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Verlockende Angst

Verlockende Angst

Titel: Verlockende Angst
Autoren: Jennifer L. Armentrout
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den Arm so weit nach hinten verdrehte, dass meine Schulter bei jeder Bewegung stechend schmerzte.
    » Sie wollte meinen Äther! « Mit blutüberströmter Hand deutete Lea auf mich. » Ihre Mutter hat meine Eltern umgebracht, und jetzt will sie mich töten. «
    Ich lachte. » Ach, um… «
    » Seien Sie still! « , zischte mir der Wachmann ins Ohr. » Halten Sie den Mund, sonst zwinge ich Sie dazu! «
    Drohungen von halbblütigen Wachposten waren nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Ich beruhigte mich, während der andere Wachmann sich Lea schnappte. Mir dröhnte das Blut in den Ohren, und vor Wut atmete ich immer noch schwer, aber mir wurde klar, dass ich vielleicht ein klein wenig überreagiert hatte.
    Und ich würde gewaltigen Ärger kriegen.
    Dass Halbblüter sich untereinander schlugen, war nichts Besonderes. Die Aggression und kontrollierte Gewalt aus dem Training schwappte manchmal auch auf andere Orte wie die Cafeteria über. Wenn Halbblüter Schwierigkeiten bekamen, weil sie sich geprügelt hatten, wurden sie meist an einen der Trainer verwiesen, die für Disziplinarangelegenheiten zuständig waren.
    Jedes Stockwerk im Wohnheim hatte einen anderen Verantwortlichen. Bei mir war es Trainerin Gaia Telis, ein ziemlich cooles Mädchen, das nicht übermäßig streng oder nervig war. Aber mich brachte man nicht zu Trainerin Telis. Fünf Minuten, nachdem ich Lea zum zweiten Mal die Nase gebrochen hatte, saß ich in Dekan Andros’ Büro.
    Das war nur einer der vielen Nachteile des Umstands, dass mein Onkel Dekan war.
    Während ich auf Marcus wartete, betrachtete ich die bunten Fische, die durch das Aquarium schossen, und fingerte am Zugband meiner Hose herum. Manchmal kam ich mir vor wie einer dieser Fische– eingesperrt zwischen unsichtbaren Wänden.
    Als hinter mir die Türflügel aufschwangen, zuckte ich zusammen. Das würde jetzt verdammt unangenehm werden.
    » Benachrichtigen Sie mich sofort, wenn Sie noch etwas anderes finden. Das wäre alles. « Marcus’ tiefe Stimme erfüllte den Raum. Die Wachposten flankierten seine Tür von außen wie griechische Kriegerstatuen. Dann knallte er die Tür zu.
    Ich fuhr zusammen.
    Marcus marschierte durch den Raum. Er war angezogen, als hätte er den größten Teil des Tages auf dem Golfplatz verbracht. Ich rechnete damit, dass er sich hinter seinen Schreibtisch setzte, wie es sich für einen Dekan gehört. Daher war ich ein wenig schockiert, als er unmittelbar vor mir stehen blieb und die Hände auf die Armlehnen meines Stuhls legte.
    » Du hast bestimmt mitbekommen, was heute passiert ist. « Marcus’ Stimme klang sowohl kalt als auch äußerst kultiviert. Die meisten Reinblüter hörten sich so an– nobel und raffiniert. » Irgendwann letzte Nacht wurde ein Reinblut angegriffen. «
    Ich rutschte auf meinem Stuhl so weit wie möglich zurück und konzentrierte mich auf das Aquarium. » Ja… «
    » Sieh nicht weg, Alexandria! «
    Ich sog an meiner Unterlippe und blickte ihm ins Gesicht. Seine Augenfarbe glich der meiner Mutter, bevor sie sich in einen Daimon verwandelt hatte– ein strahlendes Grün wie von glitzernden Smaragden. » Ja, ich habe davon gehört. «
    » Dann verstehst du sicher, womit ich mich zurzeit beschäftige. « Marcus senkte den Kopf, bis wir auf Augenhöhe waren. » Ich habe einen Halbblut-Daimon auf meinem Campus, der Jagd auf meine Studenten macht. «
    » Es ist also ein Halbblut, das umgedreht wurde? «
    » Ich glaube, das weißt du bereits, Alexandria. Du bist vieles– impulsiv, unverantwortlich und ungezogen–, aber gewiss nicht dumm. «
    Ich wollte lieber etwas über diesen halbblütigen Daimon hören als über meine Charaktermängel. » Wer war das Halbblut? Ihr habt den Daimon doch gefasst, oder? «
    Marcus überhörte meine Frage. » Und nun werde ich aus einer Untersuchung herausgerissen, die über meine Laufbahn entscheidet. Alles nur deshalb, weil meine halbblütige Nichte in der Cafeteria einem Mädchen die Nase gebrochen hat– ausgerechnet mit einem Apfel. «
    » Sie hat mir vorgeworfen, ein Daimon zu sein! «
    » Und da ist es deine spontane Reaktion, ihr mit solcher Wucht einen Apfel ins Gesicht zu werfen, dass ein Knochen bricht? « Seine Stimme klang täuschend sanft. Marcus war Chuck Norris in einem hellrosa Polohemd. Ich hatte gelernt, ihn nicht zu unterschätzen.
    » Sie sagte noch, meinetwegen seien ihre Eltern umgebracht worden. «
    » Ich frage dich noch einmal: Aus diesem Grund hast du mit aller Kraft einen Apfel auf
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