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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel
Autoren: Carter Brown
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der Tragödie. Aber ich nehme an, Sir, Mr. Carson hat Ihnen schon
darüber berichtet.«
    »Ja«,
sagte ich, »wie steht’s mit den anderen Angestellten? Wie viele sind im Haus?«
    »Noch
vier, Sir. Die Haushälterin haben Sie schon kennengelernt. Dann sind da noch
die Köchin und zwei Mädchen. Außerdem gibt es noch einen Gärtner, aber er ist
im Augenblick krank und befindet sich im Krankenhaus.«
    »Wissen
Sie, wo sich diese Leute heute abend aufgehalten haben?«
    »Ja,
Sir. Sie haben im Aufenthaltsraum für die Angestellten Karten gespielt. Ich war
selber dort, außer wenn ich für die Familie zu sorgen hatte.«
    »Damit
hat praktisch jeder ein Alibi«, sagte ich verdrossen. »Vielen Dank, Ross.«
    »Keine
Ursache, Sir.« Er öffnete uns die Tür. »Eine gute Nacht.«
    »Das
ist Ansichtssache«, sagte ich.
    Wir
traten vor die Haustür, und ich blieb einen Augenblick stehen, um mir eine
Zigarette anzuzünden, bevor ich in den Wagen stieg. Irgendwas berührte sanft meinen
Ellbogen. Ich drehte mich um und sah den Butler neben mir stehen.
    »Entschuldigen
Sie, Sir«, sagte er, und seine Stimme zitterte leicht. »Stimmt es? Ich meine,
daß Miss Alice ermordet worden ist?«
    »Darüber
gibt es keinen Zweifel.«
    Er
biß sich auf die Lippen. »Ich kannte sie vom Tage ihrer Geburt an«, sagte er.
    »Ich
verstehe Ihre Gefühle«, sagte ich.
    »Das
ist es nicht, Sir. Es dreht sich — nun, ich kenne den Stolz der Familie und wie
sehr sie um ihren guten Namen besorgt ist. Seit fünfundzwanzig Jahren bin ich
nun bei den Randalls! Ich kann unmöglich den Mörder einfach entkommen lassen.«
    »Wollen
Sie sagen, Sie wissen wer sie umgebracht hat?« sagte ich und wagte kaum, es zu
hoffen.
    »Ich
wüßte nicht, wer es sonst gewesen sein könnte«, sagte er ohne Umschweife.
    »Wer?«
fragte ich gespannt.
    »Man
wird Ihnen nichts über ihn erzählen«, fuhr Ross leicht stotternd fort. Der
Familienstolz verbietet das, natürlich. Ich war sicher, daß man Ihnen nichts
sagen würde.«
    »Das
hat man in der Tat nicht«, fuhr ich ihn an. »Und Sie haben mir ebenfalls nichts
gesagt.«
    »Miss
Alice war in ihn verliebt«, sagte er rasch, und die Worte begannen wie ein
Strom aus ihm herauszuquellen. »Sie ließ nichts auf ihn kommen, sie lehnte es
ab, auf Mr. Francis oder Mr. Carson zu hören, sie hörte nicht einmal auf Madam,
von mir ganz zu schweigen. >Darüber spreche ich nicht mit Ihnen, Ross<,
sagte sie, sobald ich mit ihr diesen Punkt zu erörtern versuchte. Sehen Sie,
Sir, sie hatte vorher keinerlei Erfahrung mit Männern, darin lag die
Schwierigkeit. Sie besaß keinerlei Urteilsvermögen.«
    »Wenn
Sie mir jetzt nicht endlich erzählen, über wen Sie eigentlich sprechen, Ross«,
sagte ich, jedes einzelne Wort betonend, »dann werde ich Ihnen den Kopf an der
Tür zu Brei zerquetschen!«
    »Er
heißt Amoy«, sagte Ross, »Duke Amoy. Der Name allein spricht Bände. Ein
verabscheuenswürdiger Mensch, der sie durch sein Auftreten blendete.«
    »Amoy?«
wiederholte ich', »wo erwische ich den Mann?«
    »Er
ist Besitzer eines Nachtclubs in Pine City, soviel
ich weiß, Sir«, sagte Ross. »Ein Lokal, das sich Confidential Club nennt; soweit mir bekannt ist, hat der Club einen sehr
zweifelhaften Ruf.«
    Ich
sah Polnik an. »Es scheint, daß ich langsam alt werde«, sagte ich. »Ich habe
noch nie davon gehört.«
    »Der Club ist neu, Lieutenant«, sagte Polnik, »er ist erst vor zwei oder drei
Monaten eröffnet worden.«
    »Kennen
Sie diesen Amoy?«
    »Ich
bin nie in dem Bums drin gewesen, Lieutenant«, sagte Polnik mit einem
versonnenen Unterton. »Ich habe gehört, die haben dort so eine Amsel mit
einhundertzwanzig Zentimeter Oberweite. Jedesmal, wenn sie einen hohen Ton
singt, hebt es sie aus dem Korsett.«
    Ich
sah ihn mißtrauisch an, während mir klarwurde, daß es sinnlos war, ihm seine
faulen Witze zum Vorwurf zu machen.
    »Ist
Amoy jemals im Haus gewesen?« erkundigte ich mich bei Ross.
    »Nein,
Sir.« Er schüttelte entschieden den Kopf. »Madam würde es nie gestattet haben.
Ich vermute, Miss Alice pflegte ihn in seinem Nachtclub zu besuchen. Es gab da
drei oder vier Wochenenden, an denen sie nicht zu Hause war, und wir alle waren
davon überzeugt, daß sie sie mit ihm verbrachte.«
    »Sie
haben Amoy nie gesehen?«
    »Nein,
Sir.«
    »Okay.
Vielen Dank, Ross«, sagte ich zu ihm.
    »Ich
vermute, er ist der Mann, den Sie suchen, Lieutenant«, sagte er. »Mir liegt nur
am Herzen, daß Sie ihn erwischen. Vermutlich werde ich deswegen
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