Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss nicht zu atmen

Vergiss nicht zu atmen

Titel: Vergiss nicht zu atmen
Autoren: Charles Sheehan-Miles
Vom Netzwerk:
Ich bin dran.“
    „Oh“, sagte sie. Sie grinste „Also gut. Du bist dran.“
    Ich versuchte mir eine gute Frage auszudenken aber das war ganz schön schwer. Immerhin schaute sie mich weiterhin an, und dann diese Augen! Außerdem roch ich einen Hauch von Erdbeeren. Warum in aller Welt roch sie nach Erdbeeren? Kam es von ihrem Haar? Wo auch immer der Geruch herkam, er war verlockend. Dieses Mädchen jagte mir eine Heidenangst ein. 
    „Was ist deine liebste Erinnerung?“
    Sie lehnte sich zurück und dachte nach, dann breitete sich ein wunderschönes Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
    „Das ist einfach“, sagte sie, „als ich zehn Jahre alt war lebten wir in Moskau. Mein Vater ließ mich zum ersten Mal an einer offiziellen Feierlichkeit teilnehmen. Es war… glamourös. Alle Männer und Frauen trugen Ballkleider und Smokings, und meine Mutter ließ mir extra ein eigenes Ballkleid schneidern. Als der Tanz begann, hat mein Vater mich aufgefordert und mit mir getanzt.“
    „Moskau? Ach du Scheiße! Was habt Ihr da gemacht?“
    „Mein Vater gehörte zum diplomatischen Corps. Und das war unfair, das war eine extra Frage.“
    Ihr Vater arbeitete für das diplomatische Corps, sagte sie beiläufig. Ach du Scheiße. Absolut eine Nummer zu groß für mich. 
    „Oh. Mist, tut mir leid. Okay… Du hast zwei Fragen.“
    „Na schön… Vor was hast du am meisten Angst?“
    Vor dir, hätte ich fast geantwortet.
    Ich holte tief Luft, und sagte dann ehrlich: „So zu enden wie mein Vater. Er war Alkoholiker.“
    Auf ihrem Gesicht zeigte sich ein Ausdruck von… Traurigkeit? Mitleid? Ich wollte kein Mitleid. Sie wechselte das Thema. 
    „Was war das Beste, das du jemals gemacht hast?“, fragte sie. 
    „Das Beste? Hmm…“, darüber musste ich kurz nachdenken. Ich grübelte kurz, dann sagte ich: „Ich war eine Weile obdachlos. Bin von der Schule abgegangen. Egal, manchmal wusste ich nicht wo ich schlafen würde, oder ob ich etwas zu essen haben würde. Eines Nachts fuhr ich in der MARTA… das ist unsere U-Bahn… einfach hin und her und versuchte ein wenig zu schlafen, bevor der Verkehr für die Nacht eingestellt werden würde. Sie schließen um 2:00 Uhr und ich saß in der Innenstadt fest, dann traf ich auf eine Familie. Sie waren alle obdachlos, genau wie ich. Eltern und zwei Kinder. Der Vater hatte seinen Job verloren. Aber ich arbeitete und hatte etwas Geld. Also lud ich sie zum Abendessen in ein Waffle-House Restaurant ein. Es war nicht viel… vielleicht zwanzig Dollar. Aber man konnte sehen, dass die Kinder nicht viel zu essen gehabt hatten. Sie waren so… dankbar.“
    Ich schloss meine Augen. Diese Kinder waren… überwältigend. Überwältigend in ihrer Not, und ihrer Liebe zu ihren Eltern und… einfach überwältigend. 
    Alex schaute mich an, als käme ich vom Mars. „Du warst obdachlos?“, fragte sie sehr leise.
    „Das waren schon zwei Fragen. Ich bin dran.“ Ich dachte nach und platze dann heraus: „Warum riechst du nach Erdbeeren?“
    Sie wurde rot, ein tiefes Rot. Oh. Mein. Gott. Warum hatte ich das nur gefragt? Idiot!
    Schlussendlich sprach sie, ein schüchternes Lächeln auf ihrem Gesicht: „Das ist, ähm, mein Shampoo. Ich mag Erdbeeren. Ich trage auch Erdbeerlipgloss.“
    Jetzt war ich kurz davor auszurasten. Denn allein der Gedanke an sie, und an Erdbeerlipgloss, war zu viel für mich. Ihre Lippen waren perfekt geformt. Und, um ehrlich zu sein, jedes Mal, wenn ich sie anschaute, hatte ich das Bedürfnis sie zu berühren. Einfach überall. 
    „Ich bin dran“, sagte sie und drehte sich zu mir um. Sie hatte diesen schadenfrohen Gesichtsausdruck. „Hast du eine Freundin?“
    In meinem Kopf begannen die Alarmglocken zu läuten. Ich sagte: „Ähm… nicht direkt. Ich bin mit einem Mädchen zusammen aber nicht sicher, was daraus wird, wenn es überhaupt irgendetwas wird.“
    Sie lächelte.
    Ich lächelte.
    „Und was ist mir dir?“, fragte ich. „Hast du einen Freund?“
    „So etwas Ähnliches“, sagte sie „ Ich bin mit einem Typen namens Mike zusammen, aber ich bin mir auch nicht sicher, ob es etwas Ernstes ist.“
    Ich schluckte. Sie hatte einen Mike zu Hause. Ich hatte eine Hailey zu Hause. Und diese Reise sollte nur zwei Monate dauern. Mein Gehirn sagte mir. Halt dich verdammt noch mal zurück, Dylan. Aber sind wir doch mal ehrlich. Ich war noch niemals wirklich schlau. 

Weinen: Das. Wird. Nicht. Passieren. (Alex)

    Okay, schauen Sie. Ich bin nicht unbedingt ein sehr emotionaler
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher