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Verhext

Titel: Verhext
Autoren: Amanda Quick
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eingreifen, falls Masters unfreundlich werden sollte.«
    »Ein beruhigender Gedanke.«
    Doch Iphiginia war alles andere als beruhigt. Irgendwie war Masters von den Toten auferstanden, und nun würde sie für ihre Maskerade bezahlen.
    Herberts Reaktion auf Masters’ Erscheinen hatte alles bestätigt, was Iphiginia bisher über den berüchtigten Grafen in Erfahrung gebracht hatte. Die Leute hielten ihn für herrlich gefährlich und unberechenbar.
    Es gab Gerüchte über ein Duell, das vor ein paar Jahren stattgefunden haben sollte, und in dessen Verlauf er seinen Gegner angeblich um ein Haar getötet hätte. Und was noch schlimmer war, es hieß, er sei vielleicht für die Ermordung seines ehemaligen Geschäftspartners, Lynton Spalding, verantwortlich gewesen. Auf jeden Fall ließ sich nicht leugnen, daß Masters nach Spaldings Tod die alleinige Kontrolle über die lukrative Investmentgesellschaft übernommen hatte, die sein Partner zuvor geleitet hatte.
    Böse Zungen behaupteten, die Geschäfte seien nicht das einzige gewesen, das Masters nach Spaldings Ableben übernommen hatte. Man erzählte sich, er hätte seine schon vorher bestehende Affäre mit Spaldings Witwe Hannah noch vertieft, und diese Beziehung wäre immer noch nicht beendet, obgleich sie wieder geheiratet hatte und nun Lady Sands war.
    Niemand würde jemals die Wahrheit über diese oder andere Dinge erfahren, da Masters sich darüber ausschwieg. In der Tat war einer seiner Grundsätze der, niemals über seine Vergangenheit zu sprechen und niemals eine Erklärung für sein Handeln zu geben. Er behielt die Dinge lieber für sich.
    Masters war gewiß nicht die Art von Mann, die sich eine Demütigung einfach gefallen ließ.
    Iphiginia sagte sich, daß sie schon oft genug in gefährlichen Situationen gewesen war. Während der einjährigen Italienrundreise, auf der sie gemeinsam mit ihrer Cousine Amelia die römischen Ruinen besichtigt hatte, hatte es den einen oder anderen unerfreulichen Zwischenfall gegeben. In Rom hatten sie eine äußerst unangenehme Begegnung mit einem Straßendieb gehabt, und auf der Reise nach Pompeji hatten sie eine ebenso gefährliche Auseinandersetzung mit einem Wegelagerer überstanden.
    Trotzdem war sich Iphiginia durchaus bewußt, daß sie es nie zuvor mit einem Mann zu tun gehabt hatte, dem ein derart legendärer Ruf vorauseilte wie dem Grafen.
    Sie mußte unbedingt die Ruhe bewahren und die Kontrolle über das Geschehen behalten, dachte Iphiginia. Sie hatte es mit einem möglicherweise gefährlichen Gegner zu tun, aber sie wußte aufgrund ihrer Nachforschungen, daß Masters ein hochintelligenter
    Mann war. Mit etwas Glück würde er es vorziehen, die Auseinandersetzung mit kühlem Kopf und wohlüberlegt zu führen.
    Nach allem, was sie über ihn wußte, war sie sich beinahe sicher, daß er sich in den nächsten Minuten nicht von seinen Gefühlen leiten lassen würde.
    Fast sicher.
    Iphiginia bemerkte, daß Herbert die Umstehenden mit einem besorgten Stirnrunzeln ansah. Sie hörte ein lautes Krachen, blickte hinab und stellte fest, daß sie die dünnen Stäbe ihres Fächers zerbrochen hatte.
    In diesem Augenblick teilte sich die Menge direkt vor ihr. Eine Frau lachte nervös auf und unterbrach sich abrupt. Männer sprangen zur Seite. Selbst Herbert trat einen Schritt zurück.
    Plötzlich fand sich Iphiginia mutterseelenallein in der Mitte des Ballsaals wieder.
    Marcus, Earl of Masters, blieb direkt vor ihr stehen. Da sie auf ihren zerbrochenen Fächer geblickt hatte, waren seine Hände das erste, was sie von ihm bemerkte.
    Er war der einzige Mann im Raum, der keine Handschuhe trug.
    In einer Welt, in der weiche, elegante, schlanke Finger bei einem Mann bewundert wurden, fiel er allein dadurch auf, daß er die Hände eines Kriegers hatte. Sie waren groß und stark, gehörten einem Mann, der sich alles selbst erarbeitet hatte.
    Plötzlich erinnerte sich Iphiginia daran, daß er seinen Titel erst seit fünf Jahren hatte. Er hatte ihn von einem bankrotten Verwandten geerbt. Er war nicht von Geburt an reich und mächtig, sondern hatte sich diese Attribute selbst geschaffen.
    Iphiginia riß ihre Augen von dem fesselnden Anblick seiner muskulösen Hände los und sah eilig auf. Marcus hatte ein Gesicht, das auf eine alte Goldmünze gepaßt hätte. Stark, unnachgiebig und unerschrocken, fast hart - das Gesicht eines Eroberers aus der Antike.
    Er musterte sie mit bernsteinfarbenen Augen, die vor Intelligenz blitzten. Sein Haar war sehr
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