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Verhext

Titel: Verhext
Autoren: Amanda Quick
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klassischen Stil einzurichten. Und jede von ihnen will, daß ihr Dekor authentischer ist als das der anderen.«
    »Antike«, wiederholte Marcus leise.
    »Im Augenblick der letzte Schrei, und Ihre Mrs. Bright scheint eine Menge darüber zu wissen. Offenbar ist sie ein Jahr lang durch Italien gereist.« Trescott schüttelte den Kopf. »Ich muß zugeben, daß ich kein besonderes Interesse an intellektuellen Frauen habe.«
    »Das ist verständlich, wenn man Ihren eigenen Intellekt nimmt.«
    Trescott nahm die Beleidigung gar nicht zur Kenntnis.
    »Und das empörende Benehmen dieser Frau macht Ihnen nichts aus?«
    »Ich finde es...« Marcus machte eine Pause, um nach dem richtigen Wort zu suchen. »Interessant.«
    » Interessant. Ist das alles, was Sie dazu zu sagen haben? Verdammt, Mann, in eben diesem Augenblick werden Sie von einer ehemaligen Mätresse in einigen der besten Londoner Salons lächerlich gemacht.«
    »Vielleicht ist es nicht alles, was ich dazu zu sagen habe, aber auf jeden Fall ist es alles, was ich dazu zu sagen beabsichtige. Wollten Sie mir sonst noch etwas berichten, Trescott?«
    Trescott runzelte die Stirn. »Nein. Ich denke, das sollte reichen.«
    »Das tut es. Es reicht vollkommen. Aber jetzt werden Sie sich zweifellos auf den Weg machen wollen.« Marcus warf einen Blick auf die Uhr. »Es wird bald dunkel, und bis zum nächsten Gasthaus ist es ein gutes Stück.«
    Trescott verzog das Gesicht. Falls er eine Einladung erwartet hatte, die Nacht auf Cloud Hall zu verbringen, so war dieser Rauswurf eine herbe Enttäuschung. Er erhob sich.
    »Ich wünsche Ihnen noch einen guten Abend, Masters. Ich nehme an, Sie haben über vieles nachzudenken. Ich bin wirklich froh, daß ich im Augenblick nicht an Ihrer Stelle bin. Es ist verdammt peinlich, wenn einen die eigene Mätresse zum Narren macht.«
    Trescott wandte sich um und verließ die Bibliothek.
    Marcus wartete, bis sich die Tür hinter seinem Besucher geschlossen hatte. Dann stand er auf und ging hinüber ans Fenster.
    Der Himmel war klar und wolkenlos, er schimmerte in den Gold-und Pfirsichtönen eines ausgehenden Frühlingstages. Heute nacht würde sich durch das neue Teleskop eine herrliche Sicht auf die Sterne bieten.
    Er hatte die Absicht gehabt, den Rest des Monats hier in Yorkshire zu verbringen. Aber nun schien es, als müsse er die Vorkehrungen für seine Rückkehr nach London früher als erwartet treffen.
    Seine Neugier, eine Kraft, die ihn ebenso wie sein sexuelles Verlangen trieb, war geweckt.
    Ganz London schien davon überzeugt zu sein, daß er von seiner Mätresse lächerlich gemacht wurde. Doch in Wahrheit hatte er im Augenblick gar keine Geliebte.
    Er hatte seit über vier Monaten keine Beziehung mehr zu einer Frau gehabt. Er und seine letzte Mätresse, eine bezaubernd schöne Witwe Ende Zwanzig, gingen bereits seit geraumer Zeit getrennte Wege. Irgendwann hatte die Lady eingesehen, daß Marcus seinem Grundsatz, nie wieder zu heiraten, nicht untreu zu werden gedachte, und sie hatte beschlossen, einen willigeren Ehekandidaten zu suchen.
    Marcus fragte sich, wer diese geheimnisvolle Mrs. Bright war. Doch vor allem faszinierte ihn ihr Wagemut.
    Eine Frau, die die Kühnheit besaß, in den höchsten Kreisen als seine Mätresse aufzutreten, versprach wirklich interessant zu sein. Fast so interessant wie die Sterne.

Kapitel eins
    Der Earl of Masters lebte.
    Als der Graf den glitzernden Ballsaal betrat, wäre Iphiginia Bright zum ersten Mal in ihrem Leben beinahe in Ohnmacht gefallen. Alles um sie herum drehte sich, doch sie versuchte, gegen den Schock und den dadurch ausgelösten Schwindel anzukämpfen.
    Das letzte, was sie in dieser oder irgendeiner anderen Nacht erwartet hatte, war die Entdeckung, daß Masters gar nicht tot war.
    Er lebte.
    Allmählich legte sich der Schock und wich einem verwirrenden Gefühl aufkommender Freude. Obgleich sie ihm niemals begegnet war, hatte sie vierzehn Tage mit nichts anderem verbracht, als fieberhaft alles mögliche über den Grafen herauszufinden, ehe sie als seine Mätresse ihr Debüt in der Gesellschaft gegeben hatte.
    Das Erschütterndste, was sie bei ihren Studien herausgefunden hatte, war, daß er der Mann ihrer Träume war; ein Mann, den sie hätte lieben können, wie sie nie zuvor einen Menschen geliebt hatte; genau der richtige Mann für sie.
    Sie hatte erwartet, daß er ewig der Held ihrer intimsten Phantasien bleiben würde. Aber hier war er, lebendig, atmend, echt.
    Und wenn er herausfand, wer
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