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Verlobt für eine Nacht

Verlobt für eine Nacht

Titel: Verlobt für eine Nacht
Autoren: T Morey
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eindringlich. „Du musst mir zuhören und mich verstehen.“
    Sie nickte nur.
    Nachdem sie beide auf dem Sofa Platz genommen hatten, stützte Leo die Ellenbogen auf die Knie, atmete tief ein und sagte: „Nachdem wir uns getrennt haben, war ich nicht glücklich. Ich bin nach London geflogen und habe mich dort in Vertragsverhandlungen gestürzt, dann ging es weiter nach Rom und New York. Aber egal, wo ich auch war, egal, was ich tat – ich konnte dich einfach nicht vergessen. Ständig musste ich an dich denken.“ Er schwieg kurz und fuhr dann fort: „Doch ich konnte nicht zurückkommen, weil ich einfach wusste, dass es nicht funktionieren würde. Aber etwas konnte ich tun.“
    Eve hielt den Atem an und wurde erneut von einer wilden Hoffnung erfüllt.
    „Ich hatte meine Eltern nicht mehr gesehen, seit ich zwölf Jahre alt war. Nun musste ich sie finden. Es dauerte … es dauerte eine ganze Weile, bis ich sie gefunden hatte. Ich fand heraus, dass mein Vater nicht mehr lebte.“
    Eve legte die Hand auf seine, doch Leo schüttelte den Kopf. „Du brauchst kein Mitleid mit mir zu haben. Mein Vater war Seemann und ein jähzorniger, gewalttätiger Kerl. Wann immer er auf Heimaturlaub war, ließ er seine Aggressionen an meiner Mutter aus: Er beschimpfte sie auf gefühllose Art und Weise und verprügelte sie brutal. Ich habe mich dann immer in meinem Zimmer verkrochen und gebetet, dass er aufhören würde. Ich war also froh, als ich von seinem Tod erfuhr.“
    Leo atmete tief durch. „Und das Schlimmste …“, fuhr er dann fort. „Das Schlimmste war, dass er es nachher immer so bereute. Wenn meine Mutter blutend und übersät von blauen Flecken auf dem Boden lag, sagte er ihr, wie leid es ihm täte und dass er sie liebe.“
    Eve lief ein Schauer über den Rücken. Ein Mann, der nicht zuließ, dass er jemand anders liebte. Ein Mann, der Liebe mit Schlägen gleichsetzte. Kein Wunder, dass Leo sich innerlich versehrt fühlte – kein Wunder, dass er Angst hatte.
    „Deine arme Mutter“, sagte sie und dachte: Mein armer Leo.
    Leo lachte auf, doch es klang nicht fröhlich. „Ja, meine arme Mutter, das dachte ich auch lange. Bis meine Fäuste groß genug waren und ich sie gebrauchte, um meinem Vater wehzutun, wie er meiner Mutter wehtat.“ Er schwieg einen Moment. „Und was tat sie?“, fragte er dann. „Nach allem, was er ihr angetan hatte, schrie sie mich an, ich solle ihn in Ruhe lassen. Sie hat ihn in Schutz genommen und seine Wunden versorgt.“
    Leo ließ den Kopf sinken, schüttelte ihn fassungslos und atmete tief ein. „Nein, sie wollte ihn um keinen Preis verlassen. Auch nicht, als ich sie angefleht habe, das zu tun. Also bin ich gegangen. Ich habe in der Schule geschlafen, von Freunden Essen bekommen und als Müllmann gearbeitet. Ich habe auf der Straße gebettelt – und war so glücklich wie nie zuvor.“
    „Oh, Leo …“ Beim Gedanken an den heimatlosen Jungen, der er damals gewesen war, der weder Zuhause noch eine Familie hatte, tat Eve das Herz weh.
    „Ein Jahr später bin ich von der Schule abgegangen und habe auf den Schiffen am Hafen gearbeitet. Aber ich wollte kein Seemann werden wie mein Vater. Damals wollte ich nicht einmal Grieche sein, weil er es war. Also habe ich von den Menschen in meinem Umfeld gelernt, ihre Sprache gesprochen und bei Geschäftsverhandlungen vermittelt.“
    Nach einer weiteren kurzen Pause fuhr er fort: „Und ich stellte fest, dass ich gut darin war. Endlich konnte ich meine Fähigkeiten einsetzen. Und so bin ich zwar meiner Welt entkommen, aber nicht meiner Vergangenheit. Ich konnte nicht ablegen, wer ich war, dafür war der Schatten meines Vaters zu groß. Immer war mir bewusst, wie ich mich einmal entwickeln, was später einmal aus mir werden würde …“ Er verstummte. „Deshalb habe ich mir geschworen, niemals zu lieben, damit mir dies nie passieren würde.“
    Eve legte eine Hand in seine. Sie konnte seinen Schmerz und sein Leid so deutlich spüren, als hätte sie selbst diese schreckliche Vergangenheit durchlitten. „Es tut mir so leid“, sagte sie leise. „Du hättest ein schöneres Leben haben sollen.“
    „Sam hat sehr, sehr großes Glück“, sagte Leo. „Denn er hat eine Mutter, die für ihn sorgt und wie eine Löwin für sein Wohl kämpfen würde. Eine starke, warmherzige, liebevolle Mutter.“ Er nahm ihre Hand und küsste sie. „Ganz anders als …“
    Bei seinen Worten wurde Eve warm ums Herz, doch sie spürte deutlich, dass er ihr noch mehr
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