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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel
Autoren: Carter Brown
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Mätzchen«, sagte ich, »entweder kennen Sie sie, oder Sie kennen
sie nicht.«
    »Okay«,
sagte er, »also ich kenne sie.«
    »Wann
haben Sie sie zum letztenmal gesehen?«
    Er
trank sein Glas aus und blieb dann, darüber nachdenkend, was er jetzt tun
sollte, sitzen. »Warum wollen Sie das wissen?« fragte er.
    »Es
gibt einen alten Brauch, den wir nach wie vor praktizieren«, sagte ich verdrossen.
»Sie wissen doch Bescheid — entweder reden Sie an Ort und Stelle, oder ich
nehme Sie mit in die Stadt und...«
    »Eben
entsinne ich mich, sie erst vor ein paar Stunden gesehen zu haben«, sagte er
rasch.
    »Wo?«
    »Hier,
in diesem Büro.«
    »Um wieviel Uhr war das?«
    »Da
bin ich nicht ganz sicher«, murmelte er. »Ich schätze, daß sie irgendwann nach
Mitternacht herkam, eher so gegen eins, nehme ich an. Sie ging gegen zwei Uhr.«
    »Das
ist unmöglich«, sagte ich zu ihm.
    »Dann
ist es eben unmöglich!« Er zuckte die Schultern, »Sie wollten’s doch wissen!« Seine Stimme wurde plötzlich rauher .
»Die Marke, die Sie mir da gezeigt haben, ist doch hoffentlich echt? Oder sind
Sie so ein Schnüffler, der von ihrem Mann angestellt worden ist?«
    »Die
Marke ist echt«, sagte ich zu ihm. »Ob es der Ehemann ist, dessen bin ich nicht
so sicher. Wie heißt er denn?«
    Jetzt
war Amoy an der Reihe, mich anzustarren.
    »Wieso?
Randall natürlich!« sagte er. »Wie denn sonst?«
    »Nur
der Richtigkeit wegen — wollen Sie mir den Namen des Mädchens wiederholen?«
    »Randall«,
sagte er verdutzt, »Melanie Randall. — Ist Ihnen nicht gut, Lieutenant?«
    »Es
wird gleich so weit sein«, sagte ich. »Lassen Sie mich einen Augenblick
nachdenken. Es handelt sich offensichtlich um Francis Randalls Frau?«
    »Ja.«
    Ich
trank mein Glas aus. Ich hatte den Whisky bitter nötig. »Fangen wir doch noch
einmal von vorne an«, schlug ich vor. »Ganz von vorne. Kennen Sie ein Mädchen
namens Randall — Alice Randall?«
    »Alice!
Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?« Er sah verärgert aus, und ich konnte
es ihm nicht verdenken. »Natürlich kenne ich Alice.«
    »Nach
dem, was ich gehört habe, kennen Sie sie recht gut«, sagte ich. »Vielleicht
wäre >enge Beziehung< die richtigere Bezeichnung.«
    »Vielleicht?
Und...?«
    »Wann
haben Sie sie das letztemal gesehen?«
    »Gestern
abend. Sie war ein paar Stunden hier, ziemlich frühzeitig. Sie ging vor zehn
Uhr weg. Ist irgend etwas mit ihr nicht in Ordnung?«
    »Wo
waren Sie heute abend — ich meine etwas früher, so
zwischen zehn Uhr und Mitternacht?«
    »Hier.«
    »Können
Sie das beweisen?«
    Er
zündete sich sorgfältig eine Zigarette an. »Muß ich das, Lieutenant?«
    »Möglicherweise«,
sagte ich. »Wer kann bestätigen, daß Sie hier waren?«
    »Suchen
Sie sich’s aus«, sagte er. »Toni, der Oberkellner — oder Tina, die Sie eben kennengelernt
haben. Ich war die ganze Zeit hier, und beide waren wiederholt bei mir im Büro.
Toni unmittelbar nach zehn Uhr, Tina kurz vor ihrem ersten Auftritt. Das dürfte
so gegen halb zwölf Uhr gewesen sein.«
    »Ich
werde sehen, wie das hinkommt«, sagte ich.
    »Warum
ist das so wichtig?« fragte er. »Hat Alice etwas verbrochen? Sie ist ein süßes
Mädchen, sie würde keiner Fliege was zuleide tun.«
    »Man
hat ihr etwas zuleide getan«, sagte ich. »Irgend jemand nahm einen
Strick und hat sie daran heute nacht im Valley an
einem Baum hochgezogen.«
    Bis
auf zwei häßliche rote Flecke auf seinen Backenknochen wich die Farbe aus
seinem Gesicht. »Ist sie tot?« flüsterte er.
    »Was
soll sie sonst sein?«
    »Ich
kann es nicht glauben«, sagte er. »Nicht Alice! Sie war doch nur...«
    »Das
haben Sie eben schon gesagt«, fuhr ich ihn an. »Wollen Sie endlich die
Tatsachen akzeptieren, Amoy? Vielleicht wird sich Ihr Alibi als stichhaltig
erweisen, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht steht Ihr Alibi nur, weil Sie
es gekauft haben. Aber wie dem auch sei, das werde ich herausfinden. Sie sind
der einzige, der einen Grund haben konnte, sie umzubringen.«
    »Welchen
Grund?« fragte er heiser.
    »Sie
war ja noch ein junges Mädchen«, sagte ich, »und sie verbrachte ihre
Wochenenden mit Ihnen. Zur gleichen Zeit haben Sie sich mit ihrer Schwägerin
abgegeben. Vielleicht hat sie das herausgefunden und gedroht, es ihrem Bruder
zu erzählen. — Vielleicht hat sie...«
    »Sie
sind nicht ganz bei Trost«, platzte er heraus. »Alice wußte ebensowenig über Melanie wie Melanie über Alice. Halten Sie mich für einen Idioten?«
    »Klar,
halte
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