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Verlobt für eine Nacht

Verlobt für eine Nacht

Titel: Verlobt für eine Nacht
Autoren: T Morey
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erzählen wollte. „Hast du denn auch deine Mutter gefunden?“, fragte sie.
    „Ja.“ Leos Augen sahen fast schwarz aus, sein Blick schien nach innen gerichtet zu sein. „Meine Mutter lebt in einem Frauenhaus, in dem misshandelte Frauen Zuflucht finden können. Sie ist krank, ein gebrochener Mensch, sitzt den ganzen Tag im Rollstuhl und blickt in den Garten. Meine Mutter hat nichts mehr, niemanden. Und als ich sie so sah, musste ich wieder an deine Worte denken: An den alten Mann, der einsam und verlassen auf einer Parkbank sitzt, ins Leere starrt und sich wünscht, er hätte sich getraut, das Risiko einzugehen …“
    „Es tut mir so leid, dass ich das zu dir gesagt habe“, flüsterte Eve. „Das hätte ich nicht tun dürfen. Ich war einfach so verzweifelt!“
    „Aber du hattest ja recht!“, entgegnete Leo. „Als ich meine Mutter betrachtete, sah ich plötzlich meine Zukunft vor mir. Und zum ersten Mal hatte ich Angst. Denn ich wollte so nicht enden. Stattdessen wollte ich die Chance ergreifen, die du mir geschenkt hast – genauso wie meine Mutter die Gelegenheit hätte ergreifen und mit mir von Zuhause weglaufen sollen. Doch noch immer war der dunkle Schatten meines Vaters zu mächtig. Ich hatte schreckliche Angst, eines Tages zu werden wie er und dir oder Sam wehzutun. Diese Vorstellung konnte ich einfach nicht ertragen.“
    „Aber das würdest du doch niemals tun!“ Tränen traten Eve in die Augen. „So bist du nicht.“
    „Darauf wollte ich mich nicht verlassen. Doch als ich mich von meiner Mutter verabschieden wollte, hat sie mir verbittert und mit brechender Stimme die Wahrheit gesagt – die Wahrheit, die mich vor all den Jahren von meiner Last befreit hätte. Ich bin mit einer bestimmten Überzeugung aufgewachsen, die ich nie infrage gestellt habe.“ Er sammelte sich einen Moment und sagte dann: „Die Wahrheit ist, dass mein Vater nach sechs Monaten auf See nach Hause zu meiner Mutter kam, die im vierten Monat schwanger war.“
    „Leo!“, sagte Eve atemlos.
    Seine Augen leuchteten, und jenes kleine Fünkchen Hoffnung, das sie beim Öffnen der Tür gesehen hatte, war nun viel stärker geworden. „Er war unfruchtbar, doch meine Mutter wünschte sich ein Kind. Ich bin also gar nicht sein Sohn, Eve. Ich werde nicht so sein wie er – ich muss nicht so werden!“
    Tränen traten ihr in die Augen. Sie weinte um seine verlorene Kindheit, den Vertrauensbruch zwischen den Eltern und ihrem Kind, die fehlende Liebe, auf die Leo Anspruch gehabt hätte. „Du wärst niemals so geworden wie er, das weiß ich genau“, sagte sie voller Überzeugung.
    Er nahm ihre Hände und küsste sie. „Was du mit mir machst, Eve … du wendest alles in mir von innen nach außen und stellst mein Leben völlig auf den Kopf. Ich möchte mit dir zusammen sein, aber ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Ich weiß nicht, ob ich dich so lieben kann, wie ich sollte – so, wie du es verdienst.“
    „Natürlich kannst du das“, beruhigte Eve ihn. „Du machst doch schon immer alles richtig! Du wusstest, dass es falsch war, was damals passierte. Du hast versucht, deine Mutter zu beschützen. Und mich wolltest du auch beschützen, indem du dich von mir und Sam abgewandt hast. Weil du uns nichts antun wolltest. Aber wenn wir dir nicht wichtig wären, wenn du uns nicht zumindest ein kleines bisschen lieben würdest, dann hättest du so etwas doch niemals getan.“
    „Ich glaube …“ Leo verstummte, und sein Blick drückte Angst und Verwirrung aus. „Ich glaube, es ist mehr als nur ein bisschen. Die letzten Wochen waren fast unerträglich. Ich will nie wieder von dir getrennt sein. Ich möchte jeden Morgen aufwachen und dich sehen, wie du neben mir liegst. Ich möchte für dich und Sam sorgen, wenn du mich lässt.“
    Blinzelnd sah Eve ihn an und konnte kaum glauben, was sie da gerade gehört hatte. Gleichzeitig hoffte sie inständig, dass es die Wahrheit war. „W…was meinst du damit?“
    „Ich meine damit, dass ich nicht ohne dich leben kann. Ich brauche dich.“ Leo drückte ihre Hände, als er die ungewohnten Worte aussprach: „Ich liebe dich.“
    Eve warf sich ihm fast in die Arme. Freudentränen liefen ihr übers Gesicht. „Oh, Leo“, flüsterte sie überglücklich. „Ich liebe dich auch. Ich liebe dich so sehr!“
    „Eve …“, sagte Leo unendlich erleichtert und zog sie eng an sich. „Ich hatte Angst, du würdest mich hassen, weil ich so mit dir umgegangen bin.“ Er lockerte seinen Griff ein wenig,
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