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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel
Autoren: Carter Brown
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ich das«, sagte ich. »Genauso sehen Sie nämlich aus.«
    Er
holte tief Luft. »Okay«, sagte er. »Wenn Sie der Meinung sind — dann machen Sie
nur weiter! Beweisen Sie es! Warum beweisen Sie es nicht? Soll ich es Ihnen
sagen, warum Sie es nicht tun — weil ich die ganze Nacht hier war und weil ich
zwei Zeugen habe, die das bestätigen können.«
    »Das
werden wir gleich haben«, sagte ich. »Lassen Sie zuerst einmal den Oberkellner
kommen. Und nur ich rede mit ihm, wenn er hereinkommt.«
    »Mir
soll’s recht sein«, brummte Amoy und hob das Telefon ab.
    Zehn
Minuten später wußte ich, daß er die Wahrheit gesagt hatte. Sowohl der
Oberkellner als auch die Amsel bestätigten, was er behauptet hatte. Hinsichtlich
der Zeiten waren beide sehr präzise, und da ich ihre Aussagen nicht zu
erschüttern vermochte, gab ich es auf.
    Nachdem
die beiden gegangen waren, lehnte sich Amoy in seinem Sessel zurück und
streckte sich mit einem Grinsen. »Ich habe es Ihnen doch gesagt, Lieutenant«,
bemerkte er vergnügt. »Ich war hier in meinem Büro.«
    »Ich
will es ausnahmsweise glauben«, sagte ich düster, »jedenfalls vorläufig.«
    »Kann
ich sonst noch etwas für Sie tun, Lieutenant?« fragte er mit einladender Geste,
»vielleicht noch einen Whisky?«
    »Überanstrengen
Sie sich nicht, sonst verlieren Sie womöglich noch was«, sagte ich. »Ihre
Perücke zum Beispiel.«
    »Ich
habe keine Perücke«, brüllte er, »meine Haare sind echt — es sind meine eigenen
Haare!«
    »Wie
ich vorhin schon sagte«, bemerkte ich, »wir haben eben alle unsere Probleme.«
Sehr geistreich waren meine Witze nicht.
    Ich
verließ sein Büro und dann den Club , in dem alles so vertraulich zuging,
daß zwei Schwägerinnen in demselben Büro und mit dem gleichen Kerl eine Affäre
haben konnten, ohne einander zu begegnen.
    Ich
stieg in den Healey und sah erneut auf meine Uhr. Es war halb fünf, und ich
dachte, mit Aufbleiben kommst du, verdammt noch mal, auch nicht weiter, ebensogut kannst du schlafen gehen. Ich fuhr zu meiner
Wohnung und ging zu Bett. Aber noch bevor ich meinen Kopf aufs Kissen sinken
lassen konnte, klingelte das Telefon, und da es fortfuhr zu klingeln, nahm ich
den Hörer ab und legte ihn neben den Apparat. Als ich aufwachte, war es neun
Uhr. Ich brachte die unvermeidliche Badezimmer- und Küchenroutine hinter mich
und kam kurz nach zehn Uhr ins Büro.
    Der
hübsche blonde Kopf der Sekretärin des Sheriffs drehte sich nach mir um, als
ich eintrat.
    »Nun,
ich muß schon sagen«, erklärte Annabelle Jackson heiter, »dieses Leben der
Zerstreuungen und Ausschweifungen, das Sie führen, Lieutenant, setzt Ihnen
endlich doch zu. Heute morgen sehen Sie ausgesprochen alt aus.«
    »Vergessen
Sie nicht, was man über die Leute zu sagen pflegt, die im Glashaus sitzen«,
sagte ich zu ihr. »Die sollten sich nämlich immer im Dunkeln ausziehen.«
    Sie
rümpfte hörbar die Nase. »Schon wieder eine Weibergeschichte, Lieutenant? Ich
würde mich nicht wundern, wenn Sie langsam abbröckeln.«
    »Der
Kummer mit Ihnen ist, daß Sie gehemmt sind, mein Sonnenblümchen«, sagte ich gönnerhaft.
»Warten Sie nur weiter auf den Prinzen, der Ihnen das Schloß zum süßen Leben
mit dem goldenen Schlüssel der Ehe erschließt. Bloß passen Sie auf, daß Ihr
Schloß nicht rostig wird, mein Honigbienchen!«
    »Der
Sheriff hat schon die ganze Zeit nach Ihnen gefragt«, sagte sie spröde.
    »So
wie Sie das sagen, erinnert es mich direkt an einige der heutigen jungen
Mädchen«, seufzte ich tief. »Je jünger sie sind, um so tiefer fallen sie. Sie
natürlich ausgenommen, mein Herzblättchen.«
    »Das
scheint mir durchaus verständlich, Lieutenant«, sagte sie und lächelte süß.
»Mit der Zeit ändert sich eben alles, wie Sie wissen. Noch vor fünf Jahren
pflegten die jungen Mädchen einen Vaterkomplex zu haben, heutzutage haben sie
eben einen Großvaterkomplex. «
    Ich
ging in das Büro des Sheriffs, was einfacher war, als eine passende Antwort auf
ihre letzte Bemerkung zu finden.
    Sheriff
Lavers sah wie der letzte Überlebende einer Hurrikankatastrophe aus, der soeben
entdeckt hat, daß er von der Bubonenpest befallen worden ist.
    »Polnik
hat mir einen etwas verworrenen Bericht über die gestrigen Ereignisse auf dem
Besitz der Randalls gegeben«, sagte er. »Da Sie nicht mit ihm zusammen ins Büro
zurückkamen, nahm ich an, Sie seien gegangen, diesen Amoy zu vernehmen. Als Sie
um halb fünf noch nicht da waren, vermutete ich, daß Sie
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