«, brabbelte
Lavinia Randall fröhlich weiter. »Die ganzen armseligen mexikanischen Einwanderer,
die das Land überfluteten. Damals gab es keine Arbeit für sie, und überall
diese Not! Wir taten unser Bestes. Körbe mit Nahrungsmitteln — die abgelegten
Kleider der Kinder...«
    »Mutter«,
sagte Francis scharf.
    Sie
hielt inne und wandte, ins Leere blickend, ihren Kopf zu ihm. »Hast du gerufen,
Lieber?«
    »Du
phantasierst schon wieder«, sagte er. »Du mußt damit aufhören — wirklich, du
mußt damit aufhören.«
    »Es
tut mir so leid, Lieber«, sagte sie, ihn liebevoll anlächelnd. »Der kleine
Francis! Was er bloß mit all den fünf und zehn Centstücken tut, die er sammelt und in einem Einmachglas aufbewahrt?«
    »Vermutlich
benutzte er es als Grundkapital für das in Pine City
florierende Würfelpoker«, sagte ich.
    Francis
starrte mich giftig an und sprang dann auf, als Carson ihm zurief:
    »Sag
ihm doch Bescheid, Francis! Du weißt doch, daß ich die ganze Zeit hier war.«
    Einen
Augenblick lang verschwand der Finger aus dem kräftigen weißen Gebiß. Dann
zuckte Francis die Schultern und begann erneut, auf seinem Finger herumzubeißen.
Carson starrte ihn an und fing dann hemmungslos zu zittern an.
    Auf
dem Flur ertönten schwere Schritte, und einen Augenblick später marschierte
Polnik in das Zimmer. Mit einem Lächeln der Befriedigung im Gesicht blickte er
mich an. »Sie haben ins Schwarze getroffen, Lieutenant, es war da! Im
Kofferraum unter einem Haufen Gerümpel.«
    Er
kam näher und streckte dann seine rechte Hand aus, in der er ein zylindrisches
Stück Metall hielt. Ich nahm es und bemerkte sofort, um was es sich handelte,
ein dicker elektrischer Lötkolben. Nur das Ende unterschied sich von einem
normalen Lötkolben. Jemand hatte sich große Mühe gegeben, es mit einer Feile so
zu bearbeiten, daß das Metall am Ende grob gesehen ein »W« darstellte.
    »Was
ist das?« fragte Lavers neugierig.
    »Das
Brandeisen«, sagte ich, »in ganz moderner Ausführung. Sie brauchen es nur in
die Stromleitung zu stecken und anzuschalten. Binnen dreißig Sekunden ist das
Eisen gebrauchsfähig. Warum ist bloß mir so was Simples nicht eingefallen.«
    »Mehr
brauchen wir nicht«, sagte Lavers beglückt, »und vor allem — es wurde im
Kofferraum von Carsons Wagen entdeckt.«
    »Stimmt,
es wurde dort gefunden«, sagte ich, »aber irgend jemand kann es ja dort
untergebracht haben!«
    »Auf
was wollen Sie hinaus«, fuhr Lavers voller Verzweiflung los.
    »Wir
haben eines vergessen, Sheriff«, sagte ich, »und das ist die Ermordung von Duke
Amoy. Sie erinnern sich, daß Ross Ihnen sagte, Carson habe diesen Raum für eine
halbe Stunde verlassen — in dieser Zeit ermordete er Justine Randall, fuhr in
den Nachtklub in Pine City, brachte Amoy ebenfalls um und kam dann wieder zurück — und alles in
dreißig Minuten?« Ich schüttelte den Kopf nachdenklich. »Selbst ich hätte das
nicht fertiggebracht, nicht einmal mit dem Healey!«
    Mit
dem Brandeisen deutete ich auf das Porträt über dem Kamin.
    »Sehen
Sie sich das Gesicht des Familiengründers an«, sagte ich, »betrachten Sie die
Züge von Stuart Randall.«
    »Über
was fangen Sie jetzt an zu quatschen?« kläffte Lavers.
    »Mit
ihm fängt alles an«, sagte ich, »er scharrte ein Vermögen zusammen, indem er
vor fünfundzwanzig Jahren Wetbacks ins Land
schmuggelte. Er erwarb sich dieses Vermögen auf ungesetzliche Weise, und
deswegen wollte er auch keine Einkommensteuer dafür bezahlen — und um das zu
bewerkstelligen und einigermaßen hinzudrehen, bediente er sich der Hilfe eines
gerissenen jungen Anwalts.« Ich blickte Carson an.
    »Stimmt’s?«
    »Stimmt«,
sagte er und nickte, »das war ich.«
    »Sie
würden uns eine Menge Kummer erspart haben, wenn Sie mir das heute nachmittag in Ihrem Büro erzählt hätten«, sagte ich.
    »Das
hätte mich meine Karriere gekostet«, entgegnete er, »und bringt mich jetzt
außerdem sehr wahrscheinlich ins Gefängnis. Ich hatte heute
nachmittag nicht geglaubt, daß Sie ernsthaft Beweise gegen mich
sammelten, um eine Anklage gegen mich zu erheben.«
    Ich
warf einen Blick auf Lavinia — nach dem Ausdruck in ihrem Gesicht zu urteilen,
befand sie sich noch immer inmitten ihrer Memoiren.
    »Danach
stieg Stuart Randall aus dem Wetback -Geschäft aus und
machte sich daran, ein geachteter Mitbürger zu werden. Er legte sein Geld in
ordentlichen Unternehmungen an, und er hatte dabei eine geradezu
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