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Verlobt für eine Nacht

Verlobt für eine Nacht

Titel: Verlobt für eine Nacht
Autoren: T Morey
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ihr verabschiedete.
    Dann sah Eve nach Sam, der bereits tief und fest schlief. Sie lauschte seinem ruhigen Atem und war so dankbar, dass es ihn in ihrem Leben gab. Seine Geburt war für sie wie ein Geschenk gewesen.
    Sie trug das Bettzeug zum Sofa, weil sie dort bequemer schlafen könnte als Leo. Dann lag Eve in der Dunkelheit wach, bis sie seine Schritte auf der Terrasse hörte. Die Schiebetür glitt auf, und er stand im Türrahmen, wie sie ihn immer gesehen hatte, groß und dunkel. Doch jetzt wirkte er ungewohnt traurig. Eve schloss die Augen und hörte, wie er zum Sofa ging und stehenblieb, als er sie dort entdeckte.
    Komm zu mir, dachte sie. Trag mich zum Bett und liebe mich.
    Doch dann seufzte er und entfernte sich.
    Leo brauchte sie nicht mehr, oder er wollte sie nicht. Eigentlich war es auch egal, was von beidem der Grund war. In jedem Fall war der Schmerz kaum zu ertragen.
    Konnten verletzter Stolz oder ein gekränktes Ego so wehtun? Oder hatte sie sich die ganze Zeit etwas vorgemacht und gewusst, dass Maureen recht hatte? Hatte Eve sich doch in Leo verliebt? Das Risiko, dass Leo sie immer mehr in seinen Bann ziehen würde, war ihr die ganze Zeit bewusst gewesen. Sie hatte gewusst, dass sein Herz aus Stein war, und doch war das Undenkbare passiert: Sie hatte sich in ihn verliebt.
    Eve war immer noch wach, vom grauen Licht des Mondes beschienen, und hörte, wie Leo sich unruhig im Bett umherwarf. Sie wünschte ihm Frieden, auch wenn er diesen nicht mit ihr finden konnte.
    Ein Schrei riss ihn aus dem Schlaf. Erst hoffte er, es sei nur Einbildung gewesen. Doch dann hörte er, wie sein Vater seine Mutter wütend und grob beschimpfte und auf sie einschlug. Als Leo den dumpfen Schlag vernahm, hielt er es nicht mehr aus. Er sprang aus dem Bett und rannte in die Küche, wo seine Mutter mit dem Gesicht nach unten auf dem Fußboden lag und sein Vater gerade drohend ausholte.
    „Stamata!“ , schrie Leo. „Hör auf!“ Er rannte mit erhobenen Fäusten auf seinen Vater zu, der ihm einen Schlag gegen den Kiefer versetzte. Doch Leo ließ nicht locker, er musste seine Mutter beschützen.
    Aber als er nach seinem Vater schlug, stellte er verwirrt fest, dass seine Mutter aufschrie. Und dann hörte er plötzlich ein Baby weinen. Zitternd und verschwitzt wachte Leo auf – und erlebte seinen ganz persönlichen Albtraum.
    Sie lag auf dem Boden, hatte Tränen in den Augen und hielt sich benommen die Wange, wo sein Schlag sie getroffen haben musste. Aus dem Zimmer nebenan war Sams Weinen zu hören.
    Leo wollte helfen, unbedingt. Doch dann schienen die Wände um ihn herum immer näher zu rücken, und er konnte sich nicht von der Stelle rühren. Denn plötzlich schien er in die Vergangenheit zurückversetzt zu sein, war in der Küche, in der sein Vater wütend herumbrüllte, seine Mutter aufschrie und er als Kind viel zu viel mitbekam.
    Am liebsten hätte Leo sich die Ohren zugehalten. Was hatte er nur getan?

12. KAPITEL
    Eve blinzelte und befühlte ihre Wange. „Ich muss nach Sam sehen“, sagte sie dann und fragte sich, warum Leo einfach nur bewegungslos dasaß. Bedeutete der merkwürdige Ausdruck in seinen Augen, dass er noch schlief und noch immer in einem furchtbaren Albtraum gefangen war?
    „Ich habe dich geschlagen“, sagte er leise. Im Mondlicht wirkte sein Teint fast grau.
    „Das war doch keine Absicht.“ Eve stand auf. „Du hattest einen Albtraum und …“
    „Ich habe dir wehgetan“, sagte Leo, als hätte er ihre Worte gar nicht wahrgenommen.
    Ja, das stimmte, es hatte wehgetan, doch Eve machte sich mehr Gedanken über den Schmerz in seinen Augen. „Es war unabsichtlich“, sagte sie und hörte, dass Sams Weinen immer lauter wurde.
    „Ich habe dich gewarnt!“
    „Entschuldige bitte, ich muss jetzt nach Sam sehen.“ Eve eilte ins Ankleidezimmer. Als sie das tränenüberströmte Gesicht ihres Sohnes sah, konnte sie auch endlich ihre eigenen Tränen zulassen. Sie hob Sam aus dem Gitterbettchen, schloss die Arme um ihn und wiegte ihn hin und her. „Alles wird gut, mein Süßer“, flüsterte sie und versuchte es selbst zu glauben. „Alles wird gut.“
    Sie hörte, wie nebenan Schubladen aufgezogen und wieder zugeschoben wurden. Doch sie wollte nicht nachsehen, was Leo tat, bis Sam sich in ihren Armen entspannte und sein Weinen langsam abebbte. Eine Weile hielt Eve ihn noch eng an sich geschmiegt fest. Schließlich gab sie ihm einen Kuss und legte ihn wieder zurück ins Bett.
    Und dann stand sie noch eine
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