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Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)
Autoren: Thomas Enger
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den Ruhemodus. Kaum je gibt es Raum für private Gedanken, auch wenn Pål Fredrik ein Meister darin ist, ihr eine schöne Erinnerung für die Nacht zu schenken, bevor er sich auf die Seite dreht und einschläft. Ihr graut vor der Nacht, vor den immer gleichen Träumen von Dingen, von denen sie nicht träumen, an die sie nicht erinnert werden will.
    Draußen ist es hell, wenn auch nicht so hell wie am Tag zuvor. Der Herbst ist da, und allein dieser Gedanke erschwert ihr das Aufstehen. Aber sie kämpft sich aus dem Bett, streckt sich und atmet tief durch. Dann läuft sie nackt über den Flur, direkt in die Dusche und bleibt eine ganze Weile unter dem Wasserstrahl stehen, während sie sich überlegt, was in dieser Woche ansteht. Am Vormittag muss sie auf die Polizeistation Sandvika, wo der Daten- und Materialdienst der Polizei ein neues Programm für die elektronische Überprüfung von Personen vorstellen wird, denen Kontaktverbot auferlegt wurde. Dann ist sie zum Lunch verabredet, anschließend Regierungskonferenz im Büro des Ministerpräsidenten. Morgen muss sie ins Gefängnis Bruvoll, und in ein paar Tagen soll sie ein neues Kinderschutzzentrum in Oslo eröffnen. Sie meint sich auch daran zu erinnern, einen Termin in Kongsvinger zu haben, um über bessere Maßnahmen der Grenzkontrolle zu verhandeln. Und ist an diesem Mittwoch nicht auch noch Aktuelle Stunde zum Thema Polizeibereitschaft?
    Eine anstrengende Woche.
    Als sie sich abgetrocknet, die Beine eingecremt und sich dezent geschminkt hat, geht sie zurück ins Schlafzimmer und zieht Rock, Bluse und Jacke für den Tag aus dem Schrank. Auf dem Weg in die Küche nimmt sie ihr Handy mit und aktiviert das Display. Sie sieht, dass sie einen Anruf von einem Journalisten der Zeitung VG verpasst hat, dabei ist es noch nicht einmal 6.30 Uhr.
    Derselbe Mann hat auch schon am Abend zuvor versucht, sie zu erreichen, aber sonntags reagiert sie grundsätzlich nicht auf Anrufe und Angriffe der vierten Staatsmacht. Und auch nicht, bevor sie ihren ersten Kaffee getrunken hat.
    Sie schaltet die Kaffeemaschine ein und füllt Wasser auf. Wartet, bis die Lampe aufhört zu blinken, drückt auf die Taste mit dem aufgedruckten kleinen Tassensymbol und riecht bald darauf das Aroma des Espresso, der sie in der Regel wach macht.
    Da klingelt ihr Handy erneut.
    Dieses Mal kommt der Anruf vom Dagbladet. Sie seufzt und lässt es klingeln. Wann kapieren die endlich, dass alle Anfragen über die Presseabteilung laufen sollen? Trine nimmt sich vor, ihre Handynummer zu wechseln. Ihre Nummer ist zu den Journalisten durchgesickert, obwohl sie sie erst vor Kurzem zum wiederholten Mal gewechselt hat. Irgendjemand im Ministerium scheint unbedingt auf gutem Fuß mit der Presse stehen zu wollen. Als hätten die ihr jemals geholfen!
    Trine geht zum Kühlschrank, will Saft und Frischkäse herausnehmen, als ihr Handy schon wieder klingelt. Nettavisen. Sie starrt auf das Display. Drei Anrufe, so früh? Es muss etwas passiert sein.
    Sie ist auf dem Weg in ihr Arbeitszimmer, um die Webzeitungen zu überprüfen, als ihr Display erneut aufleuchtet und das Handy brummt. Eine SMS . Eine weitere kommt gleich darauf. Und dann noch eine. Trine hat die erste noch nicht abgerufen, als es an der Tür klingelt. Sie zuckt zusammen. Schlägt die Jacke enger um sich, geht ins Wohnzimmer und wirft einen Blick durch die weißen Gardinen. Draußen steht ein Journalist, in den Händen Block und Stift, hinter ihm ein Fotograf mit gezückter Kamera. Was sie aber viel mehr beunruhigt, sind die vielen Wagen, die draußen stehen, vor ihrem Haus in Ullern, das sie im vergangenen Jahr für fast achtzehn Millionen Kronen gekauft haben. Sie erkennt die Schriftzüge von NRK und TV2 . Dann fährt auch noch ein etwas größerer Wagen mit einer Satellitenschüssel vor.
    Es ist nicht nur etwas passiert, denkt Trine. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.
    8
    Spät ins Bett und früh wieder raus. Das scheint zur Gewohnheit zu werden, denkt Bjarne Brogeland, als er wieder im Auto sitzt und zur Arbeit fährt. Er hat sich längst mit dem Gedanken abgefunden, und eigentlich liebt er es, sich mit jeder Faser seines Körpers in eine neue Ermittlung zu stürzen und sein Hirn zu fordern, einen Fall zu lösen und sich dann dem nächsten zu widmen. Seinen Teil dazu beizutragen, dass Oslo eine Stadt ist, in der man gerne aufwächst und lebt.
    Aber selbst er, der sein ganzes Leben trainiert, immer auf seine Ernährung geachtet und seinen Körper nur
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