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Vergessene Küsse (Windham-Reihe) (German Edition)

Vergessene Küsse (Windham-Reihe) (German Edition)

Titel: Vergessene Küsse (Windham-Reihe) (German Edition)
Autoren: Emily Bold
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aussah, hatte man ihn erwartet. 
    Der steife Butler mit dem ordentlich getrimmten Schnauzbart und einer schlichten Livre bat Devlin herein und schloss gerade die Tür hinter ihm, um die Schneeflocken auszusperren, als eine Frau in die Halle eilte.
    „Sally, Joseph, weiß einer von Euch, wann dieser Brief kam?“, fragte die Frau, ganz vertieft in die Betrachtung des Schriftstücks, welches sie nun in die Höhe hielt. „Ein gewisser Lord Weston, Earl of Windham, kündigt seinen Besuch an“, erklärte sie, noch immer ratlos auf den Brief blickend. „Das fehlt mir gerade noch!“
    Josephs doch sehr verlegenes Räuspern schaffte es schließlich, wenn auch etwas zu spät, um die peinliche Situation noch zu verhindern, dass die Frau das Blatt sinken ließ und aufsah.
    Als sie den Gast bemerkte, fuhr sie erschrocken zusammen, und das Blut schoss ihr in die Wangen.
    „Mylady, Ihr habt Besuch. Gerade bat ich den Herrn herein“, erklärte Joseph um Haltung bemüht.
    Devlin trat nach vorne und reichte der ganz in Schwarz gekleideten Frau die Hand. 
    „Lady Langston, bitte entschuldigt den Überfall. Wie ich sehe, erfahrt Ihr gerade erst von meiner Absicht, Lord Langston einen Besuch abzustatten. Ich bin untröstlich, Euch derart zu überfallen, aber es ist eine Angelegenheit höchster Dringlichkeit, die mich hierhergeführt hat.“
    Sein besonderes Lächeln, so hoffte er, konnte die Dame des Hauses beschwichtigen und sie veranlassen, Lord Langston über seinen Besuch zu unterrichten.
     
     
     
    Danielle schwankte. Die Halle schien sich um sie zu drehen, seit der Besucher ihre Hand ergriffen hatte, und sein Lächeln brachte sie beinahe zu Fall. Unsicher sah sie dem Fremden in die Augen und schüttelte fassungslos den Kopf. Das war unmöglich! Die Erlebnisse des Tages waren anscheinend zu viel für ihre Nerven. Ganz sicher irrte sie sich! Dieser Mann vor ihr, wie war noch gleich sein Name gewesen? Lord Weston? Das konnte unmöglich derjenige sein, für den sie ihn hielt. Sie bemerkte das hysterische Lachen, welches ihrer Kehle entwich, aber sie schaffte es nicht, es zu unterdrücken.
    „Lord Weston, es tut mir leid, aber mein Mann wird Euch leider nicht empfangen können“, erklärte sie, noch immer darum bemüht, sich ihren Aufruhr nicht anmerken zu lassen. Das war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, denn wie vor zehn Jahren wünschte sie nur, der Boden möge sich unter ihren Füßen auftun und sie verschlingen. 
    Aber natürlich war ihr auch diesmal das Schicksal nicht wohlgesonnen, und so geschah nichts dergleichen. Stattdessen richtete sich Lord Weston zu seiner wirklich beeindruckenden Größe auf und sah mit einem leichten Anflug von Ungeduld auf sie herab.
    „Lady Langston, Ihr missversteht mich . Ich bin von weit hergekommen, um mit Eurem Mann zu sprechen. Ich werde nicht unverrichteter Dinge abreisen..“
    Danielle schüttelte den Kopf. Obwohl sie beileibe nicht mehr das junge Ding war, welches vor so langer Zeit die Bekanntschaft dieses Herrn gemacht hatte, wagte sie es kaum, ihm ins Gesicht zu sehen.
    „Nein, Lord Weston, Ihr missversteht mich! Mein Mann weilt nicht mehr unter uns. Er ist vor drei Monaten von uns gegangen. Es tut mir sehr leid, Euren Brief erst jetzt bemerkt zu haben, sodass ich Euch nicht früher informieren konnte, aber Ihr habt den Weg umsonst gemacht. Bitte, geht nun! Da mein Sohn ebenfalls nicht im Haus ist, wäre es nicht schicklich, Euch für die Nacht ein Gemach anzubieten, aber im Ort gibt es ein formidables Gasthaus. Lebt wohl, Lord Weston.“
    Mit einem steifen Nicken, fest zusammengepressten Lippen und vor der Brust verschränkten Armen wartete sie nun auf seinen Rückzug. 
    „Mein Gott!, wie furchtbar. Bitte erlaubt, dass ich Euch mein Beileid ausspreche. Hätte ich natürlich eine Ahnung gehabt, dann …“
    „Macht Euch keine Vorwürfe. Ihr konntet es ja nicht wissen. Ich bedauere sehr, dass Ihr umsonst hergekommen seid“, fühlte Danielle sich dennoch zur Höflichkeit verpflichtet. Denn entweder spielte ihr überreiztes Gehirn ihr einen Streich und der Mann vor ihr war nicht der Mann von dem Ball, oder er konnte sich nicht an sie erinnern. Wie sollte er auch, schließlich war sie ein unscheinbares Ding ohne jeden Vorzug gewesen und er ein erfahrener Mann, der sicher die Gesellschaft von vielen Frauen genossen hatte. Frauen, die es wert waren, in Erinnerung behalten zu werden.
    Mit einer formvollendeten Verbeugung und einem Handkuss verabschiedete sich der ungebetene
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