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Vergessene Küsse (Windham-Reihe) (German Edition)

Vergessene Küsse (Windham-Reihe) (German Edition)

Titel: Vergessene Küsse (Windham-Reihe) (German Edition)
Autoren: Emily Bold
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jungen Damen ihr Haar zu schlichten Kronen um ihren Kopf flochten, konnte Danielle mit ihren glänzenden Locken nicht brillieren.
    Mit einem beinahe mitfühlend zu nennenden Blick tätschelte Lady Lockworth nun Danielles kalte Hände.
    „Das ist nicht das Ende, Mädchen. Das Leben hat eben einen anderen Plan für Euch. Und nun zieht nicht so ein Gesicht, sondern kommt.“
    Damit zog die Baronesse Danielle hinter sich her durch den leeren Saal. Sie ließen sich ihre Mäntel geben, und die ältere Dame atmete erleichtert durch, als sie die Eingangsstufen hinabstiegen und sie dem Lakaien ein Zeichen geben konnte, eine Kutsche zu rufen.
    Gerade war Lady Lockworth eingestiegen, als Danielle etwas einfiel.
    „Mein Fächer!“, rief sie und zögerte. „Lady Lockworth, Ihr müsst mich kurz entschuldigen, ich habe meinen Fächer vergessen!“
    Aus den dunklen Tiefen der Kutsche drang ein unwilliges Schnauben, ehe die Baronesse den Kopf noch einmal herausstreckte.
    „Vergesst den Fächer! Ihr habt Dutzende und werdet sie ja doch nie wieder brauchen.“
    „Aber dieser war der schönste von allen! Ich bin gleich zurück!“, widersprach Danielle, raffte ihr nach neuester Mode geschneidertes, eierschalenfarbenes Kleid und eilte die Stufen hinauf, zurück in den hell erleuchteten Ballsaal.
    Nur einige Lakaien bemerkten ihre Rückkehr, denn alle anderen Gäste hatten sich inzwischen in den Garten begeben. Sie sah sich in dem leeren Raum um, die hellen Kandelaber über ihrem Kopf zauberten ein funkelndes Muster auf den Marmorboden, welches von den Spiegeln an den hohen Wänden noch tausendfach gebrochen wurde. Die Musiker stimmten in dieser kurzen Verschnaufpause ihre Instrumente neu, und nur das sachte Streichen des Cellisten war zu vernehmen.
    Mit schnellen Schritten durchquerte Danielle den Saal, und das Rascheln ihres Kleides erschien ihr so laut, dass sie fürchtete, doch noch die Aufmerksamkeit eines Gastes auf sich zu ziehen. Dabei wollte sie wirklich nicht noch einmal die mitleidigen Blicke der anderen Damen auf sich spüren, die ihr vom ersten Tag an mit unverhohlener Ablehnung begegnet waren.
    Auf dem Tischchen neben der zum seitlichen Garten führenden Terrassentür hatte sie ihren Fächer zuletzt gesehen, und tatsächlich sah sie die goldbraune Spitze unter dem üppigen Blumenbouquet liegen. Erleichtert nahm sie den Fächer an sich. Die goldene Stickerei eines Delfins inmitten schäumender Wellen hatte ihr vom ersten Moment an gefallen.
    Sie wollte gerade zurück zu Lady Lockworth eilen, als der erste Knall des Feuerwerkes der begeisterten Menge ein staunendes „Ohhhh“ entlockte. Neugierig sah Danielle durch die Scheibe. Purpurfarbene Sterne regneten vom Firmament, und große Traurigkeit ergriff von ihr Besitz. All diese Menschen hatten einen Grund zum Feiern. Nur ihr Leben war ein Trauerspiel. So traurig, dass sie es nicht einmal wert war, dieses Feuerwerk ansehen zu können. Eine goldene Fontäne ergoss sich über den Nachthimmel, und Danielle öffnete die Glastür. Langsam trat sie hinaus, den Blick gebannt auf den Zauber über sich gerichtet. Vergessen waren die wartende Baronesse, die ungewisse Zukunft und die traurige Tatsache, dass keiner der Herren ihr den Hof gemacht hatte. Sie öffnete ihr Herz für die Schönheit des Augenblicks und ließ die Magie des Himmelsfeuers ihre Seele verzaubern.
     
    Das warme Lachen einer Frau und gemurmelte Worte rissen Danielle aus ihren Träumen. Schnell trat sie in den Schatten einer großen Kübelpflanze und hielt den Atem an. Herrje, sie stand hier in der Dunkelheit, wie ein Dieb. Eine schwarzhaarige Schönheit mit leuchtend roten Lippen und schwarz umrandeten Augen trat auf die seitlich etwas abgelegene Terrasse, und ihr koketter Wink mit dem Fächer rief einen Mann heran.
    Danielle wünschte, der Boden möge sich auftun, als sie erkannte, dass die beiden sie nicht bemerkt hatten und allem Anschein nach vorhatten, auf die Regeln des Anstandes zu verzichten. Mit großen Schritten hatte der Mann die Dame erreicht und seine Hände um ihre schmale Taille gelegt. Mit heiserer Stimme sagte er etwas zu ihr, und sie warf verführerisch ihren Kopf zurück, sodass der Herr sogleich ihren Hals küsste. 
    Danielle sah die Frau mit großen Augen an. Sie war perfekt. Ihr rotes Kleid, beinahe unanständig tief ausgeschnitten, ihr Haar in einer offenen Kaskade eine zur Schau getragene Rebellion gegen die Konventionen. Als der Mann ihr nun das Kleid von der Schulter streifte und ihre
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