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Verhext

Titel: Verhext
Autoren: Amanda Quick
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über die Natur ihrer Beziehung zu Masters anstellten. Die Leute waren genau zu dem Schluß gekommen, zu dem sie ihren Wünschen gemäß hatten kommen sollen.
    Dies war Teil des großen Plans gewesen, mit dessen Hilfe sie Zugang zu Masters’ exklusivem Bekanntenkreis hatte finden wollen. Und bis heute abend hatte auch alles hervorragend geklappt.
    »Ungeachtet Ihrer bisherigen Beziehung zu Masters«, sagte Herbert, »stellt sich heute abend natürlich jeder die Frage, was als nächstes passieren wird. Sie haben uns glauben gemacht, daß Sie beide inzwischen getrennter Wege gehen, meine Liebe. Aber sein Kommen läßt die Angelegenheit in einem gänzlich anderen Licht erscheinen.«
    Iphiginia ignorierte den fragenden Unterton in seiner Stimme. Sie konnte ihm wohl kaum eine Antwort geben, wenn sie selbst keine hatte.
    Unfähig, ihre Taktik mitten in dieser Krise plötzlich zu ändern, beschloß Iphiginia, das einzig Mögliche zu tun. Sie würde an der Geschichte festhalten, die sie den Leuten aufgetischt hatte, als sie sich in dieses gefährliche Abenteuer gestürzt hatte.
    »Masters weiß ganz genau, daß unsere Beziehung beendet ist, solange er sich nicht für den Streit entschuldigt, den er vom Zaun gebrochen hat«, sagte sie in neutralem Ton.
    »Man sollte in Zusammenhang mit Masters nie das Wort unmög-lich gebrauchen«, sagte Herbert. »Aber in diesem Fall glaube ich, daß es zulässig ist. Ich nehme an, niemand der Anwesenden kann sich vorstellen, daß der Graf sich bei einer Frau entschuldigen wird, die ihn vor der gesamten besseren Gesellschaft bloßgestellt hat.«
    Iphiginia war entsetzt. »Aber das habe ich nicht getan, Mr. Hoyt.«
    »Nein?«
    Iphiginia fächerte sich nervös Luft zu. Ihr war plötzlich siedend heiß. »Ich habe lediglich angedeutet, daß wir einander nicht mehr sonderlich wohlgesonnen sind.«
    »Und daß das allein seine Schuld sei.«
    »Nun, ja.« Iphiginia schluckte. »Gewiß war das allein seine Schuld. Aber ich habe niemals die Absicht gehabt, ihn vor seinen Freunden bloßzustellen.«
    Herbert bedachte sie mit einem seltsamen Blick. »Also bitte, meine Liebe. Wir wollen einmal ehrlich sein. Sie haben angedeutet, daß Sie und Masters eine heftige Auseinandersetzung hatten, eine, die ihre enge Freundschaft zerstört hat. Sie wollen mir doch wohl nicht erzählen, daß Sie nicht die Absicht hatten, sich dafür ein bißchen an ihm zu rächen, als Sie begannen, in unseren Kreisen zu verkehren. Alle Welt glaubt, daß Sie auf der Suche nach einem geeigneten Ersatz für ihn sind.«
    »Das ist nicht wahr.« Iphiginia räusperte sich. »Ich meine, der Graf müßte sich eigentlich bei mir entschuldigen, aber ich hatte nie die Absicht, ihm diese Entschuldigung, hmmm, zu entlocken.« Wie sollte man schließlich einem Toten eine Entschuldigung entlocken?
    »Was auch immer Ihre Absicht war, Sie haben dafür gesorgt, daß jedermann annimmt, Sie seien diejenige gewesen, die die Beziehung zu Masters abgebrochen hat. Alle glauben, Sie hätten die Kühnheit besessen, Masters den Laufpaß zu geben.«
    Das war Teil ihres Plans gewesen, sich bei den Mitgliedern der besseren Gesellschaft interessant zu machen, aber das konnte Iphiginia Herbert wohl kaum erklären. »Was dieses kleine Mißverständnis angeht -«
    »Mißverständnis?« Herbert bedachte sie mit einem mitleidigen Blick. »In den letzten vierzehn Tagen haben die Leute sich nicht entscheiden können, ob Sie die wagemutigste Frau von ganz London sind oder einfach ein Fall für die Klapsmühle.«
    »Das frage ich mich allmählich selbst«, murmelte Iphiginia mit angehaltenem Atem. Sie mußte verrückt gewesen sein, als sie ihren Plan gefaßt hatte.
    »Sie wissen, daß die Leute auf nichts anderes gespannter warten als darauf zu sehen, wie Masters auf Ihren kleinen Racheakt reagieren wird.«
    »Wie ich bereits sagte, Mr. Hoyt, habe ich nicht das geringste Interesse daran, mich in irgendeiner Form an ihm zu rächen. Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, das ist alles. Eine Entschuldigung genügt da vollkommen.«
    »Inzwischen ist es also nicht mehr als eine kleine Meinungsverschiedenheit, ja? Bisher hieß es immer, sie beide hätten eine heftige Auseinandersetzung gehabt.«
    »Wenn die Gerüchteküche erst einmal in Gang gekommen ist, werden diese Dinge immer maßlos übertrieben, nicht wahr?«
    »Das stimmt, meine Liebe.« Herbert tätschelte ihr beruhigend die Hand. »Aber keine Angst. Ich werde bei Ihnen bleiben. Dann kann ich notfalls
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