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Vergiss nicht zu atmen

Vergiss nicht zu atmen

Titel: Vergiss nicht zu atmen
Autoren: Charles Sheehan-Miles
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unangenehm wurden. (Hast du eine Freundin?) Dann wechselten wir das Thema. Lieblingsbücher. Harry Potter. Die Tribute von Panem. Wir hassten beide Twilight und liebten Katniss Everdeen.
    „Ich mag starke Hauptpersonen“, sagte er mir mit einem Grinsen. Oh mein Gott. Wie konnte jemand, der so süß ist, so perfekt sein?
    Aber er war auch widersprüchlich. Er war leidenschaftlicher Hemingwayliebhaber und konnte sich darin verlieren über sein Lieblingsbuch Fiesta zu sprechen. Er war verwirrt darüber, dass ich Milan Kundera mochte.
    Die Austauschschüler verbrachten die ersten zwei Nächte in einer Jugendherberge in Tel Aviv. Wir nahmen an einer ganzen Reihe von Infoveranstaltungen teil und danach gab es ein großes formelles Abendessen. Dylan machte während des Essens einen sehr unbehaglichen Eindruck. Ich denke nicht, dass er solche formellen Veranstaltungen gewöhnt war. Danach gingen ein paar von uns in die Altstadt von Jaffa, die wir während der offiziellen Rundfahrt früher am Tage gesehen hatten. 
    Wir saßen am Pier und sahen auf das Mittelmeer hinaus. Er rauchte und wir unterhielten uns. Ich erzählte ihm von meinen Schwestern (von allen fünf) und er sprach von seinen Freunden. 
    „Irgendwie hat sich die Clique so ergeben“, sagte er. „Hauptsächlich eine Gruppe von Freaks. Alle waren Außenseiter in der Mittelstufe gewesen. Aber… Du weißt, wie es läuft. Eine falsche Person schläft mit der nächsten falschen Person und das große Drama beginnt.“
    Ich lachte. Ich hatte noch nie mit jemandem geschlafen, aber ich wusste alles über Dramen in der High School. 
    Ich schaute immer wieder verstohlen zu ihm rüber und ich wusste, dass er das Gleiche tat. Seine blauen Augen waren einfach unglaublich und er hatte beneidenswert langes Haar, das in lose Locken überging. Irgendwann ertappte ich mich dabei, das Bedürfnis meine Finger durch sein Haar zu fahren zu unterdrücken. Denn das wäre nicht gerade cool und vernünftig gewesen. Ich stellte sicher, dass wir genug Abstand hielten, denn wenn wir uns berührt hätten, hätte ich mich vermutlich in seine Arme geworfen. Oh Gott, das Gefühl war so intensiv. 
    Ich frage mich, ob es deshalb so schmerzvoll war, als wir uns trennten. Weil wir uns so schnell so sehr ineinander verliebt hatten? Ich hatte mich völlig in ihm verloren.
    Eines wusste ich sicher. Ich würde nicht zulassen, dass das noch einmal passierte.
    Als ich zurück in mein Zimmer kam war Kelly da. Sie lag auf ihrem Bett und starrte die Decke an. Sie lag ganz still, die Augen weit geöffnet.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich Kelly, außer wenn sie schlief, jemals völlig still erlebt hatte.
    „Kelly!“, frage ich. „Geht es dir gut?“
    Sie begann zu weinen.
    „Was ist los?“, Ich stellte meine Tasche ab und eilte zu ihr.
    „Joel“, sagte sie, und dann folgte ein neuer Schwall Tränen.
    „Oh, Liebes“, sagte ich und kletterte zu ihr aufs Bett.
    „Er braucht Abstand. Er möchte „das Spielfeld checken“, was auch immer das bedeutet.“
    „Mistkerl“, sagte ich „so ein Arschloch.“
    Sie heulte erneut los. War ich letztes Frühjahr auch so gewesen? Kein Wunder, dass sie ungeduldig geworden ist. Ich umarmte sie, sagte aber nichts.
    Nach ein paar Minuten hörte sie auf zu schluchzen und meinte: „Also, ähm, wie war dein Tag?“ Sie kicherte, aber es war kein gutes Kichern… eher so als würde sie hysterisch werden.
    „Tja“, sagte ich „Anscheinend hat Dylan Paris die Army verlassen und ist jetzt Student an der Columbia Universität. Wir haben den gleichen Job als studentische Hilfskraft.“
    Sie setzte sich abrupt auf. „Was? Oh mein Gott! Du willst mich wohl verarschen.“ Vermutlich konnten sogar die Nachbarn drei Blocks weiter sie noch kreischen hören.
    Ich nickte kläglich.
    „Es war megaunangenehm. Und… feindselig.“
    „Was hat er gesagt?“
    Ich schloss meine Augen und versuchte nicht zu weinen. „Er sagte, er hatte gehofft, dass wir uns nicht treffen würden.“
    Sie nahm meine Hand in ihre. „Oh mein Gott. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn mehr hassen könnte, als ich es sowieso schon tue, aber es geht. Komm lass uns gehen. Jetzt gleich. Wir gehen uns betrinken.“
    Ich nickte, denn in diesem Moment erschien es mir als die bestmögliche Idee.

Grundregeln (Dylan)

    „Ich denke wir brauchen ein paar Grundregeln“, sagte sie.
    Es war der dritte Vorlesungstag und der erste Tag, an dem wir richtig für Doktor Forrester arbeiteten. Forrester hatte eine
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